Dive! Tutukaka







Da ist er. Der 25. 11., der Tag, an dem ich tauchen sollte. Nachdem ich den Samstag mit einer längeren Wanderung zu Tutukakas Leuchtturm (ihr erinnert euch? Jenen, den wir aufgrund des schlechten Wetters auslassen mussten) verbunden hatte, übermannte mich die Müdigkeit schon gegen 18 Uhr. Während ich Jules Vernes 20.000 Meilen unter dem Meer las, nickte ich mehrfach ein und beschloss, mich einfach ins Bett zu legen. Keine so gute Idee, denn gegen 2 Uhr morgens wurde ich wach und beschloss, den nächsten vier Stunden den einheimischen Tieren und ihren Lauten zu lauschen. Da wären Kühe, Papageien, Enten, komische Quietschdinger und laute komische Quietschdinger. Vielleicht war es ja auch ein bisschen die Aufregung, schließlich musste ich am Vortag ein langes Formular mit blöden Fragen über meinen Gesundheitszustand ausfüllen. Scheint gar nicht so einfach zu sein, das Tauchen. Wer weiß schon, wie es abläuft? Werden die anderen Taucher über mich lachen? Und besteht da eine Gefahr für mein Trommelfell? Und wie anstrend wird es und überhaupt? Naja, gegen 6 Uhr beschloss ich, einfach aufzustehen und das Beste aus der restlichen Zeit bis zum Einchecken um 8 Uhr zu tun. Nach der Morgentoilette und einem knappen Frühstück (jetzt merkte ich, dass ich WIRKLICH aufgeregt war) machte ich mich auf die Socken (die neuen, warmen Hikingsocken, die sind echt gut!).












Am Treffpunkt angekommen warteten allerhand hübsche Frauen, coole Typen und viele unsichere Menschen, die gerade dabei waren, ihre Taucherausrüstung einzupacken. Ich schloß mich an und eine nette Dame erklärte mir, wie ich in meine Taucherausrüstung rein und (viel wichtiger) wieder rauskomme. Der wohl anstrengendste Part einer jeden Tauchfahrt! Nach einer kurzen Einführung wars dann soweit, es ging auf die Calypso (ja, so wie das Schiff von Jacques Cousteau!).











Der Skipper begann mit einer (sehr lustigen) Einführung der Sicherheitsvorkehrungen und begrüßte mich als einzigen Taucher ohne Erfahrung.











Neben einem ganzen Trupp von Leuten, die ihren letzten Tauchgang machten um im freien Wasser tauchen zu dürfen, war ich mit einer Schnorchlerin und 5 erfahrenen Tauchern zusammen, die sich alle mehr zurückhaltend als offen zueinander verhielten. Kurz nach dem Start kam dann auch schon Laurent, mein Assistent und Helfer zu mir und erklärte mir die Basics. Also auf welche Art meine Lungen explodieren, wenn ich vergessen würde, auszuatmen. Er brachte mir 3 Regeln bei, die ich mir einfach nicht in seinem Wortlaut merken konnte, auch wenn ich natürlich begriff, was zu tun war. Mittlerweile kann ich sie auswendig: nicht den Atem anhalten. Konstant ein- und ausatmen und miteinander kommunizieren. EASY! Da Laurent noch ein paar andere Leute bei ihrem letzten Tauchgang betreute, sprachen wir ab, das ich zuerst Schnorcheln werde und als letztes einen etwas längeren Tauchgang durchmachen würde.











Klang für mich gut, so konnte ich mich, da ich noch keinerlei Tauch-sowie Schnorchelerfahrung hatte, erst einmal an die Wetsuite und die Unterwasserwelt gewöhnen. Nach einer kurzen Einführung über die Poor Knights Islands vom supersympathischen Skipper wars dann soweit: ich begann, vorerst nur die Oberfläche der unberührten, einst von Captain Cook (wem sonst) entdeckten Insel zu erkunden, welche Jacques Cousteau so oft und so gern bereist hat. Und Schnorcheln ist einfach super easy. Taucherbrille und Schnorchel auf und ab. Einfach paddeln und staunen. Aale, Snapper, Schnecken, riesige Quallen, ein kleiner Oktopus, große Fischschwärme, all das wuselte in einem lebhaften Taumel unter mir herum und lies sich unbeeindruckt bestaunen. Ohne es zu merken trieb ich über eine Stunde starrend umher und erkundete kleine Höhlen, Seegrasverstecke und Paarungsplätze von Schnecken (sorry for that, guys!). Letztendlich musste mich jemand mit dem Kanu zurückholen, da ich glatt die Zeit vergessen hatte. Ich machte mich auf den Rückweg und freute mich auf den heißen Kakao und das vegetarische Lunchpaket, das auf mich wartete.

















Auf dem Schiff angekommen sah ich nur glückliche Gesichter. Die Taucher und die Crew haben wie ich eine Menge gesehen (leider weiß ich nicht von allem den Namen), das Wetter wurde besser und besser und der Skipper freute sich, das ich ihn mit neugierigen Fragen über Jacques Cousteau, den Poor Knights und seiner Skipperkarriere löcherte. Nach einer Exkursion in eine Höhle und einem anschließenden Trip zwischen einigen der Inseln suchten wir den nächsten Tauchspott. Laurent nahm mich noch einmal bei Seite und erklärte mir, was im Notfall zu tun sei, sollte ich einmal Wasser in die Brille bekommen oder das Luftdings verlieren. In Hand um drehen hatte ich es raus und wir gingen auf den ersten Tauchgang, tiefer und tiefer ging es, ich hatte mit dem Druckausgleich etwas zu kämpfen, war ich doch eine solche Tiefe und solch einen immensen Druck nicht gewöhnt. Sofort schossen mir die Taucheranzüge von Captain Nemo in den Kopf, in denen sie durch die Unterwasserwälder streiften und Tiere mit Elektroschocks erlegten. Da ich meinen Elektroschockfischerleger zu Hause vergessen hatte und ich sowieso nicht so sehr im Erlegen der Flossentierchen-Buisness bin, beschloss ich, mich mit Staunen zufrieden zu geben. und da war er auch, der erste Unterwasserwald. Riesige Pflanzen wabberten in einem gleichmäßigen Rhythmus von links nach rechts und boten unzähligen Unterwasserorganismen in glasklarem, himmlisch blauem Wasser Schutz! Wir sahen uns das im Detail an und entdeckten seltene Schnecken, Seesterne, einen Seeigel, eine zwei Meter lange Moräne und einige riesige Snapper. Als wir weitertauchten, entlang eines Bogens, tat sich auf einmal ein riesiger Schwarm Fische über uns auf. Laurent grabschte meine Ausrüstung und zog mich zu ihnen hin und wir paddelten mit gemütlichem Tempo durch den Schwarm hindurch. Verfolgt von blöd schauenden Fischen, deren Ruhe wir gerade störten, überwältigte mich das Gefühl von absoluter Freiheit. Ich spürte, das ich, wenn auch nur langsam, gerade eine ganz neue Welt betreten hatte, die im Ganzen wie auch im Detail eine malerische Kulisse darstellt, die zu Entdecken eine Ewigkeit benötigen würde. Je näher ich an die Felsen der Poor Knights kam, desto mehr kleine Details offenbarten sich. Feine Korallenablagerungen, Fische in kleinen Höhlen oder unter kleinen Kanten, winzige Quallen, die von größeren Fischen verspeist wurden, größere Fische, die die kleinen Fische verspeisten, wo ich auch hinschaute war Leben und Tod pur. Laurent zog mich weiter in eine Tiefe, die ich mich selbst nicht getraut hätte, da sie sehr dunkel war. Er manövrierte mich an eine Wand, in der ein Loch auszumachen war. Wir tauchten ein, verscheuchten ein paar Fische und als ich nach oben sah, sah ich mich auf einmal selbst! EINE UNTERWASSERHÖHLE! Voller Neugier schwammen wir hin und Laurent nahm seine Beatmung ab und sagte mir, dass ich mich sehr gut anstelle. Und diese Höhle hier sei eine sehr seltene Möglichkeit, sieben Meter unter dem Meeresspiegel Luft zu bekommen. Ich war ganz hin und weg. Die Poor Knights Islands sind eine der wenigen Überbleibsel eines Jahrtausende alten Vulkans, der mit einem Durchschnitt von über 28 km zu den fruchtbarsten Regionen der Welt gehörte. Die Poor Knights sind noch heute fast komplett unberührt, von ein paar Maori, die vor ca. 200 Jahren darauf gelebt hatten einmal abgesehen und den Schweinen, die Cook einst hier zum Handeln ausgewildert hatte, die nun aber nicht mehr existieren. Unfassbar, was die Natur über all die Jahre erschaffen hat! Mit dieser Gedankenblase ging es wieder Unterwasser und wir bestaunten einen kleinen Oktopus. Umschwommen von einigen Snappern war es nach gut 40 Minuten langsam Zeit, wieder zurück zum Boot zu schwimmen, als plötzlich direkt vor meinen Augen eine riesige Luftblase auftauchte. Ein Seevogel schnappte sich einen der Snapper in einem fantastischen Unterwasserkampf. Nach einigen Rollen tauchte er mit erstaunlichem Tempo wieder auf. WOW! Nach gut zwei Minuten merkte ich dann auch die Wasseroberfläche an meinem Rücken. Wir waren zurück. Ein bisschen traurig aber auch erleichtert, das alles gut gegangen ist und ich soviel sehen konnte, pellte ich mich aus dem Anzug und setzte mich an Deck, um den restlichen Geschichten vom Skipper und den anderen Tauchern zu lauschen und Bekanntschaft mit einem Kiwi und einer Kanadierin zu machen, die ihre Tauchscheine gerade erst gemacht hatten. Meine Gedanken waren jedoch noch in der Höhle. Vielleicht kann sie ja der nächste Taucher, der diese geistige Oase entdeckt, mitnehmen und zu mir zurückbringen. Aber eigentlich möchte ich sie da lassen.





MerkenMerken

Kommentare

  1. Hört sich so spannend an! Tauchen fände ich auch spannend, obwohl mir da ein, zwei riesige Viecher einfallen würden, denen ich ungern begegnen würde. xD Aber man merkt, dass du glücklich bist. Auch schon beim letzten Artikel. ;-) Es ist schön, dass du über deinen Schatten gesprungen bist und das mit dem Tauchen einfach durchgezogen hast. Es ist auf alle Fälle eine Erfahrung,die dir immer bleiben wird!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts