Wo die wilden Kerle wachsen
Und wieder verstreichen dreihundertfünfundsechzig Tage in einem Nebel loser Erinnerungen, die in einem Wirbel der Emotionen ineinander fließen und das Gefühl von Zeit und Raum durcheinanderbringen. Drei Jahre sind vorbeigeflogen, seitdem meine kleine Welt auf den Kopf gestellt wurde. Alles, woran ich je geglaubt habe wurde zerrüttet und verdreht, in Frage gestellt und zu Boden geworfen um dort zertrampelt zu werden. Ich musste mit ansehen, wie innerhalb von wenigen Monaten blühendes Leben mit einem Schlag jeglicher Farbe beraubt, die Seele aus dem Körper verbannt und der letzte Funken Hoffnung wie eine vertrocknete Pflanze zu Staub zerfallen ist. Dabei prallten all meine Bemühungen, diesen tragischen Akt der Entzauberung zu stoppen, gegen die Unveränderlichkeit der Welt und erstickten meine Kraft in der Vergänglichkeit des Seins. Dieser Tag, der 12. Dezember, wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben als der Geburtstag einer der wichtigsten Personen meines Lebens. Sie hat mir Leben geschenkt und sich für mich aufgegeben, sie hat mich ihrer bedingungslosen Liebe teilhaben lassen und für mich Schmerzen ertragen, Streitereien ausgehalten und mir trotzdem ihre offenen Arme angeboten. Sie hat mir die Welt in ihrer Herrlichkeit ermöglicht und dafür gesorgt, das ich mich geborgen fühlen kann in diesem Wust der Bedrohungen, die so manches Nervenkostüm zerfetzen. Sie ist der Grund, warum ich hier sitzen kann, in zauberhaften Momenten verharrend mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Sie hat mir beigebracht, das Jetzt schätzen zu lernen und in die Welt hinaus zu schreiten. In lange Gespräche vertieft haben wir gemeinsam versucht, den menschlichen Geist zu erkunden, Probleme loszuwerden und das Beste aus unserem Leben zu machen. Wir sind gemeinsam durch die tiefsten Tiefen geistiger Sümpfe gestapft, uns gegenseitig Sicherheit geboten und ich bin froh, dass wir auch in den letzten, schweren Momenten noch gemeinsame Zeit verbringen konnten, in denen der eine oder andere Lichtblick erblühen konnte.
Nur um am Ende festzustellen, dass alles vergeblich war.
Noch nie stand ich am Rande meiner eigenen Kräfte und schielte auf den Abgrund, der dahinterliegt, herab. Für eine Weile habe ich zu lange hinein gestarrt. Und wie Nietzsche schon sagte: schaut man zu lange in den Abgrund, schaut der Abgrund irgendwann zurück. Mit tiefen Narben gezeichnet hat sich der Verlust dieses lieben Menschen in mich eingeschrieben und zehrt noch immer an mir. Sie springen wie ein besinnungsloser Teufel in die Habseligkeiten meiner Erinnerungen und werfen dabei die Gedenkstätten um, in denen ich mühevoll die schönen Memoiren unserer gemeinsamen Vergangenheit einsortiert habe, um mir diesen einen warmen Fleck in meinem Herzen zu bewahren. Nur mit Not kann ich sie verscheuchen und die klaffenden Wunden in Ruhe versorgen.
Ich trage diese Narben dennoch mit Stolz durch die Welt und besonders durch Neuseeland. Sie sind mein Symbol für das Wichtigste im Leben eines jeden Menschen: Die Liebe! Zu Freunden, zur Leidenschaft, zur Welt, zur Musik. Und, wohl das Wichtigste: die Liebe zur Familie.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Daggi. Ich vermisse dich.
Ich glaube, Liebeskummer wurde noch nie so schön ausgedrückt. In dir steckt ein Poet. ;-)
AntwortenLöschenEs ist die Liebe zu seiner Mutter.
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