Cape Rainga

17.11. - Samstag


Nachdem wir die letzten Tage im eher umspektakulären Paihia verbracht haben, haben wir uns entschlossen, nach Cape Rainga zu fahren. Zuvor haben die Anderen sich nach möglichen Arbeitsplätzen in Paihia und Kerikeri umgesehen. Ursprünglich wollte ich auch nach Arbeit suchen, doch die Gegend hat mir wenig gut gefallen und ich konnte mir nicht vorstellen, hier für längere Zeit auszuharren. Zumal sich die Dauer mit meinem Date mit einer gewissen Grimes in Auckland überschnitten hätte, die ich am 14. Dezember hoffentlich besuchen werde. Wie dem auch sei, ich suchte nach alternativen Aktivitäten und da hat es ganz gut gepasst, dass wir übers Wochenende erst einmal an den nördlichsten Zipfel Neuseelands fahren wollten, ca. 200 km entfernt von Kerikeri. Auf dem Weg dahin gab es einen recht günstig gelegenen DOC-Campingplatz, eine Art Grünfläche mit kalten Duschen und Plumsklo, auf denen man es wunderschön aushalten kann, so wie wir es schon in Whananaki und Waipu getan haben. Nicht selten am Strand, bevölkert von unendlich vielen Vögeln und saftigem, weichem und gemütlichem Gras. Nach einer Nacht in der nähe vom Doubtless Bay sind wir dann aber endlich die letzte Landzunge in den Norden gefahren. Die letzten 100 km waren eine Augenweide, man fühlt sich zwischen Bergen, Schilf, kleinen Seen und Meereszungen sofort wohl. Nach und nach wurde es aber immer bewölkter und vor allem windiger. Als ob uns jemand daran hindern wollte, den Leuchtturm am nördlichen Punkt zu erreichen. Endzeitstimmung am äußersten Rand der Welt machte sich breit. Unsere Pestbeule kämpfte sich jedoch tapfer vor, mit mir am Steuer dem Wind trotzend! Nach gut 2 Stunden fahrt waren wir endlich ankommen und ich konnte es kaum warten, loszugehen, denn dieser Ort ist einer der sagenumwobensten Orte in Neuseeland. Hier sollen die ersten Maori gelandet sein und hier werden die Seelen auf ihre Heimreise geschickt, wenn ein Mensch stirbt. Sie Segeln aufs weite Meer hinaus. Am Grund der Felsen gibt es zwei Quellen und einen uralten Baum, die die magische Atmosphäre dieses heiligen Ortes unterstreichen. Andächtig bewegten wir uns fort, sofern das möglich ist, wenn man von einer 10 köpfigen Japanergruppe begleitet wird, die sich ständig gegenseitig fotografiert. Das hat uns aber nicht betrübt, denn wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Im vom Wolken umgebenen Cliff offenbarte sich ein Blick auf das Zusammenlaufen der Tasman-Sea mit dem Pazifischen Ozean. Riesige Wellen und Wirbel bildeten sich vor unseren Füßen und gaben zusammen mit dem Leuchtturm ein fantastisches Motiv. Ich war lange nicht mehr so glücklich und die zähe Jobsuche der anderen war im Nu vergessen. Möwen schwebten vereinzelt in der Luft und der Wind hat mehrfach versucht, mir die Mütze vom Kopf zu schubsen. Herrlich melancholisch. Ein Grinsen machte sich breit. Dieser Ort ist so schön, dass ich beschlossen habe, am kommenden Tag nach unserer Übernachtung am nahegelegenen DOC von dort aus zurück nach Kerikeri zu laufen. Ein Schild besagt, das man ca 2-3 Tage bis zum Festland benötigt, ich hab mich jedoch auf 4-5 eingestellt und ausreichend Essen eingepackt. Ich folge somit dem Anfang des te Araroa, dem Pfad, der vom Kopf bis zum Fuss Neuseeland erkundet. Ca 3000 km ist er lang, ich werde davon vorerst etwas mehr als 100 beschreiten, entlang am Ninety Mile Beach. Ehrlich gesagt spiele ich sogar mit dem Gedanken, das ganze Stück zu gehen. Zeit hätte ich und mein Gepäck ist nicht so unfassbar schwer, aber ich bin mir noch nicht sicher. Von hier an beginnt aber eine eigene kleine Pilgerreise in mich selbst. Ich bin gespannt, was mich am Ende des Pfades auf mich wartet.

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