most favorite movies 2017

Was für ein ereignisreiches Jahr für Film- und Genrefans. 2017 hatte einige Filme mit den höchsten Erwartungen und wohl den höchsten Budgets seit Jahren im Gepäck. Ob nun Blade Runner 2049 von Denis Villeneuve oder die Verfilmung eines meiner liebsten Animes namens Ghost in the Shell bis hin zu Rian Johnsons Star Wars Die Letzten Jedi sollte 2017 ein Geek-Fest versprechen, welches meine Erwartungen über alles beflügelte. Ganz zu schweigen von der Neuauflage von ES, dessen Trailer so beeindruckend war und der so viele Rekorde brechen sollte. Doch kann so etwas gut gehen? Wie sehr verhagelt einem die Vorfreude das eigentliche Kinoerlebnis? Und was ist mit all den Perlen, die man vorab noch gar nicht kannte oder die nicht auf schon längst bekannten Marken aufbauen? Erfahrt es in meiner Jahresliste für 2017.



1. Star Wars - The Last Jedi





Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal schreibe aber: Dieser Film ist für mich der beste Star Wars Film den ich je gesehen habe. Rian Johnson ringt dem Star Wars Mythos so viel frischen Wind und so viele originelle wie wichtige Ideen ab und baut über zwei Stunden lang eine immense Stimmung und Entwicklung auf, in der wir endlich Zeit für die Charaktere haben die alle persönlich wachsen, um sich dann in 40 Minuten orgiastisch in einem bildgewaltigen Gewitter der cinematischen Höhepunkte zu entladen. Das hat Kino so noch nie gesehen. Noch nie war ein Lichtschwertkampf so immersiv, packend und prächtig wie hier, noch nie wurde eine Weltraumschlacht so beeindruckend inszeniert und ein Star Wars Film so schön gefilmt. Ein purer Genuss der so ganz nebenbei auch noch eine Hand voll starker Frauenrollen etabliert und einen angenehm selbstkritischen Touch mitbringt. Bei mir hat der Film vor allem nach der zweiten Sichtung gezündet und mich tief in seinen Bann gezogen. Nachdem ich beim ersten Schauen einen leichten Frust und eine Skepsis in mir hatte über einige Szenen die ich nicht spoilern möchte, hat sich im zweiten Schauen eine wohlige Freude entfaltet, die ich nicht mehr hatte seitdem ich ein kleines Kind war. So muss Kino sein, für mich der wohl beste Blockbuster seid The Dark Knight. Von mir auf den ersten Platz gesetzt, weil es mein Nerd-Herz, meine Liebe zu epischem Kino und zu wirklich gutem Science Fiction vereint und einen Meilenstein der Kinogeschichte markiert.




2. Call me by your Name





Es ist mir vielleicht noch nie so schwer gefallen, irgendwelche Positionen für einen guten Film zu vergeben, da die Spitze in diesem Jahr so gut besetzt ist und sich alle sehr eng um diesen Platz drängen. Rückblickend hat mich wahrscheinlich kein Film so angenehm überrascht wie Call me by your name, den ich auf der Berlinale sehen durfte. Ich bin so glücklich, dass ich doch noch eine Chance bekam, den Film zu sehen, obwohl ich die erste Vorstellung aufgrund einer verlängerten Vorführung verpassen musste.
Worum geht es: Elio, ein 17 Jähriger, der im paradiesischen Norden Italiens bei seiner Familie in sehr guten Verhältnissen aufwächst, erkundet seine Pubertät in der Familienvilla mitten im Paradies. Dabei erzählt der Film eine strahlende Coming-of-Age Geschichte, die den Vibe der 80er in den herrlichen Regionen Italiens fantastisch einfängt. Als eines Tages ein Archeologie-Kollege seines Vaters, zu Besuch ist, um vom stressigen Alltag abzuspannen und ein paar geschäftliche Dinge zu klären, entsteht eine intensive Beziehung zwischen Elio und Oliver, die nach und nach zu einer zärtlichen und vor allem leidenschaftlichen Annäherung erwächst, welche voller Schönheit und Einfühlsamkeit sprüht.
Der Film ist wie ein Wochenendurlaub im Paradies, die Welt und die Beziehungen sind so feinfühlig erschaffen und versprühen Hoffnung, Glück und Unbekümmertheit, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Dabei bewegt sich der Film fernab jeglicher Klischees und bietet neben der herzlichen Bindung zwischen Elio und Oliver noch einige andere wirklich ergreifende Beziehungen, die ich nicht näher ausführen möchte, um niemandem die Erfahrung am Film zu verderben.
Für mich ein absolutes Highlight und eine Überraschung, mit der ich nicht gerechnet habe und bei mir auf Platz 2 steht, da er eine emotionale Leichtigkeit versprüht, die einen in Wonne baden lässt.




3. Moonlight





Ähnlich wie Call me by your name zeigt auch der Film Moonlight eine innige Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität und Coming-of-Age. Im Kontrast zur paradiesischen Stimmung des Zweitplatzierten jedoch thematisiert Moonlight auch die negativen Seiten von Menschen, die sich zur Homosexualität bekennen. Im Grunde kann man beide Filme als gegensätzliche Seiten einer Medaille lesen, der weiße privilegierte Junge wächst in einem sicheren, abgelegenen Ort auf und kann seine Gefühle nach seinem eigenen Willen entfalten, während der Protagonist Chiron im Armenviertel mit seiner drogenabhängigen, alleinerziehenden und überforderten Mutter gänzlich negative Erfahrungen macht und sich ständig wegducken muss. Wie auch Call me by your name fängt dieses Werk dabei die emotionale Landschaft des Jugendlichen im Heranwachsen unfassbar gefühlvoll ein und bewegt wie kein anderer Film. Extrem sehenswert, aber auch keine leichte Kost!
An der Stelle möchte ich anmerken, dass die Nummerierung echt problematisch ist: ich würde den Film eigentlich ebenfalls auf Platz 2 setzen, in meiner inneren Rangordnung ist dieser Film aber einfach ein größeres Schwergewicht und nicht so leicht zu schauen wie Call me by your name, und unbekümmerte Filme sind dieses Jahr rar und gar nicht so leicht zu inszenieren. Zumal ich es einem Film, der so leichtherzig daher kommt, es hoch anrechne, dennoch gut und spannend inszeniert zu sein.




4. The Handmaiden





Und noch einmal geht es um Liebe und die sensible Darstellung einer fantastischen Beziehung. Ich werde über den Film nicht viel verraten, inhaltlich geht es um eine Taschendiebin, die als Haushaltsgehilfe angestellt wird. In einem tollen Spiel aus Irrungen und Wirrungen sind es besonders die gut geschriebenen Charaktere, die Bilder und das Einfühlvermögen in die Figuren, mit denen sich der Regisseur auseinandersetzt. Er schafft das so gut, dass dieser Film für mich als eines der schönsten Kinoerlebnisse 2017 heranwächst. Mit Oldboy hatte Park Chan-wook schon gezeigt, zu was er in der Lage ist, hier zieht er audiovisuell aber auch erzählerisch alle Register. Wer spannende und emotionale Filme mag, sollte sich diesen ungewöhnlichen Film unbedingt anschauen.




5. Manchester by the Sea





Als weiteres Drama, welches sich auf meinen höchsten Rängen in diesem Jahr windet, ist Manchester by the Sea, eine sehr genaue und mitreissende Charakterstudie über Verlust und Trauer und dem Versuch, wieder einen (unfreiwilligen) Weg in die Welt zu finden. Ich konnte an vielen Stellen so gut anknüpfen und der Film kaut einem keine Meinung vor, sondern diskutiert verborgen die Haltung des Charakters und wendet dabei viele erzählerische Kniffe an, die mir gut gefallen haben.Sehr berührend. Und mit Casey Affleck und Michelle Williams wurden zwei DarstellerInnen besetzt, die mich schwer beeindruckt haben.



6. Dunkirk






Wo wir schon The Dark Knight erwähnt hatten: auch mein Lieblingsregisseur Christopher Nolan, der für die Trilogie des Dunklen Rächers verantwortlich ist, hat einen neuen Film gedreht und sich dem zweiten Weltkrieg aus britischer Perspektive zugewandt: Dunkirk inszeniert die Schlacht von Dünnkirchen in Frankreich in einem atemberaubenden detailreichen Hurricane an eindrücken, mit einer extrem cleveren Erzählweise die einerseits persönlich ist, zum anderen aber das Ausmaß der Situation vergegenwärtigt, in der die damaligen Soldaten gekämpft haben. Mit vielen cleveren Einfällen wie den drei Handlungssträngen mit unterschiedlichen Zeitebenen und tollen praktischen Effekten erzeugt der Film trotz geringer Dialoge einen unfassbaren Sog an Spannung, die besonders auf der großen Leinwand (IMAX!!) und mit laut aufgedrehten Boxen zum Tragen kommt. Ein absolutes Blockbusterhighlight welches so viele Facetten des Kinos vereint.




7. A Ghost Story






Casey Affleck die Zweite: nachdem Manchester by the Sea schon total abgeräumt hat und durch seine Melancholie besticht, ist A Ghost Story im Grunde ein ganz ähnlicher Ton. Der Film ist eine innige Auseinandersetzung mit dem Abschied nehmen, eine Reflexion über Trauer, Liebe, Loslassen und unserer Umgebung. Ein Liebespaar wird durch einen Unfall auseinandergerissen und während der Mann (Affleck) stirbt, bleibt die Frau (Rooney Mara, HERVORRAGEND!) allein zurück. Oder bleibt er allein zurück? Mit langsamen, ruhigen Bildern erkundet der Regisseur das Gefühl des Zurückgelassenseins im Jenseits und nimmt damit eine seltsam schöne Perspektive ein, die man so noch nie gesehen hat. Dabei spielt er clever mit den Vorstellungen von dem, was wir uns unter Geistern vorstellen. Mit spärlichen Worten, fantastischer Musik und vielen tollen Einfällen zieht der Film einen in diesen herrlich schwermütigen Sog. Eine wahre Perle für spezielle Momente, die die Welt neu beflügelt und die Details die uns umgeben neu aufblühen lässt.




8. Blade Runner 2049





Denis Villeneuve hat es nicht leicht: Ridley Scott war mit seinem Alien-Franchise und den anderen Projekten die er vorantreibt zu beschäftigt und drückt Blade Runners Erbe Villeneuve in die Hand, seineszeichens ein Meister seines Handwerks, der mit Arrival und Sicario zwei Top-Einträge in meinen entsprechenden Jahreslisten hinterlassen hat. Kann er den hohen Erwartungen und dem Erbe gerecht werden? Mit Hilfe von Kameramann Richard Deakins und Hans Zimmer, welcher spontan nach kreativen Auseinandersetzungen mit dem famosen Johann Johannssonn einspringen musste, suchte er sich audiovisuelle Unterstützung auf Meisterniveau, um seine Geschichte zu erzählen, die ich nur bedingt verraten möchte, da sie einen großen Teil der Faszination ausmacht. Soviel sei verraten: es geht um einen Blade Runner (Ryan Gosling), der auf einen wichtigen Fall stößt und dabei nach Dekkard (Harrison Ford) jagt, der einen wichtigen Schlüssel zu der Technologie von Androiden bereit hält. Und seltsamerweise ist genau in der Story die Diskrepanz: während der Ton und das Bild auch hier eine absolute Referenz darstellen und beeindruckend vom Anfang bis Ende sind, ist die Handlung auf dem Papier zwar clever und interessant, jedoch ist die Erzählweise überraschend, nun, bodenständig. Zum Teil verweilt man zu lange in einzelnen Szenen und vermag es nie, diesen ambivalenten Charme des alten Blade Runners zu beschwören. Zu glatt, zu schön ist die verlassene Erde, zu leer und zu wenig dreckig das Ganze. Der Film ist trotzdem ein Highlight und sprüht vor cleveren Ideen, man möchte in den einzelnen Szenen die VR Brille aufsetzen und sich umsehen, denn solche Bilder hat man noch nie gesehen. Aber für mehr als Platz 8 hat es dann doch nicht gereicht. Ich vermute aber, dass mich der Film beim weiteren Schauen noch dazu gewinnen wird. Sein Plot ist aber eigentlich ein absolutes Schwergewicht, dass in Zukunft noch lange diskutiert werden wird.




9. Mr Long





Ein weiteres Highlight meiner Berlinale: der Taiwanese Mr. Long ist Auftragskiller und hat einen wichtigen Job in Japan zu erledigen. Als etwas schief läuft, muss er untertauchen und bleibt in der Gosse hängen. Um seine Rückreise finanzieren zu können benötigt er Geld, wird dabei durch einen skurrilen Zufall Besitzer eines Essensstandes und erlebt dabei allerhand witzige, traurige und einfühlsame Abenteuer. Ein sehr verrückter japanischer Film der irgendwo zwischen Leon der Profi und Drive angesiedelt ist und eine ähnlich berauschende Ästhetik anbietet. Der Film macht verdammt viel Spaß. Er hat zwar auch ein paar cheesy-Elemente, insgesamt sprüht er aber voller Charme und erzählt eine herzliche Freundschaft und verrückte Abenteuerreise. Dicke Empfehlung für dieses warmherzige und unverbrauchte kleine Filmchen! Wohl der diesjährige Geheimtipp von mir.




10. Logan





Holy shit, endlich der Wolverine Film auf den wir gewartet haben. Auch wenn er an ein zwei Stellen ein bisschen zu plakativ ist, ist dieser Film ein absolutes Fest für X-Men LiebhaberInnen und jenen, die es etwas blutiger mögen. Hier wird geschnitzelt und geschnätzelt als gäbe es kein Morgen, so wie man es von Wolverine erwartet. Dabei ist er so verwundbar wie noch nie, wodurch so viel auf dem Spiel steht und damit die Intensität noch erhöht wird. Worum es geht? Logan versucht, in einer nahen dystopischen Zukunft seinem Mutantendasein als Limousinenfahrer zu entkommen, nachdem außer Professor X alle anderen X-Men gestorben sind. Dabei stolpert er über ein kleines Mädchen das durch eine Miliz gejagt wird. In einem furiosen Ritt beginnt ein wunderschön fotografierter, brutaler Neowestern-Road-Trip, der einfach viel Spaß macht und einen herzlichen Patrick Stewart zeigt, der einfach die perfekte Verkörperung von Professor X darstellt.




11. Where the Wilderpeople Hunt // Wo die wilden Menschen jagen 





Auch wenn der Film technisch eher 2016 ist, kam er bei uns erst in diesem Jahr heraus. Da ich ihn dann gar nicht im Kino sehen konnte, hat er in dieser Liste eine Ausnahmestellung. Dennoch hat mir der Film enorm viel Spaß gemacht, was an Taika Waititis einfühlsamen und sehr menschlichen Humor liegt. Es geht um einen (lausbübischen) Jungen, der zu seinen Verwandten gebracht wird, die sich um ihn kümmern sollen. Mit dem griesgrämigen Onkel überwirft er sich sofort, doch werden die beiden durch einen (un-)glücklichen Zufall aneinandergebunden und erleben ein aufregendes Abenteuer in den Tiefen der Neuseeländischen Wildnis. Herrlich skurril erzählt dieser Streifen vor allem durch eine sehr mitmenschliche Brille eine witzige und spannende Geschichte, die auch von Astrid Lindgren hätte sein können und stark an Michel aus Lönneberga erinnert. Herzlich, schön, einfach toll!




12. Get Out





Sozialkritik, Gruselfilm und Komödie. Was für eine Mischung! Mit dem Debüt (!) von Comedian und Regisseur Jordan Peele wird Rassismus in einem interessanten wie spannenden Plot aus einer ganz frischen Perspektive thematisiert. Ohne albern zu sein inszeniert er hier einen Hitchcock-artigen Thriller, der sich schwer einordnen lässt, einen aber durch die Bank weg packt. Chris besucht mit seiner Freundin Rose zum ersten Mal seine Schwiegereltern. Da sie aus unterschiedlichen Gesellschaftskreisen kommen und die Familie auch noch weiß ist, sind für Chris einige Unannehmlichkeiten vorprogrammiert. Doch als wäre das nicht genug, dauert es nicht lang, bis er mit mysteriösen Vorkomnissen konfrontiert wird, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Auf einmal benehmen sich die Schwiegereltern extrem seltsam. Oder bildet sich Chris das alles nur ein? Ein schöner Thriller mit frischen Themen und Perspektiven. Wer sich damit gerne weiter auseinandersetzen möchte dem sei auch Lovecraft Country von Matt Ruff empfohlen, der dort Rassismus spannend mit Science Fiction / Horror verbindet.




13. Mother!





Darren Arronovsky hat Mother! in nur wenigen Stunden geschrieben und mit seiner neuen Geliebten Jennifer Lawrence zusammen mit Javier Bardem in der Hauptrolle verfilmt. Dabei ist der Film bis unters Dach gespickt mit biblischen Referenzen, Allegorien und Metaphern, die manchmal schon zu sehr auf die Nase gebunden werden und zu holzhammerartig daher kommen. Der Film ist provokativ und roh, intensiv und ein brutaler Psychohorrorfilm, zeigt er doch den Wahnsinn, den die Ehefrau des scheinbar manischen Dichters durchmachen muss. Während sie versucht, nur in Ruhe das gemeinsame Haus mitten im Nirgendwo einzurichten und zu restaurieren, wird sie immer wieder unterbrochen und daran gehindert, ja sogar davon abgebracht. Die fragile Ehefrau sucht nach Harmonie und Frieden, doch dieser wird durch unerwartete Gäste und dem enigmatischen Ehemann immer wieder kompromittiert. In einem Sog von Eindrücken nähert sie sich dabei dem Wahnsinn und mit ihr auch die Zuschauenden. Das tut manchmal richtig weh, ist aber auch eindrücklich und besonders im Nachgang dank seiner reichhaltigen Anspielungen an religiöse und politische Themen ein enorm interessantes Werk, dass noch lange nachhängt. Aber es ist definitiv nichts für leichte Gemüter!



14. Spiderman Homecoming





Das ist er! Der definitive Spiderman. Waren die bisherigen Verfilmungen zum Teil nett (Teil 1 und 2 der ersten Spiderman-Trilogie mit Tobey Maguire) bis großer Schrott (Amazing Spiderman und Teil 3 der alten Trilogie), ist mit dieser Neuverfilmung endlich der definitve Spiderman gefunden. Und immerhin fängt man nicht zum dritten Mal beim Urschleim an sondern geht direkt in die Vollen. Mit tollem Humor, fantastischem Gegenspieler und tollen Actionszenen inszeniert man einen angenehm frischen Spidey, dem man die Lust am Schwingen und Superhelden-Dasein herrlich abnimmt. Da das Ganze endlich auch im Marveluniversum spielt und somit in der Nachbarschaft der Avengers, ist dabei ein großer Zugewinn, ich freue mich auf Avengers 3 und den blöden Sprüchen von der netten Spinne aus der Nachbarschaft. Dazu noch viele Referenzen an alte Klassiker wie Ferris macht Blau und einen tollen Sidekick und fertig ist ein erfreulicher Actionblockbuster. Unterhaltsam!




15. Hell or High Water





Ein weiterer Neowestern in diesem Jahr von David McKenzie. Ein beachtlicher Erfolg für einen Indiefilm, der in einer spannenden Verfolgungsjagd a la No Country for Old Men und Breaking Bad zwei Bankräuber portraitiert, die mit dem Rücken zur Wand versuchen, der Misere zu entkommen, die ihnen durch die Finanzkrise eingebrockt wurde. Gesellschaftskritisch, dramatisch, spannend und zudem virtuos inszeniert. Geschrieben wurde das Ganze von Taylor Sheridan, einem vielversprechenden Autor, der schon den tollen Sicario geschrieben hat und mit Yellowstone im kommenden Jahr eine eigene Serie (zusammen mit Kevin Costner) am Start haben wird. Ich bin gespannt!




16. Thor 3 - Ragnarok





Taika Waititi die Zweite: eigentlich würde ich Thor sogar noch höher einordnen wollen, da dieser Film so vieles so richtig macht: er ist kurzweilig, extrem gut anzuschauen und hat wahrscheinlich den bisher besten Humor, dazu noch einige herausragende Actionszenen die angenehm umrahmt werden durch die an Jack Kirby angelehnten Referenzen des Artworks. Das Ganze ist ein Riesenspaß, so als würde man sich ein altes Metal/Rockalbum anhören. Thor versucht das Ende von Asgard zu verhindern und reist dabei durch Raum und Zeit, um dann auf den alten Bekannten namens Hulk zu treffen. Gemeinsam beginnt ein herzlich unterhaltsames Abenteuer.




17. Ghost in the Shell





Man kann nur staunen, wie fortschrittlich die Technik im Jahre 2017 geworden ist. Eines der Zeugnisse ist Ghost in the Shell, der eindrücklich zeigt, wie gut der nun 20 Jahre alte Anime mittlerweile technisch umgesetzt werden kann, so das einige Bilder eins zu eins so aussehen wie damals ersponnen. Gleichzeitig nimmt sich der Film den großen philosophischen Themen des Ursprungswerk und der Mangas an und reflektiert (auf westliche Weise) die Bedeutung der menschlichen Seele, dem Dasein und Neuroenhancement. Das funktioniert in vielen Teilen überraschend gut, ist zwar nicht ganz so tiefgründig, dafür aber breiter aufgestellt als das Original. Gleichzeitig erzählt er eine persönlichere Geschichte um Major, einer Art Robocop, welche in der Spezialeinheit Sektion 9 arbeitet und "Cybercrime"-Fälle löst. Dabei trifft sie den Puppetmaster, der sie mit Fragen zu ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ich muss zugeben: Scarlett Johannson war noch nie so süß wie in diesem Film. In der Regel mache ich mir nicht sonderlich viel aus weiblicher (oder männlicher) Inszenierung, aber hier saß ich nicht selten schmachtend vor dem Fernseher (ein weiterer Film, den ich nicht im Kino geschaut habe).
Leider fehlt ein gewisses Etwas, was vielleicht daran liegt, dass die Welt nie wirklich real wirkt, was bei so vielen Cyberpunk-Geschichten so notwendig ist. Und die philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema der Künstlichen Intelligenz und Androiden macht Blade Runner 2049 einfach noch besser. Was den Film dennoch nicht schlecht macht. Wäre er nicht ganz so knallbunt und Greenscreen-Überladen, würde der Film wahrscheinlich auch höher in meiner Liste landen. Oh und: der Soundtrack ist zwar nicht so beeindruckend wie die des Animes, aber dennoch überraschend stark!




18. The Inland Road





Eine wunderschöne kleine Perle war dieses weitere Berlinale-Highlight. In The Inland Road wird eine Maori porträtiert, die es zu Hause nicht mehr aushält und davon läuft. Dabei gerät sie beim Trampen in einen Unfall und wird teil eines tragischen Schicksalschlages, der eine Familie zerrüttet. Wie eine Katze streunt sie dabei weiter um diese Familie umher und verwickelt sich immer mehr in das Schicksal dieser. 
Ein unglaublich schöner kleiner Indie-Film, der mit unbekannten Darstellern einen unglaublich tollen intimen Moment erzeugt, der sich vor den großen Filmen nicht zu verstecken braucht und als Debüt einfach einen absolut beachtlichen Auftritt darstellt. Sehr sehenswert!




19. Shot Caller





Wow. Diesen Film hatte wohl niemand auf dem Zettel. Ein immersiver kleiner Thriller über einen jungen Mann, der durch einen unglücklichen Unfall in einen Sog aus Kriminalität und Gewalt gerät. Hier wird ein hammerhartes Portrait eines unbescholtenen Bürgers gezeichnet, der durch die Hölle geht und sich dabei zu einem kriminellen Boss hochschaukelt. Clever, gut inszeniert und völlig unerwartet und mit extrem starker Besetzung. Dicker Geheimtipp!




20. Patti C$kes





Rap als Gesellschaftskritik ist nichts neues und es gibt schon viele Filme, die sich mit dem Thema auch auf visueller Art und Weise auseinandergesetzt haben. Überraschend neu ist aber die Tatsache, dass dabei eigentlich noch nie die weibliche Perspektive eingenommen wird. Die quirrlige Patricia aus Patti Cake$ ist dafür aber nun das beste Vehikel, aus prekären Verhältnissen kommend muss sie ihren Lebensunterhalt für die Pflege ihrer kranken Großmutter ausgeben und ihrer alkoholabhängigen Mutter unter die Arme greifen, um sich über Wasser halten zu können. Dabei ist Patti ziemlich smart und ringt ihrem tristen Alltag dann doch noch einiges Gutes ab, in dem sie mit ihrem besten Freund Jheri rappt und abhängt. Bis sie beschließen, ein Album aufzunehmen und den weirden schwarzen Antichristen Basterd dazu überreden, die Beats dazu zu liefern. Eine etwas untypische Rocky-Story, Underdog goes wild, mit vielen frischen Ideen, sympathischen Charakteren und einigen tollen unvorhergesehenen Wendungen und rührendem Cheese. Und geilen Punchlines. Sehr sehenswert wenn man Rap mag.



Enttäuschung des Jahres: Es





Mit der Neuverfilmung von Stephen Kings Es kam für mich eine bittere, leider sehr platte Interpretation des zeitlosen Klassikers in die Kinos, der mich arg enttäuscht hat. Die emotionale und psychologische Tiefe, die Es eigentlich bietet, wurde leider zu keinem Moment von Muschetti eingefangen, dabei klang es auf dem Papier zu perfekt. Doch der Film geht zu viele Kompromisse ein, die vielen Verkürzungen der eigentlichen Figuren sorgen dafür, dass die emotionale Fallhöhe und die Freundschaft der Loser einfach nicht abheben kann. Nie wirkt der Clown wirklich bedrohlich, die Kids sind viel zu abgeklärt, über die Eltern erfährt man quasi gar nichts. Gerne hätte ich Cary Fukanagas Ansatz gesehen, welcher das Ganze noch abgründiger und psychologisch spannender inszenieren wollte, leider lies sich Warner nicht darauf ein. Sicher ist Es nicht schlecht, aber auch lange nicht das, was es sein könnte, für mich eine herbe Enttäuschung.





Zum Abschluss bleibt zu sagen, dass es ein fantastisches Jahr für das Kino war. Aus meiner Reihe an Lieblingsregisseuren haben fast alle ( Christopher Nolan, Denis Villeneuve, Rian Johnson, Taika Waititi, Daren Aronofsky, David Fincher und Jeff Nicols) Filme ins Kino gebracht, die mich durch die Bank weg überzeugt haben. Manche mehr, manche weniger. Darüber hinaus war 2017 auch eine Plattform für so viele neue Regisseure, welche dieses Jahr Beiträge geleistet haben, die neue Maßstäbe setzten und spannende Geschichten erzählt haben, die mich immer noch überraschen, berühren und schwärmen lassen. Einige habe ich immer noch nicht sehen können und stehen ganz oben auf meiner To Watch Liste. Ein paar davon möchte ich hier noch festhalten.

Paterson
Lala Land
Lady Bird
The Killing of a Sacred Deer
The Disaster Artist
The Shape of Water
Super Dark Times
Phantom Thread/Der Seidene Faden
The City of Z
Lady McBeth
The Beguiled
Mein Leben als Zucchini
Sieben Minuten nach Mitternacht  (Die Buchvorlage "A Monster Calls" gehört zu einem meiner Lieblingsbücher, daher bin ich auf diesen Film besonders gespannt)
Loving
Brawl in Cell Block 99
Raw
Prevenge
The Transfiguration
The Devils Candy


Letztendlich sei noch meine Lieblingsserie aus 2017 erwähnt und empfohlen, denn mit Mindhunters hat David Fincher ein Brett an Serie geliefert, was mich seit True Detective nicht mehr so geflasht hat. Es geht um die Erkundung von psychotischen Serienkillern und deren Motivation. Dabei wird eine unglaublich dichte Spannung erzeugt, die mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. Große Empfehlung!




Ein tolles 2017!
Hab ich was vergessen? Habt ihr Empfehlungen? Passt euch was nicht? Lasst uns diskutieren! 
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