Road Trip (Pt. 1)

Den unfassbaren Verkettungen toller Abenteuer soll noch lange kein Abbruch folgen. Anfang Februar war es Zeit, Lenja und Pina wiederzutreffen. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere an mein erstes Reisetief im Dezember und meine anschließenden Abenteuer in Coromandel, wo ich die Beiden zufällig zum ersten Mal getroffen habe und von da an gemeinsam eine überaus gemütliche Zeit verbringen konnten, die meiner Misere ein schnelles Ende bereitet hat. Wir verabredeten uns damals, noch einmal gemeinsam wandern zu gehen oder zu reisen und seit dem freute ich mich schon, das Geschwisterpaar mit dem großen Herzen und der offenen und sympathischen Art wiederzusehen. Es sollten zwei Monate vergehen, bevor es dann aber passieren sollte, dafür dann aber im ganz großen Stil. Gut 2500 km innerhalb von 3 Wochen haben wir gemeinsam zurückgelegt: wir waren zusammen trampen, kajaken, Glühwürmchen schauen, kochen, wandern, Berge ersteigen, Sandflies erschlagen, schwimmen, Sterne gucken und Sonnenaufgänge bestaunen. Und wir sollten unzählig viele Steine mit Gesichtern finden! Doch eins nach dem anderen.

Picton

Nachdem ich ein paar Tage im Tombstone Backpackers in Picton, einem der gemütlichsten Hostels in Neuseelands, entspannen konnte und ich Adrian vom Heaphy-Track wiedergetroffen habe, erreichten Lenja und Pina ebenfalls das Hostel nach der Überfahrt von Nord auf Süd. Nach ein paar unfassbar leckeren Kocheskapaden war unser erster kleiner Ausflug zu einem nahegelegenen Fluss, an dem es Glühwürmchen geben sollte. Nachdem wir uns ein bisschen verlaufen haben, konnten wir den Zugang dann aber doch noch finden. Nach gut 20 sehr dunklen Minuten sahen wir dann endlich die ersten Glühwürmchen, die sich besonders in den feuchten Gebieten niederlassen. Das hat zur Folge, dass das Flussbett mit unzähligen kleinen Lichtern erstrahlt wird und man kaum unterscheiden kann, ob man nach oben oder nach unten schaut, der Sternenhimmel verschmilzt mit der Erde und der Wald erleuchtet in einem ganz neuen Glanz. Mit großer Begeisterung des ersten Abends war ich gespannt, wie die nächsten Wochen wohl aussehen sollten. Zurück im Hostel entwarfen wir also eine Route aus Tipps und Hinweisen, die wir von anderen Backpackern erhalten haben und überlegten uns, wie wir unsere Zeit, die wir bis zur Ankunft von zwei Freundinnen (Celia und Jaska) von Lenja und Pina hatten, am besten ausfüllen können. Wir entschieden uns dafür, entlang der Ostküste zu trampen, mit ein paar Abstechern ins Land. Im Anschluss würden wir in Christchurch dann zusammen mit Celia und Jaska ein Auto mieten und den attraktiven Arthurs Pass entlangreisen, eine Gebirgskette, die rüber zur Westküste führt und von wo aus man die Gletscher, Küstenformationen und den höchsten Berg Neuseelands (Mount Cook), bestaunen konnte. Klingt alles nach böhmischen (neuseeländischen) Dörfern? Keine Sorge, ich bringe euch in diesem Beitrag die neuseeländische Geographie und auch das Tierleben etwas näher. Ein paar lustige Episoden gibt es vielleicht auch.






Picton



Kochrezepte durchsuchen und in Magazinen blättern

Der Friedhof in Picton, direkt gegenüber dem Hostel. "Ruhige Nachbarn", haben sie gesagt... 
Jamie Oliver höchstpersönlich hat uns das Rezept in Buchform vorgelegt...



Blenheim

Der erste Ort nach Picton sollte Blenheim sein! Nach einer mehr als erheiternden Trampfahrt mit einem sehr sympathischen Archäologieprofessor, der mit Indiana Jones nichts gemeinsam hat außer dem charmanten Humor und einigen tollen Einblicken in Ausgrabungsszenarios, erreichten wir das Weindörfchen Neuseelands, das eigentlich nur bekannt ist für die unzähligen Weinplantagen. Da wir uns nicht wirklich für Wein interessierten, wanderten wir lieber durch die Stadt und nutzten die Gratis-Kajaks im Hostel, die entlang eines wirklich wunderschönen Flusses führten. Ich scheuchte ein paar Enten hie und da auf, Pina nutzte die Seilschaukeln in den See und Lenja vergnügte sich an den berauschenden Lichtverhältnissen, die die langen Weiden entlang des Flusses umgeben von goldenen Grashügeln besonders in Szene zu setzen wussten. Da niemand sonst dort war, liesen wir uns immer wieder einfach im Wasser treiben und das breite Grinsen der beiden Schwestern verriet mir, dass sie in diesem Moment genauso glücklich waren wie ich.
Wir beschlossen im Anschluss, zum Abend hin in die "nahegelegenen" Hügel zu gehen, um dort den Sonnenuntergang zu bestaunen. Leider interpretierte ich das nahegelegen etwas falsch. Mit dem Rad waren es wirklich "nur" 15 Minuten, doch zu Fuß sollten wir ca eine Stunde laufen und den Sonnenuntergang nur noch eingeschränkt genießen können. Doch das tat der guten Laune keinen Abbruch. Die Sonne umrahmte die zufrieden grasenden Schafe auf der hügeligen Weide in einem goldenen Licht und wir schauten, wie der Himmel sich von einem weichen blau zu einem zärtlichen orange hin zu pinken Tönen wandelte. Der bereits aufgegangene Mond begann zu leuchten un die Sterne funkelten irgendwie heller als sonst. 







Nelson Lakes

Nach dieser wunderschönen Nacht mit einem langen, gesprächsreichen Nach-Hause-Spaziergang war es Zeit, unseren Trip zu den Nelson Lakes anzugehen, die irgendwo zwischen Blenheim und Nelson liegen sollten. Nach etwas schwierigen Anfängen bekamen wir, obwohl wir zu dritt waren, schnell eine Mitfahrgelegenheit einer netten Friseurin, die uns bis vor die Haustür fahren sollte. Die Seen bieten kurze und lange Wanderungen um die Seen und die umgebenden Berge, der See selbst eignet sich weniger zum Baden, da die Sandflies hier von den vielen Konferenzen ihre Erholung suchen. Lenja und ich beschlossen, den See einmal komplett zu erkunden und folgten einem gemütlichen Wanderweg, von dem aus wir ein traditionelles Bootsrennen, dass der Maorikultur entliehen ist, beobachten konnten. Hier waren unterschiedliche Ruderer und Altersgruppen dabei, im Team gegeneinander anzutreten und unglaubliche 25 km in 5 Runden gemeinsam über den See zu rudern. Wir feuerten sie dann und wann an, genoßen aber vor allem die wunderschöne Landschaft.
Dank des Bootsrennens traf ich dann auch einen Bekannten vom Abel Tasman-Track, der sich der damaligen 14 Personengruppe angeschlossen hatte und gemeinsam mit uns wanderte. Er war hier um zu rudern und wir erinnerten uns an die tollen Erfahrungen, die wir machten. Die Welt ist ein Dorf... Und noch einen Vorteil sollte das Bootsrennen haben: als wir zurücktrampen wollten, wurden wir von einer lieben Ruderin mitgenommen, die noch mehr als genügend Platz für uns im Auto hatte und die wir über diesen mehr als grazilen Sport ausfragen konnten. Wie auch sonst genoß ich die spontanen Konversationen, die aus jeder einzelnen Trampepisode entspringen, all die persönlichen Schicksale, Eindrücke und Lebensentwürfe vergegenwärtigen einem die vielen Dinge, die gleichzeitig auf der Welt passieren.












Kaikoura (+ Special Guests!)

Nach den Nelson Lakes hatten wir uns Kaikoura als nächstes Ziel gesetzt, vorausgesetzt, wir kommen schnell genug weiter. Wenn man zu dritt trampt, braucht man schon viel Glück, um zusammen zum nächsten Ort zu kommen, vor allem, wenn man mehr als einmal umsteigen muss. Unser Karma wollte es, dass wir nie länger als 5 Minuten stehen mussten, um bei den Nelson Lakes aufgegabelt zu werden und dann auch in Blenheim eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Felix, ein Deutscher, der sich einen Campervan gekauft hat, bot uns an, uns mitzunehmen und noch bevor es anfangen sollte zu regnen saßen wir in einem sehr gemütlichen alten Auto und hatten viel zu erzählen. Er selbst war auf dem Weg nach Christchurch, um seinen Bruder abzuholen, mit dem er schon tolle und wagemutige Abenteuer in Australien erlebt hatte. Wir hatten viel zu lachen und waren im Handumdrehen entlang der wunderschönen Küste gefahren, um in dem kleinen, aber nicht minderspannenden Kaikoura zu landen, wo ein weiteres fantastisches Hostel namens Albatros auf uns warten sollte! Mit gemütlichen Sitzecken, einer großen Küche und vor allem ziemlich vielen Menschen war es ein Vergnügen, hier 2 Tage zu verbringen. Wir wollten unbedingt den Peninsula (Halbinsel) Walk machen, der die seerobbenbevölkerte Küste begeht und mit träumerischen Felsformationen und Farben heraussticht. Er dauert ca 3 Stunden, doch aufgrund unserer Fotografieeskapaden und dem herrlichen Wetter waren wir erst nach der doppelten Zeit wieder im Hostel, wo wir mit zwei Schweden, die wir am Vorabend kennengelernt hatten, gemeinsam zu kochen. Jesper und Karl, zwei dicke Freunde die für ein paar Wochen zusammen durch Neuseeland juckeln, waren Hochseeangeln und hatten Unmengen Fisch gefangen. Wir boten an, für uns Fünf ein Festmal zu kochen, wenn sie den Fisch mitbringen würden. Wie es der Zufall wollte, erhielten wir genau zu diesem Zeitpunkt auch noch eine SMS von Yannick und Anja, die sich gerade auf dem Rückweg vom Süden befanden und ebenfalls in diesem Hostel ankommen sollten. Großartig! Wir luden sie zum Essen ein und sie boten uns an, ein Chocoladenmouse zu kochen. Wir tischten also dick auf: nach unglaublich leckeren Zimtschnecken gab es gebackenen Kürbis, Kartoffelbrei, Spinat, Crayfish und Hoki-Fisch. Als Nachtisch gab es Mouse au Chocolat. Wie sich herausstellte, hatten wir so viel, dass wir damit ein Großteil des Hostels versorgen konnten und haben ein riesiges Gemeinschaftsmahl veranstaltet, durch das wir viele neue Freundschaften geschlossen haben.. Freundschaft geht durch den Magen. Ein tolles Gefühl.
Das Essen scheint dann auch die Schweden beeindruckt zu haben, denn sie haben uns eingeladen, den Tag darauf nach Hanmer Springs zu fahren, zumindest zwei von uns, denn soviel Platz hatten sie angeblich nicht (wir sollten später beweisen, dass sie ihn doch hatten). Kein Problem, denn eine der Hostelgäste wollte dort ebenfalls hin und so entschied ich, die beiden Mädels nicht zu trennen und gemeinsam mit Jennifer dort hin zu fahren und die anderen dort wiederzutreffen. Da Yannick und Anja jedoch weiter in den Norden reisen sollten, wollten wir wenigstens ein letztes Mal den Sonnenaufgang gemeinsam sehen und beschlossen, zur Halbinsel zu gehen. Wir einigten uns, besonders früh aufzustehen und liefen im Eiltempo zum Strand, um dort zu sehen, wie die Sonne sich über den Ozean erhebt. Zusammen liesen wir noch einmal das Hochgefühl aufleben, welches wir beim Sonnenuntergang vom New Chums Beach haben erleben dürfen. Welch fantastischer Abschluss für die Beiden und was für ein tolles Erlebnis, die beiden noch einmal wiederzusehen.
Aber es sollte bald weitergehen für uns alle...

























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