Luminate

Nach der (vergleichsweise sehr) kurzen Trampepisode mit ein paar lieben Israelis erreiche ich das Luminate Festival. Es handelt sich um ein Hippiefestival, auf dem kein Alkohol erlaubt ist und besonders Familien willkommen sind. Die musikalische Spannweite reicht von Country über Raggae zu Drum n Bass, Percussion, Post-Rock und Hip Hop. Es beschränkt sich vor allem auf neuseeländische Musik, aber auch einige internationale Künstler sind eingeladen.

Der Clou ist aber, dass einen auf dem Luminate nicht nur Musik erwartet: es werden auch Workshops fürs Jonglieren, Tanzen, Musik, Gärtnerei, Ernährung und Yoga angeboten. Diese Bandbreite an wirklich interessanten Sachen macht sich spätestens dann bezahlt, wenn die Leute zur Musik eben nicht mehr nur normal tanzen, sondern alle jonglieren, mittrommeln, ausdruckstanzen und und und. Die Atmosphäre wächst so weit über ein übliches Festival hinaus, was durch die wirklich besondere Lage auf dem "Crystal Mountain" unterstrichen wird. Die große, von "sinkholes" durchzogene Wiese liegt auf dem hohen Takaka-Berg umgeben von mächtigen Bäumen, in deren Wäldern man immer wieder Kristallsteine findet. In der Nähe fließt ein Fluss in dem man schwimmen kann und eine gute Dreiviertelstunde entfernt liegt eines der tiefsten und größten Höhlensysteme der Erde. Nachts sieht man aufgrund der Abgeschiedenheit einen fantastischen Sternenhimmel, der Mond erstrahlt die gesamte Landschaft und die Milchstraße weist einem den Weg zum Zelt.

All das macht das Festival zu einem magischen Ort, welches besonders durch die fantastische Eröffnungszeremonie betont wird, in der die vier Elemente in einem tollen Bühnenstück vorgestellt werden, um zum Schluss ein riesiges Feuer zu entfachen, um das ein Großteil der rund 3000 Gäste herumtanzen.

Mit dieser Zeremonie werden die Gedanken mitgenommen und eröffnen eine Woche lang eine andere, bessere Welt. Hier wird kein Müll produziert (Toiletten werden selbstgebaut und chemiefrei entsorgt, Wasser kommt vom naheliegenden Fluss, das Geschirr fürs Essen bringt man selbst usw.), die Menschen sind aufgeschlossen und hilfsbereit zu einander, kümmern sich und freuen sich gemeinsam. Sie tanzen, umarmen, teilen Essen und lachen zusammen. In Workshops diskutiert man gemeinsam, tauscht Erfahrungen aus und singt zusammen. Das Luminate ist definitiv eines dieser lebensverändernden Momente, zeigt das Festival doch, wie man die Welt gemeinsam unterhaltsam gestalten kann ohne selbstzerstörerische Tendenzen. Rata, die Dame vom Heaphy-Track habe ich übrigens auch wiedergetroffen. Wie auch Marie, welche ich in Auckland kennengelernt habe. Die Welt ist ein Dorf, trifft man doch immer wieder liebe Menschen an jeder Ecke. Es ist fantastisch, zusammenzukommen, sich auszutauschen und sich gemeinsam zu freuen, dass man nicht allein ist und so viele andere Menschen ebenso denken.

Vielen Dank für die Erleuchtung, Luminate.