favourite movies / shows 2018

Das Jahr neigt sich dem Ende und es wird Zeit, die letzten Monate Revue passieren zu lassen. Und dazu gehört nicht zuletzt eines meiner liebsten Hobbies. Die unzähligen Filme die ich mir in dieser Zeit angeschaut habe waren eine willkommene Abwechslung und Erholung vom stressigen und ereignisreichen Alltag. Ich würde auch sagen, dass dieses Jahr so anstrengend war wie noch nie: Personalwechsel, viele kleine und große Reisen und einfach viel viel Arbeit. Mit zwei Jobs die ich sehr gerne mache, die aber jeden Tag etwas ganz anderes abverlangen und noch vielen Hobbies und Interessen denen ich nachgekommen bin war es gar nicht so einfach, mich all den Filmen oder gar Serien zu widmen, die ich so gerne sehen wollte. Aber die, in die ich es dann doch geschafft habe, haben sich fast alle wirklich gelohnt, wie man nun unschwer der untenstehenden Liste entnehmen kann. Dieses Jahr war ein, besonders aus feministischer Perspektive, extrem gutes Kinojahr und bot soviel Gedankenfutter wie schon lange nicht mehr. Ich habe mich so häufig dabei ertappt, dass ich im Nachhinein noch über den Film nachzuforschen begann, mit meinen (Film-)Freundinnen und -freunden ewig darüber diskutiert habe oder die nachfolgende Lektüre zum Thema aufgenommen habe. Und das war es Wert, denn viele Filme haben erst dann ihre Kraft entfaltet. Und auch wenn es nicht so ein absolutes Nerdjahr wie 2017 war, gab es doch viele Genrebeiträge und vor allem die Gruselfilme haben in diesem Jahr ein wahres Hoch erlebt. Nicht zu vergessen war dabei natürlich die bezaubernde Begleitung, sei es bei der Berlinale, im heimischen Kino oder jene Menschen aus der Ferne, deren Besuch immer mal wieder Anlass für einen Kinobesuch waren. Danke für die fantastische Zeit und dem geteilten Kosmos! Ich wünsche euch nun viel Spaß beim Stöbern, Anregung suchen und diskutieren. Ich würde mich wie jedes Jahr über eure Empfehlungen und Tipps freuen. Was waren eure liebsten Filme/Serien für 2018, welche Filme hängen euch noch nach und worauf wartet ihr sehnsüchtig im neuen Jahr?

Für all jene, die Listen gern haben gibts übrigens hier eine Sammlung meiner Listen jener Filme, die mir die letzten Jahre versüßt haben. Viel Spaß!










Lieblingsserien




The Handmaids Tale


Die wohl beste Serie der letzten Jahre. In einer dystopischen Welt werden Frauen zu Brutkästen versklavt. Toll fotografiert von Reed Morano und famos erzählt. Die Darstellerinnen und Darsteller überragen und das Thema ist brisant und aktuell.







The Deuce

Die zweite Staffel von The Deuce ist raus und erzählt nach der ersten Staffel (70er) das Leben rund um die Sexarbeiterinnen New Yorks in den 80ern. The Wire-Schöpfer David Simon erzeugt auch hier herzliche Charaktere und entfaltet ein Epos um Liebe und Leidenschaft in Abgrenzung zu leidenschaftslosem Sex und Gewalt. Ganz fantastisch und wohl eine der Serien, die nie zu ihrem Ruhm finden werden, den sie verdienen.




Sharp Objects

Mit Sharp Objects wird das nächste Buch von Kritikerliebling Gillian Flynn verfilmt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, starke und spannende Frauengeschichten zu erzählen. So auch hier, die Serie hat einen extrem hochwertigen Charakter (HBO sei Dank) und zaubert eine immersive Geschichte um die gebrochene Journalistin Camille, gespielt von Amy Adams, die über einen Mordfall in ihrer Heimatstadt berichten soll. Dabei gerät sie immer wieder an ihre Familie, mit der sie gar nicht kann. Toll! Bis nach dem Abspann dran bleiben!!





Spuk in Hill House


Diese Serie hat mich überrascht. Das erste Mal, dass man es schafft in einem Serienkonzept eine gute und spannende Serie umzusetzen, die Horror und Grusel im Mittelpunkt stehen hat. Dabei sind die Gruselszenen gar nicht das herausragende, sondern die clevere Art, die Geschichte zu erzählen und die vielen frischen Ansätze, um die jeweiligen Charaktere der Großfamilie zu entfalten. Es gibt zwar ein paar Längen aber was hier inszenatorisch abgefeuert wird entschädigt für die leichten Mängel an der sonst so gelungenen Handlung! Famos







Lieblingsfilme


1. Les Faux Tatouage - Fake Tattoos





Mein wohl liebster romantischer Schmuseknutschfilm des Jahres. Die wunderschöne Rose-Mary Perreault (ich geb zu, ich bin Hals über Kopf verknallt und mordsmäßig verliebt) spielt Mag, die zufällig nach einem Metalkonzert den schüchternen aber ultrasüßen Theo kennenlernt und sich über sein unechtes Tattoo lustig macht. Es entfaltet sich ein extrem gewitzter und charmanter Abend und wir werden den Rest des Filmes diesen beiden zauberhaften Charakteren an den Lippen kleben bleiben und mit ansehen, wie die emotionale Achterbahn ihre Fahrt aufnimmt. Der Film ist nicht nur schön anzusehen sondern auch wirklich clever, irgendwo zwischen Coming of Age, RomCom und Drama erzählt dieser Film mit kanadischem Charme einen kleinen aber wirklich herzlichen Film, der mir die Berlinale absolut versüßt hat und bis heute nachhängt!



2. Lady Bird





Die charmante Greta Gerwig glänzte in den vergangenen Jahren in vielen Indieperlen, etwa Frances Ha, Jahrhundertfrauen (sehr empfehlenswert!), Maggies Plan oder Wiener Dog, durch ihre neurotischen Rollen machte sie zu einer sympathischen Version eines Woody Allen. 2018 sollte ihr erster eigener Film auf die große Leinwand kommen und man hat der mächtig eingeschlagen! Mit einem der besten Rotten Tomato Scores (99%!!), einer wahnsinnigen 7,5 bei IMDB und extrem positiven Reviews war die Erwartungshaltung entsprechend hoch, zumal der Film bei uns verhältnismäßig spät im internationalen Vergleich startete, weshalb die Wartezeit fast unerträglich war. Doch der Film wird seinen Vorschusslorbeeren mehr als gerecht: mit einer auftrumpfenden Saoirse Ronan, die in einer von Greta Gerwigs Biografie inspirierten Coming of Age Geschichte das Erwachsenwerden und den Abgrenzungsprozess zu den Eltern schildert, wurde mir im Nu mein Herz erobert. Zwischen Bauchschmerzen vor Lachen und Tränen im Auge saß ich im Kino und schaute, wie sich eine extrem kluge wie emotionale Charakterstudie entfaltet, die nachfühlen lässt und einen besonderen Blick auf eine weibliche Biografie erlaubt. Ein absoluter Höhepunkt, der mit Charme und Witz noch lange im Herzen ruht und mit Sicherheit dafür verantwortlich ist, dass sich die Zuschauenden endlich mal wieder bei ihrer Familie meldeten. Da bin ich mir sicher. Absolute Empfehlung!



3. Three Billboards outside Ebbing, Missouri





Diese Perle mit sperrigem Namen wartet mit dem wohl besten Casting des Jahres auf und wird zurecht von Frances McDormand zu den Oscars geführt (eine innige Liebe verbindet mich seit Fargo zu ihr). Dieser skurrile wie tiefgehende Film hat alles: Spannung, Charme, Witz, Emotionen und eine wirklich gute Geschichte. Eine Mutter verliert ihr Kind und die lokale Polizei sitzt es aus. Sie wird rasend vor Wut, doch statt die Hände in den Schoß zu legen, ergreift sie selbst die Initiative. Dieser Film ist ein absoluter Höhepunkt und wird zurecht mit Lobeshymnen besungen, besonders auch deshalb, weil der Film tiefgründiger ist als man glaubt. Es geht um Reue, um Loslassen, um Groll und wie man damit umgeht. Ein Schlag in die Magengrube ist das Ganze dennoch, aber eben auch einer der besten Filme 2018. Für Fans von Brügge sehen und Sterben ein Muss!



4. Suspiria





Suspiria war für mich ein lang ersehnter und mit extrem hohen Erwartungen versehener Film, der es dann trotzdem noch schaffte, mich zu überraschen und kalt zu erwischen. Luca Guadagnino, der meinen letztjährigen und mittlerweile zu den all-time Lieblingsfilmen zählenden "Call me by your Name" auf die Leinwand zauberte, hat sich dem 70er Jahre Quellmaterial des ursprünglichen "Suspiria" von Dario Argento, der durch unfassbare audiovisuelle Darbietung glänzte, so clever angenommen, dass ich tief beeindruckt und noch lange bewegt war. Im Zeitalter von plumpen Remakes, die fast immer ein inhaltliches Downgrade bedeuten, hat Guadagnino sich dem Feminismus mit psychoanalytischem Subtext genähert und anhand von Freud und Jung an eine extrem spannende Deutung der Weiblichkeit gewagt, die fast ausschließlich weiblich besetzte Darstellerinnenriege mit einem ganz anderen Blick würdigt: nahezu asexuell aufgeladen dafür selbstbewusst, bedrohlich, enigmatisch und rebellisch geraten hier unterschiedliche Frauen in einer Tanzschule aneinander und tragen einen Machtkampf aus, der mystisch und bedeutungsvoll ist. Ich möchte über den Film nicht viel verraten, außer, dass es eine extrem heftige Szene gibt, die mehr als gruselig und ekelig ist, die den Film nicht nur zu einem Grusel- sondern auch zu einem Horrorhighlight macht, der sich nicht auf Schaueffekte reduziert, sondern auch noch inhaltlich glänzt. Das ist vielleicht nicht für jede/n etwas. Darüber hinaus ist die Darstellerinnenriege aber wirklich toll und lässt keinen Wunsch übrig. Einziger Kritikpunkt sind die schlechten (sicherlich absichtlichen) Zeitlupeneffekte, die sich dem Look and Feel der 70er annähern soll, aber für mich einfach nicht funktioniert. Dennoch: extrem sehenswert und es sei im Anschluss noch weitere Lektüre zur Deutung empfohlen!




4. Hereditary





Nach Suspiria ein weiterer Gruselfilm, der als Regiedebut eine unfassbare Leistung darstellt und sich aus meiner Sicht den vierten Platz mit Suspiria teilen muss. Statt in die Kerbe der unzähligen, meist zu simplen und eher übertriebenen Horrorfilme wie Annabelle, Conjuring und ähnlichen "JumpScare" Filmen einzuschlagen, bedient sich Regisseurdebutant(!) Ari Aster seinem phänomenalen Cast (durch die Bank weg überzeugend Toni Colette, Milly Sharpiro, Alex Wolff und Gabriel Byrne) und entfaltet in einem fast schon kammerfilmartigen Setting mit Hilfe von einzigartigen Kameraperspektiven, minimalistischen Tonkonstruktionen, gruseligen Miniaturen und einigen der ekligsten Szenen der letzten Jahre ein einnehmendes Gruselszenario, dass sich von Familiendrama hin zu einem wahren Horrororkan entwickelt und einem kalte Schauer über den Rücken jagen lässt. So gut! Inhaltlich sei soviel verraten: Annie, Mutter einer 4-köpfigen Familie, verliert ihre Mutter, die bei ihrer Familie lebte und zu der sie ein scheinbar angespanntes Verhältnis hatte. Und obwohl die Mutter tot ist, scheint sie nach wie vor ihren Kontrollzwang auf Annie und ihre Familie auszuüben. Was ist das für ein seltsames "Vermächtnis", welches sie zurücklässt? Die letzte halbe Stunde wird euch den Puls in die Höhe jagen, haltet euch gut fest! Absolutes Filmhighlight und Gruselhöhepunkt, der sich mit The Shining und Rosemaries Baby messen darf!



5. Minatomachi - Inland Sea






Meine wohl liebste Doku heißt Minatomachi oder "Inland Sea": das japanische Dokupärchen Kazuhiro Soda und Kiyoko Kashiwagi zieht von Geschichte zu Geschichte und die Beiden haben ihre ganz eigenen Dokuregeln. Statt im Film unbeteiligt zu sein interagieren sie mit ihren Subjekten und erzählen damit überraschend persönliche wie immersive Geschichten, die wirklich ans Herz gehen.In Minatomachi besuchen sie eine japanische Insel, die von Überalterung bedroht wird und bei der abgesehen vom Fischfang kaum noch etwas passiert. Und so folgt das Pärchen zu Beginn dem uralten, schwerhörigen aber unfassbar charmanten Fischer, der jeden Morgen aufs Meer fährt, um seine Fallen zu prüfen und ein paar popelige Fische zurückzubringen, während ein paar Meilen weiter riesige Frachter das Meer leerfischen. Es wird immer weniger, was er mit nach Hause bringt und er hält sich gerade noch so über Wasser, sein Buckel ist unendlich rund und viel bekommt er nicht mit, aber glücklich ist er. Nach und nach verfolgen wir, wie der Fisch den er gefangen hat, auf der Insel seine Runde macht und immer wieder treffen wir diese alte Frau, die nach viel Aufmerksamkeit sucht und sich ein fürs andere Mal in die Doku drängt. Sie ist (neben der vielen Katzen) der heimliche Star, offensichtlich mit psychischen Problemen und wenigen Menschen, die sich um sie kümmern, man kommt aber einfach nicht umher, sie ihn ihr Herz zu schließen. Dieser Einblick in einen Teil der japanischen Kultur hat mich tief berührt und mitgenommen, ich habe im Anschluss noch viel mit dem Regisseur auf der Berlinale erzählt und möchte unbedingt schauen, was er noch so rausgebracht hat. Ganz große Empfehlung für jene, die sich gerne mit Japan auseinandersetzen oder einfach gerne umher streunen.



6. Annihilation





Oh wie habe ich diesem Film entgegengefiebert. Alex Garland (Ex Machina) hat sich dem einnehmenden mind-fuck Buch von Jeff VanderMeer angenommen und ein traumartiges Prisma über Verlust, Tod, Verfall und Anpassung kreiert, das ein absoluter Genregrenzgänger ist. Irgendwo zwischen Mystery, Horror, Drama und Science Fiction erzählt Garland von einem Forschungstrupp Frauen, die in eine Kuppel eindringen, in der sich die biologischen Bedingungen von Flora und Fauna auf den Kopf zu stellen scheinen. Hier sind schon viele Teams verschollen, unter anderem der Mann von Natalie Portmans Hauptcharakter Lena. Was ist mit ihm geschehen? Der Film adaptiert das Buch ( den ersten Band einer Trilogie) nur rudimentär und entwickelt es traumartig weiter und es macht Spaß, diese visionäre Geschichte zu dechiffrieren, aber er ist eben auch sehr eigen und nicht für jede Person zugänglich. Für mich ein absolutes Genrehighlight.



7. The Killing of a sacred deer





Yorgos Lanthimos ist ein Meister der psychoanalystischen Kryptik. Nach The Lobster und Dogtooth ist er auch bei diesem Film in seiner eigenen Welt voller Referenzen an griechische Götter und Sagen und zeichnet mit einem enigmatischen und unsympathischen Colin Farrell eine interessante Charakterstudie und ein Psychogramm einer gefühlskalten Welt. Die Statik dieser Umgebung, das herzlose Miteinander der Charaktere markieren einen Alptraum und Lanthimos fängt dies in unglaublichen Kameraeinstellungen ein. Extrem sehenswert und sehr grübelhaft, mit diesem Film möchte man sich im Anschluss noch lange austauschen! Ein absolutes Highlight aus diesem Jahr.



8. Mission Impossible - Fallout





Tom Cruise liefert. Und zwar Faustschläge, Motoradstunts, Hellicopteraction und einen fucking Halo Jump. Und darüber hinaus die wohl bisher cleverste Mission Impossible Story der mittlerweile sechsteiligen Serie. Als Fan der ersten Stunde (ich habe "Kobra Übernehmen Sie" geliebt!) und heimlicher Cruise-Groopie war ich auf diesen Film extrem gespannt, hörte man im Vorfeld schon, dass Cruise sich hier stuntmäßig noch mehr reingehangen hat als er es in den früheren Teilen schon getan hatte. Das übliche Spiel aus Masken und Intrigen, tollen Locations, Agententhrill und hammerharter Action kommt in diesem Teil aber an seinen absoluten Climax. Geschickt verbindet der Film die Handlung der früheren Teile, das alte Team, alte Bekannte und auch die früheren Entwicklungen werden hier zu einem brisanten Cocktail vermischt, der aber vor allem inszenatorisch mindestens 3 Schippen drauf legt und endlich auch einen Soundtrack hat, der die Wuchtigkeit dieses Agententhrillers angemessen untermalt. Man merkt ganz eindeutig auch Referenzen ans Nolan'sche Kino, The Dark Knight wird hier musikalisch und audiovisuell zitiert und auch sonst gibt es IMAX to the max. Es lohnt sich, den auf der großen Leinwand so groß wie möglich anzuschauen, denn das ist der wohl beste Hollywood-Actionfilm seit Mad Max. Dieser Film erhält 5 von 5 Henry Cavill Bärte!



9. Isle of Dogs





Hach, nicht nur, dass ich Wes Anderson auf der Berlinale persönlich sehen durfte, nein, ich hatte auch das Glück, die Weltpremiere seines neuesten Werkes anzuschauen.  Und man hat mir das imponiert. Die abgedrehte Stop-Motion Geschichte um eine Welt voller Hunde, die Revoluzer spielen und für die Freiheit kämpfen ist einfach herzlich und wahnsinnig liebevoll gestaltet. Der Detailgrad ist unfassbar und gleichzeitig sind die charmanten Charaktere, die durch die Bank weg von Größen wie Jeff Goldblum, Jason Schwartzman, Greta Gerwig und Tilda Swinton gesprochen werden, so gut getroffen, dass man nicht anders kann als die gesamte Filmlänge über schmunzelnd glücklich zu strahlen. Und gleichzeitig verneigt sich der Film vor dem japanischen Kino und zeichnet einen wilden Mix aus Ideen und Referenzen, der einfach Spaß macht. Und Wes Anderson ist einfach einer meiner absoluten Lieblingsregisseure. Großartig!



10. Spiderman - Into the Spiderverse





Glaubt mir, ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass eine Comicverfilmung, dazu auch noch animiert, so hoch in meiner Liste einschlagen könnte. Aber Spiderman - Into the Spiderverse oder wie er im Deutschen heißt, A New Universe, macht einfach alles richtig. Er schafft es, dem Medium Film eine kräftige Injektion Comic zu verabreichen und neue Impulse zu verleihen, etwa durch die unterschiedlichen Zeichenstile, die clevere Einbindung von Textboxen und den ungewöhnlichen Perspektiven, nimmt aber gleichzeitig seinen Comicheld, der schon so viele Geschichten erlebt hat, einerseits wirklich ernst, transportiert dies aber auf einer sehr leichtfüßigen aber stimmigen Handlung. Wenn das Ende nicht ein bisschen zu viel des Guten gewesen wäre, wäre der Film für mich vielleicht sogar unter den Top5, so ist der Film eine grandiose Kombination aus Inszenierung, toller Handlung und charmanten wie liebenswürdigen Charakteren, ohne kitschig zu werden. Das der Film nur vormittags im Kino läuft, ist dabei eine Schande, der Film hat als Zielgruppe klar 12+ im Auge und die wird man so früh im Kino nicht zu sehen bekommen. Ganz nebenbei gibts übrigens herrliche Momente der Reminiszenz an frühere Filme, Serien und Comics. Ein absoluter Spaß, der auch vor Metareferenzen wie bei Deadpool nicht halt macht, diese aber fast noch stimmiger umsetzt. 


11. Me, Earl and the dying Girl





Olivia Cooke die Erste: obwohl der Film nicht aus 2018 ist habe ich ihn erst dieses Jahr schauen können und fuck, das ist einer der besten Coming of Age Geschichten die ich bisher gesehen habe. Und definitiv eine der berührendsten. Ich hab jedenfalls geheult wie ein Schlosshund und das, obwohl man eigentlich die ganze Zeit weiß, worauf der Film hinausläuft. Er erzählt einfach eine herzliche und schöne Geschichte um Freundschaft, Außenseitertum, Abschied nehmen und dem Erwachsenwerden. Und das kombiniert mit der Liebe zum Film. Es geht darum, dass ein junger Mann sich um ein erkranktes Mädchen kümmern soll und obwohl es anfänglich zum Scheitern verurteilt scheint, entwickelt sich daraus eine blühende Freundschaft. Superdupersehenswert!



12. Wind River





Nach den Drehbüchern von Sicario und Hell or High Water bringt Taylor Sharydon sein erstes Drehbuch als Regisseur auf die Leinwand und junge hat es der Film in sich. Eine Ermittlerin (Elisabeth Olson) kommt in ein Indianerreservat in Alaska und soll in einem Todesfall einer indigenen jungen Frau ermitteln. Ihr hilft dabei der Ranger Cory, der die Leiche gefunden hat. Es entwickelt sich eine spannende Mischung aus Thriller und Sozialstudie innerhalb des Reservats, dessen Bedeutung nach und nach größer wird und zeigt, wie viele Schicksale in den Reservaten den Bach hintergeraten sind. Spannend und intelligent, wie von Sharydon gewohnt, entfalten sich die Charaktere, gleichzeitig ist die Landschaft im Mittelpunkt. Man merkt sein Fable für karge Umgebungen und deren Schicksale und ähnlich wie die Romane von Cormac McCarthy wird in seinen Filmen eine drückende Stimmung erzeugt, die zwischen Schwermut und Faszination schwankt und außer dem etwas zu gefälligen Ende rundum in seinen Bann zieht. Sehr sehenswert.



13. Hostiles





Hostiles erzählt die Geschichte eines abgehalfterten US-Kriegshelden, der sich in der Feindschaft zwischen den Besetzern der neuen Welt und dessen Ureinwohnern wiederfindet und dort einen unerbittlichen Auftrag erledigen muss. Er soll einen Indianerhäuptling überführen. Dabei lernt er nach und nach seine Geschichte näher kennen und stellt das Handeln seiner eigenen Leute immer mehr in Frage. Dieser Film verhandelt die sehr komplexe und bis heute oft verschwiegene amerikanische Geschichte der Besiedlung Amerikas und dessen Auswirkungen und bringt dabei ein authentisches wie grausames Bild zu tage, das mich noch lange beschäftigt hat. Irgendwo zwischen Thriller, Drama und Historienfilm bringt dieser Film eine wirklich ergreifende Geschichte zu tage, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Ähnlich wie "Die Frau die voran geht" nimmt sich dieser Film aus einer eher neutralen Perspektive diesem Konflikt an und reflektiert die Bedeutung von Allianzen und Feindschaften und ihren verschwimmenden Grenzen. Ganz famos!



14. The Florida Project





Nach Tangerine LA ist der experimentelle Filmemacher Sean Baker zurück und bringt einen skurrilen wie ergreifenden Film über eine Bande Kids, die direkt neben Disneyland in einem heruntergekommenen Motel aufwachsen und dort allerhand Schabernack anstellen. Mit Willem Defoe als wohl einzig bekannten Darsteller erhält die Laienriege dabei unfassbar charismatischen Zuwachs und lässt dabei der soziologischen Neugier freien Lauf. Der Film geht ans Herz, macht wütend, glücklich, traurig und nachdenklich. Irgendwo zwischen Gesellschaftskritik und Jugendmärchen werden hier einfache Mittel genutzt um eine kleine Geschichte mit großer Bedeutung zu erzählen. Toll!


15. Shoplifters






So kurz vor Ende des Jahres gab es noch einmal ein absolutes Highlight. Mit Shoplifters bringt Hirokazu Koreeda einen sehr gesellschaftskritischen Film in die Kinos, der zwar vordergründig die Geschichte von einer umherziehenden Gaunerbande erzählt, die sich durch ein herzliches und liebevoll familiäres Miteinander entwickelt und gleichzeitig die kalte Gesellschaftsvorstellung Japans karikiert. Denn gerade Japan ist für das distanzierte Miteinander bekannt und für das meist zurückgezogene Eigenbrödlern, selbst in der Familie. Shoplifters zeichnet gerade daher ein umso einfhühlsameres Familienleben einer Gruppe von Außenseitern, die sich für einander entschieden haben. Dabei entfaltet der Film eine komplexe Schicksalsgemeinschaft, die auf sehr spannende Weise verwoben ist und bis zum Ende noch Feinheiten und wichtige Details entfaltet. Der Film ist zurecht für den Ausländischen Oscar empfohlen und ich kann ihm nur wünschen, das er dafür belohnt wird. Toll!



16. Widows





Ohhh, Steve McQueen macht einen Heist-Thriller. Sofort denkt man an Heat oder The Wire, und irgendwie stimmt das auch, nur eben politischer und prägnanter: McQueen dekonstruiert nämlich die ikonischen Perlen der Filmgeschichte gekonnt (allein der Anfangscast lässt laut loslachen) und geht einer gänzlich anderen Perspektive nach: den der Frauen eben jener Draufgänger. Dabei wird der Film zu einem Statement der "Care-Revolution", denn er nimmt sich trotz des Remake-Status (ähnlich wie Suspiria) der überraschend feministischen Perspektive des Carebegriffs an. Die trauernden Frauen der bei einem Überfall verstorbenen Draufgänger werden nämlich selbst zu Gangstern, nur müssen sie sich nebenbei noch um die Kinder kümmern, Sorgearbeit leisten und irgendwie den Laden schmeissen. Das alles in einer mehr als clever konstruierten Geschichte, die hie und da ein klein bisschen mehr Action vertragen hätte und etwas zu glatt verläuft. Dennoch, gekonnt wird hier Feminismus und Rassismus verknüpft und ein Film entfaltet, der politisch wie inszenatorisch herausragt und noch lange nachhängen wird.



17. Thoroughbred





Zynisch, raffiniert, reflektiert und sexy. Thoroughbred ist ein krasser Charakterthriller, der zwei junge Mädchen in den Mittelpunkt stellt, die irgendwie ihren Draht zur Welt verloren haben. Der moralische Kompass schnippst umher und irgendwie fangen sie an, ihre Probleme selbst in die Hand zu nehmen. Olivia Cooke (Nummer 2) und Anya Taylor-Joy spielen dabei hervorragend die zwei durchtriebenen Gören, die überlegen, den Stiefvater um die Ecke zu bringen. Mit viel bissigem Witz und einer überraschend tiefgründigen Pointe ist dieser Film echt eine Wonne, der zudem fantastisch fotografiert wird und Anton Yelzins letzten Film markiert. Der Film hat eine unausgesprochene Verwandschaft zu "The Killing of a sacred Deer".



18. Disobedience - Ungehorsam





Mein Lieblingskommentar zu diesem Film ist wohl: "I was looking forward for this interrachel love". Denn hier spielen Rachel McAdams und Rachel Weisz zwei Frauen, die ihre zarte Liebe innerhalb eines jüdisch-orthodoxen Haushaltes nach und nach ausleben und dabei an die sozialen Grenzen ihrer Umgebung anecken. Das klingt banal, ist aber extrem feinfühlig und zart erzählt und mit so vielen Nuancen und Ideen angereichert, wodurch sich dieser Film wirklich heraushebt und etwa den Vergleich zu "Call me by your name" gar nicht scheuen muss. Und es gibt wohl eine der heissesten Sexszenen der aktuellen Kinogeschichte. Besonders das Finale ragt noch einmal heraus!



19. The Guilty





Ein skandinavischer Film über einen Polizisten, der zum Telefondienst verdonnert wurde und dabei miterlebt, wie eine Frau entführt wird. Mehr sollte man von dem Film nicht wissen, außer das es sich um ein exzellentes und innovatives Kammerspiel handelt, das mehr als geschickt konstruiert ist und trotz seines eingeschränkten Spielortes unfassbare Bilder im Kopf erzeugt und echt clever ausspielt. Absolut spannend, Hitchcock hätte es nicht besser gemacht!



20. Solo A Star Wars Story





Das ich Star Wars mag, muss ich wahrscheinlich nicht mehr erwähnen und auch wenn mich die extreme Veröffentlichungspolitik von Disney nicht besonders glücklich macht muss ich schon sagen, dass ich bisher Spaß mit den neuen Filmen hatte. Besonders Episode 8 stellt ein absolutes Highlight für mich dar, referenziell hat es einfach neue Akzente gesetzt und unglaubliche Bilder erzeugt, die mich für immer begleiten werden. Die Vorgeschichte zu Han Solo war nun ein gewagtes Experiment und der Autor der alten Trilogie, Lawrence Kasdan, hat sich diesem Wagnis zusammen mit seinem Sohn beim Drehbuch schreiben gestellt und ich muss sagen: für mich hat es überraschend gut funktioniert. Solo stellt eine Buddy- Heist Komödie dar, in der Solo mit seinem (später) besten Freund Chewie die Galaxy unsicher macht. Mit ikonischen (und manchmal idiotischen) Szenen entsteht dabei ein (immer wieder auch cleverer) Charme und hoher Schauwert, der einfach diese sympathische Aura der alten Trilogie auf die Leinwand zaubert. Besonders dann, wenn es in die Actionszenen oder die verschmitzten Situationen von Han Solo und seinem Mentor Tobias Beckett (ich liebe Woody Harrelson) geht, weiß der Film immer wieder zu überzeugen und macht eine gute Figur. Sicher kein absolutes Meisterwerk, aber ein wirklich mitreissendes Heist-Abenteuer mit guten Wendungen!



21. The Night comes for us





Holyfuckingshitwoaaahhhhwhupalupadubdup. Was für ein Actiongewitter ist dieser Film bitte? Die Handlung ist etwa so platt wie die eines Pornos aber was hier an Actionszenen gezaubert wird hat man so noch nicht gesehen. In der Tradition von The Raid 1 und 2 geht dieses Baby auf volle Fahrt und schnetzelt und meuchelt sich auf kreative wie brutale Weise durch wahrscheinlich jeden indonesischen Schauspieler, den man irgendwo auftreiben konnte (ich wette das da einige doppelt vorkamen!). Für Fans des härteren Kinos ist dieses Teil eine Wonne, gibt es doch hier famose Kamerafahrten, einzigartige Choreografien und unzählig coole Charaktere. Aber man muss schon Fan des roten Lebenssaftes sein, sonst stößt einem dieser Film schnell auf! Danke Netflix.



22. The Ritual





Und noch einmal Netflix. Diese haben dieses Jahr einige spannende Beiträge aufgetischt die für Genrefans ein echtes Muss sind. Mit der hochwertigen Stranger Things Serie haben sie wohl ihr Potenzial erkannt und nun dieses Jahr gleich mehrfach gezeigt, dass sie viele Nischen bedienen können und so auch diesen gruseligen Horrorfilm, bei dem eine Gruppe Wanderer auf seltsame Symbole stoßen und immer merkwürdigere Sachen im Wald passieren. Eine Mischung aus Blair Witch Project, The Descent und Tanz der Teufel, wenig gefällig und immersiv. Sehr spannend und gut gemacht! Die Stimmung ist extrem packend und die Auflösung wirklich nett. Mit ein bisschen Luft nach oben.



23. Your Name





Der wohl beste Anime, den ich seit langem gesehen habe, spielt mit intelligenten Erzählmechanismen und nutzt die Darstellungsformen der immaginativen Kraft der Zeichnungen voll aus. Abgedrehte Bilder, tolle Schnitte und Wechsel gepaart mit einer herzlichen (und ein klein wenig kitschigen) Geschichte entfalten hier einen romantischen Charme, den man vor allem auf der großen Leinwand gesehen haben sollte. Sicher kein Schwergewicht wie die eines Ghibli Films, aber dennoch tiefgründig und bewegend und einfach schön! Dicke Empfehlung.



24. Matangi/Maya/MIA





MIA kennt man vielleicht als tolle Sängerin, aber das sie sich auch als politische Akteurin versteht, ist für viele sicher neu. In dieser spannenden Doku mit vielen audiovisuellen Zeugnissen aus der Vergangenheit von Maya gibts einen wilden Ritt aus ihrer Kindheit bishin zu ihrem größten Auftritt. Die Zeit vergeht viel zu schnell, während man sich in den charmanten Irrungen und Wirrungen von MIA widmet! 



25. Game Night





Ein Film, der irgendwie unter dem Radar lief ist Game Night. Es geht darum, dass ein Pärchen zum Spieleabend einlädt und wie man das so kennt eskaliert alles im Extrem. Das Pärchen (urkomisch gespielt von Rachel McAdams und Jason Bateman) hat sich überhaupt erst bei Familienspielen kennengelernt und sind die totalen Übercracks und dementsprechend wird das zu einer aberwitzigen Odyssee, bei der ich mehrfach extrem laut loslachen musste. Endlich mal wieder eine unterhaltsame Komödie, die es schafft, einen wirklich überraschend guten Cast mit gar nicht mal so plumpen Witzen und extrem viel Charm und Ideenreichtum zu einer tollen Mischung zu verquicken, die kurzweilig und unterhaltsam war. Wer was für den gemütlichen Abend mit FreundInnen oder in der Chillrunde sucht, ist hier genau richtig! Urteil: endlich mal wieder herzhaft lachen!



26. Mandy





Dieser Film ist eine Ausgeburt der Hölle. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Film hat einerseits so viele erinnerungswürdige und einprägsame Szenerien und Ideen in die Abgründe der schwarzen Seele, die ich umarmen und lieben möchte, etwa diese kosmische Atmosphäre und die trägen, traumartigen Bilder, die einem Metalcover unter Neonlicht hätten entfleucht sein können. Und natürlich Nicolas Cage (oder Nicolaxt Rage, wie ich ihn nenne), der als rachewütiger Rächer mit einer geschmiedeten Axt auf Revengetour für seine verbrannte Frau geht. Wären da nicht einige unendlich träge und fast zu normale Szenen, die die absolut überdrehte Weirdness und Bedrohung auf einmal auseinanderziehen und schmerzlich entleeren. Man will diesen Film lieben aber es ist einfach zu wenig von diesem abgedrehten Material, welches einen so in seinen Bann zieht, vorhanden. Und dann ist da dieser abgedrehte Score, als würde man ein Doom/DeathMetal Album in Zeitlupe hören, während man gerade einschläft. Echohaftes Geschredder das in Mark und Bein geht und Johann Johannssonn, dessen Tod mich in diesem Jahr so schwer getroffen hat und dessen Verlust ich arg bedauere, hat hier alles getan, um den Film musikalisch zu untermalen, will aber nicht ganz so durchstarten wie es der Score zu Arrival oder Sicario getan hat. Alles in allem ein Film, den ich nicht missen möchte, der mir aber noch so viel mehr hätte geben können. Schade!



27. Madelines Madeline





Ein Film, der mir auf der Berlinale über den Weg lief und in seiner komplexen Auseinandersetzung mit einer psychischen Krankheit anfangs sehr anstrengend wirkte und sehr fordernd ist, mit seinem interessanten Zugang über Storytelling und Kamera aber überraschend frisch daher kommt und einen in eine einzigartige Welt entführt. Die Verquickung aus Kunst und Handlung ist dazu noch einzigartig und allein deswegen sollte man diesen Film sehen. Miranda July spielt auch hier toll und die zumindest mir unbekannten Darstellerinnen sind eine absolute Entdeckung. Für alle, die etwa für Björks Musik etwas übrig haben, ist das auf jeden Fall eine Empfehlung, denn diese scheint mir eine passende Referenz für diesen Film. Speziell aber wunderschön!



28. Wolfsnächte - Hold the Dark





Hold the Dark von Jeremy Saugnier ist überraschend sperrig und träge, aber wie schon bei Green Room und Blue Ruin ist der Film mit extrem ästhetischen Bildern aufgeladen, die eine unterkühlte Welt voller Gewalt und Schrecken entfaltet. In einer ähnlichen Tradition von Winters Bone und Wind River spielt Saugnier hier eine Geschichte in arktischer Umgebung (Alaska) aus, die nicht das einzige Symbol für die Unterkühltheit dieser Region darstellt. Auch die Menschen die dort leben wirken gleichgültig und distanziert. In dieser Umgebung soll ein Wolfsjäger ein Kind suchen, das angeblich von einer Wolfsbande entführt wurde. Dabei entdeckt er ein düsteres, symbolisch aufgeladenes Geheimnis, welches bildgewaltig und brutal inszeniert ist. Dieser Film ist quasi ein norwegisches Doom-Album unter den Metal-Alben.



29. Blackkklansman





Spike Lee lebt schon lange von seinem etablierten Namen, aber irgendwie wollte er in den letzten Jahren nichts mehr umsetzen, das so richtig zünden wollte. Zuletzt ist er mir in der Cheesy-NBA-2k17 Story in Erinnerung geblieben, die das Leben eines NBA Anfängers spielbar erfahrbar machen sollte, aber mit so vielen überdrehten Momenten aufwartete, das einem eher als cringy in Erinnerung bleiben wird. Umso besser das Lee mit Blackkklansman endlich wieder spannendes Material hatte, in dem er sich ausleben konnte und das aufgrund der grandiosen Besetzung und den wahren Begebenheiten einen verrückten aber sehenswerten Mix an Eindrücken hinterlässt, bei dem einem vor allem am Ende der Kloß im Hals stecken bleiben wird. Die Story ist schnell erzählt: ein schwarzer Polizist wird befördert und will den KuKluxKlan infiltrieren. Am Telefon. Und mit einem jüdischen Doppelgänger. Klingt abgedreht? Ist es auch: der Film versteht sich unter anderem als Beitrag zum Black Empowerment und zeigt die Bestrebungen der Black Movement Bewegungen und den Auswüchsen des KuKluxKlans und deren absurden Vorgehensweisen in den 70ern. Zwischendrin fühlt sich das Ganze wie eine Parodie und hat oft komödiantische Anleihen, unter dem Aspekt der wahren Begebenheit und den im Film referierten Charakteren kann man aber nur schwer lachen. Echt sehenswert!



30. Deadpool 2





Nun, ich würde sagen das Deadpool zu meinen Guilty Pleasures zählt. Mit herrlich politisch unkorrektem Humor und flotten Sprüchen hat sich Ryan Reynolds in mein Nerdherz gespielt und mit unendlich vielen Meta-Referenzen eine erfrischende Art von Kino geschaffen, die irgendwelche niederen Instinkte bei mir triggert, und das so gut, dass ich mit dem 2. Teil sogar noch mehr Spaß hatte. Hier wird alles, was Superheldenstereotype und Actionklichees anbelangt, durch den Kakao gezogen und das frech bis dreist. Einfach köstlich. Etwa wenn er die Bewerbungen für seine eigene X-Men Truppe anschaut und eben nehmen muss, was da kommt. Herrlich dumm und spaßig!



31. Avengers Infinity War





Als Comicnerd sind die Marvel-Filme ja so eine Mischung aus Fluch und Segen. Einerseits ist es unglaublich, wie viel Leben den Comics eingehaucht wurde und wie sehr diese Filme florieren, endlich kann man einige der Lieblingscomichelden so comicnah wie noch nie beobachten und Spaß dabei haben. Und boy, hat Marvel da in letzter Zeit geliefert. Aber eben auch ganz schön viel, so, das es manchmal formellhaft und seelenlos wirkt. Im Kontrast dazu stehen die Avengers-Filme. Gerade die ersten beiden Avengers waren meine persönlichen Highlights, nicht zuletzt, weil mich die Handschrift von Joss Whedon (charakterstarke Dialoge und abgedrehte Comicmomente) so glücklich gemacht hat. Beim 3. Eintrag gab es nun von den Russo-Brüdern auf die Mütze, die die Cap-America-Reihe ansich genommen haben und da voll ablieferten. Und audiovisuell tun sie das auch in diesem Teil. Mit einem riesigen Plott vereinen sie die unzähligen Teile, deren episches Build up sich in diesem und dem kommenden Teil entladen sollen und was man da an Fights und Figuren zu sehen bekommt, macht schon mächtig Spaß. Und doch fehlt noch irgend etwas und ich glaube das ist es, was ich an den früheren Teilen so mochte: die persönlichen Auf und Ab der Charaktere haben nicht mehr diesen Witz und Charme, wie sie es in den ersten beiden Teilen hatten. Alles ist etwas ernster, etwas überzeichneter und eben auch nicht mehr so sympathisch. Versteht mich nicht falsch, der Film macht extrem viel Spaß und ganz viel richtig, aber im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen fällt er ein bisschen ab. Für Marvelfans dennoch ein Fest und etwas, das man gut wegsnacken kann. Kann man mal machen!



32. A Quiet Place





Mit sehr geringem Budget und einer großartigen Prämisse fängt der Film, vor allem zu Beginn an, an, eine tolle Atmosphäre in einem postapokalyptischen Setting zu zeichnen. Eine umherziehende Familie darf keine Geräusche machen, um nicht gruselige Monster auf sich zu ziehen, die sich soundsensitiv orientieren. Irgendwo zwischen Horror und Thriller erzählt dieser Film eine vor allem emotionale Geschichte über Zusammenhalt und Familie, leider hält er das Niveau nicht den ganzen Film über. Spannend und clever ist er dennoch, denn die Inszenierung wird noch lange in Erinnerung bleiben. Für Freunde der gruseligen Filme und Gedankenexperimente ein Highlight aus diesem Jahr!



33. Black Panther





Damit hat wohl niemand gerechnet: Black Panther hat einfach mal alle Rekorde gebrochen (bestes Eröffnungswochenende und US-Einspielergebnis) und Regisseur Ryan Coogler, der mich schon mit Creed mehr als begeistert hat, erzählt hier eine Geschichte, die überraschend clever die afrikanische Erbschaft von Afroamerikanern reflektiert und belebt gleichzeitig eine sonst zumindest in Deutschland eher unbekannte Comicfigur mit neuen Werten und einer Coolness, mit der kaum ein anderer Held mithalten kann. In einem Effekt-Overkill gibts tolle Fights und eine nette Handlung, die aber vor allem durch seine Charaktere heraussticht und einen Beitrag zum black empowerment liefert. Für Superheldencomicfans ein echtes Muss.



34. Apostle





Der Raid-Regisseur Gareth Evans macht einen Horrorthriller. Apostle geht an die Nieren, mit einigen unglaublich ensetzlichen Szenen (die aus meiner Sicht nicht nötig waren) erzählt er, ähnlich wie Jeremy Saugnier eine unterkühlte, kryptische Geschichte und zelebriert eine übertriebene Brutalität, die aber irgendwie trotzdem eine Daseinsberechtigung hat. Worum geht es? Ein junger Mann erhält einen Brief seiner Schwester, die sich auf einer Insel einer sektenartigen Vereinigung angeschlossen hat und um Hilfe bittet. Er macht sich auf den Weg sie zu retten und schleust sich dafür in die Sekte ein und macht dabei einige grausame Entdeckungen.
Der Film hat vor allem einen recht spannenden Subtext den es zu erforschen gilt, denn für mich war das Werk selbst nur "nett". Viel spannender war es, die Geheimnisse, die der Film streift, zu erforschen und zu erkunden und man merkt, das hier einige spannende Elemente verhandelt werden. Für Horrorfans sicherlich einer der kopflastigeren Genrebeiträge mit einem sehr eigenwilligen Schauwert.



35. Ready Player One





Hach Spielberg. Was is blus lus? Du hast es mal so drauf gehabt und rein optisch ist dieser Film eine Wucht. Aber irgendwie will er inhaltlich einfach nicht abheben und bleibt bei einem simplen Referenzgewitter, was aber auch die Buchvorlage nicht wirklich besser machte. Dennoch, außer der mehr als erinnerungswürdigen Shining-Hotel-Szene will einfach nichts hängen bleiben. Echt schade, aber das war für mich als Obernerd eher eine Enttäuschung.



Honorable Mentions und persönliche ToDo's:

Obscuro Barroco (Berlinale)

Tolle Doku über Rio De Janeiro und der Transgender-Szene.





Creed II (noch nicht gesehen)

Fortsetzung zum ersten Film von Ryan Coogler und Abschluss der Rocky-Saga.





Burning (noch nicht gesehen)

Koreanische Verfilmung von Haruki Murakami. 





The Favourite (noch nicht gesehen)

Der neue Lanthimos (enough said).





Roma (noch nicht gesehen)

Ein neuer Alfonso Cuaron!





The Rider (noch nicht gesehen)

Autobiografisches Drama und Filmexperiment über einen Cowboy, der seinen Job nicht mehr ausführen kann. Eine Reflexion über Männlichkeitsbilder.





An Elephant Sitting (noch nicht gesehen)

Das fast 4stündige Meisterwerk von Hu Bo, sein erster und letzter Film(!!!), der danach Selbstmord begangen hat, um sein Kunstwerk zu untermauern. Der Film verwebt unterschiedliche Schicksale von chinesischen Personen aus dem gleichen Dorf und ist eine philosophische Reflexion über das Leben.





The Ballad of Buster Scruggs (noch nicht gesehen)


Die Coen-Brüder inszenieren einen Western Episodenfilm. Muss ich noch was sagen?



I think we are alone now (noch nicht gesehen)

Reed Morano (Handmaids Tale) inszeniert einen postapokalyptischen Charakterfilm mit dem umwerfenden Peter Dinklage und Elle Fanning.



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