Heimweh - oder: Was ist eigtl. zu Hause?
14.12.12
Da ist es, das erste Mal, das ich überwältigt werde von diesem Gefühl des Alleinseins. Nachdem ich plötzlich all meine vertrauten Strukturen wieder einmal hinter mir gelassen habe und ich noch nicht weiß, wie sich meine Zukunft gestalten wird, werde ich überrumpelt von dieser Unsicherheit, die meinen Magen zusammenzieht, meine Aufmerksamkeit schmälert und mich in schlaflosen Nächten umtreibt. Es ist schwer, das Ganze zu verstehen, schließlich sind die letzten sieben Wochen im Flug vergangen, und natürlich habe ich Sehnsucht nach meinen Freunden und Verwandten gehabt, doch sie alle mussten dem Entdeckerdrang weichen, der jeden kommenden Tag verzaubert hat. Doch nun ist es anders: da ich noch nicht weiß, wo ich als nächstes Unterkommen werde und wie meine künftige Route aussehen wird, ich irgendwann den Überblick über meine finanziellen Ressourcen verloren habe und ich nirgends wirklich günstig unterkommen kann (Neuseeland hat massiv die Preise angezogen, es ist nicht mehr erlaubt, wild zu campen etc.), macht sich ein Misstrauen, eine Sehnsucht nach dem Bekannten breit, die ich nicht einfach abschütteln kann. Ich werde versuchen, mich ihrer anzunehmen und einen Plan zu stricken, der mit lauter Abenteuern und netten Menschen besticht, doch es ist nicht so einfach, wenn der Kopf umnebelt ist und keine klaren Gedanken zu lässt.
Zum Glück habe ich in den vergangenen Wochen viele liebe Menschen kennengelernt, die mir anbieten, mich für eine Weile zu beherbergen, Weihnachten dürfte somit gesichert sein und ich werde mein Bestes tun, viele kleine Unsicherheiten auszuradieren, die mich so beschäftigen. Ich werde damit beginnen, eine Liste zu erstellen mit all den Sachen, die mich umtreiben und sie nach und nach abhaken! Mal sehen, was daraus wird.
Update 17.12.12:
Und es hat funktioniert… Ich bin wieder auf Fahrt, motiviert, ins Morgen aufzubrechen und den Vorhang der Unwissenheit herunterzureissen, um die belanglosen Überlegungen zu demaskieren und freudig in den Tag zu schreiten. Tatsächlich hat es ungemein genützt, sich eine Liste aufzustellen und zu vergegenwärtigen, was mich die ganze Zeit beschäftigt hat und viel darüber zu erzählen. Zum Glück hatte ich gute Unterstützung von zu Hause, ein paar liebe Seelen haben mir viel Aufwind nach Neuseeland geschickt und ein Telefonat mit meinem Paps hat mich gleich wieder aufgebaut! Nachdem ich den Sachen auf den Zahn gefühlt hatte, machte ich mir für die kommenden Wochen einen Plan und kontaktierte die Personen, mit denen ich meine Zukunft gestalten wollte und in Handumdrehen stand mein Plan für die nächsten Wochen.
Und so sieht er aus: ich reise nun gemeinsam mit Änni, Carina und Lena laut singend (TKKG, Pippi Langstrumpf und eine uralte Kassette mit klassischen Liedern a la "Tequila") mit der alten Lotte (oder wie ich sie nenne: rostige Rosie) über die Coromandel-Halbinsel, wo ich bereits liebe neue Menschen (und Schweine) getroffen habe.
Dort werden wir auch dem Fabian einen Besuch abstatten, um dann weiterzureisen und Weihnachten am wohl phänomenalen Lake Taupo zu verbringen, in einer sogenannten Batch. Das ist eine Hütte bzw. Ferienwohnung, wo wir gemeinsam kochen und ein bisschen die Gegend erkunden werden. Ich kanns kaum erwarten. Im Anschluss trampe ich zurück nach Coromandel, um mich dort mit Anja und Yannick zu treffen, mit denen ich gemeinsam für einige Zeit zusammen herumreisen werde. Dabei werden wir uns in den Süden vortasten, von dem alle sagen, dass er NOCH schöner als der Norden sein soll. Unfassbar. Ich bin gespannt und freue mich darauf, gerade nachdem ich den Hobbit gesehen habe und feststellen musste, wie schön es da unten doch sein muss.
Passend dazu war eines der bestimmenden Themen im "Hobbit" die Frage nach dem zu Hause, welches auch mich in den letzten Wochen viel und häufig beschäftigt hat und dem ich ständig wieder über den Weg gelaufen bin.
Im Hobbit wird dieses Thema ziemlich großartig diskutiert. Der Film ist eine fantastische Backpackerstory über den Mut, ins Unbekannte zu schreiten, Freunde zu machen und sich den Herausforderungen zu stellen, die einen alleine wohl zermürben würden. Und auch wenn man manchmal etwas ziellos wirkt und eine unglaubliche Aufgabe vor sich hat: so lange man mit Menschen zusammen unterwegs ist, die man schätzen gelernt hat und die man mag, ist alles doch halb so schwer. Und gerade mit ihnen definiert sich auch das, wo man sich zu Hause "fühlt". Zu Hause kann so vieles bedeuten, es wird sich im Prisma deiner Mitmenschen anders darstellen, anders anfühlen, aber es wird immer eine Bedeutung haben, die sich meist erst im Nachhinein, in der Abwesenheit, darstellen wird.
Und doch nimmt man sie mit, im Rucksack der Memoiren, die man immer bei sich hat. Und hier kommt ein tolles Zitat, welches das Regenmonster mit einer tollen Illustration für ihren Weihnachtskalender umgesetzt hat! So spricht Craig Thompson, der geniale Autor von "Blankets" und "Habbibi" in "Good Bye, Chunky Rice" über eine herzliche Freundschaft:
Dieses herzliche Zitat hat mich schon länger bewegt und während meiner Lektüre von Hermann Hesse's Demian bin ich dann auch über einen ganz ähnlichen Gedanken einer entflammenden Liebe von Sinclair und Demian's Mutter gestolpert:
Es ist schon interessant, wie all diese lieben Autoren um ein Thema kreisen, wie diese Textpassagen in meinem Hirn kleben bleiben und mir erst jetzt, nachdem ich diese Deutlichkeit des Themas "Heimat" so sehr am eigenen Leibe erfahren musste, vorm inneren Auge bewusst werden. Hier, an dieser Stelle befinden wir uns an der Weichenstellung eines jeden Menschen: an dem Mut, nach außen zu schreiten, Vorurteile, Ängste, Sorgen abzubauen und die Welt in ihrer Pracht kennenzulernen voller Selbstvertrauen. Man kann aber auch versuchen, sein Leben in einer Blase, in einer sicheren Umgebung zu verbringen und sich der Welt dort draußen nicht zu stellen, um letztendlich wie ein tapsiger Jungfuchs auf der Strecke zu bleiben, um womöglich am Ende noch wütend zu sein über all die Menschen, die diesen Schritt gewagt haben oder über die man eigentlich nichts weiß. Hier entspringt der Pfad aus Konservatismus und Liberalismus, aus Autonomie und Abhängigkeit. Dieses Spannungsfeld verlangt ab, dass man in der Lage ist, sein eigenes Haus zu bauen, es mit sich zu nehmen und die Tür dazu immer offen zu halten, um neue Einflüsse, Veränderungen und neue Menschen mit offenen Armen willkommen zu heißen und sie dazu einzuladen. Heimat ist kein Stück Land, das man besitzt, es ist der Platz im Herzen, dem man anderen gewährt, um sich daran zu wärmen und ihnen Schutz zu bieten, wen sie ihn benötigen.
An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich mit ihren offenen Armen empfangen und mich aufnehmen, ich bin froh, das es euch gibt.
Da ist es, das erste Mal, das ich überwältigt werde von diesem Gefühl des Alleinseins. Nachdem ich plötzlich all meine vertrauten Strukturen wieder einmal hinter mir gelassen habe und ich noch nicht weiß, wie sich meine Zukunft gestalten wird, werde ich überrumpelt von dieser Unsicherheit, die meinen Magen zusammenzieht, meine Aufmerksamkeit schmälert und mich in schlaflosen Nächten umtreibt. Es ist schwer, das Ganze zu verstehen, schließlich sind die letzten sieben Wochen im Flug vergangen, und natürlich habe ich Sehnsucht nach meinen Freunden und Verwandten gehabt, doch sie alle mussten dem Entdeckerdrang weichen, der jeden kommenden Tag verzaubert hat. Doch nun ist es anders: da ich noch nicht weiß, wo ich als nächstes Unterkommen werde und wie meine künftige Route aussehen wird, ich irgendwann den Überblick über meine finanziellen Ressourcen verloren habe und ich nirgends wirklich günstig unterkommen kann (Neuseeland hat massiv die Preise angezogen, es ist nicht mehr erlaubt, wild zu campen etc.), macht sich ein Misstrauen, eine Sehnsucht nach dem Bekannten breit, die ich nicht einfach abschütteln kann. Ich werde versuchen, mich ihrer anzunehmen und einen Plan zu stricken, der mit lauter Abenteuern und netten Menschen besticht, doch es ist nicht so einfach, wenn der Kopf umnebelt ist und keine klaren Gedanken zu lässt.
Zum Glück habe ich in den vergangenen Wochen viele liebe Menschen kennengelernt, die mir anbieten, mich für eine Weile zu beherbergen, Weihnachten dürfte somit gesichert sein und ich werde mein Bestes tun, viele kleine Unsicherheiten auszuradieren, die mich so beschäftigen. Ich werde damit beginnen, eine Liste zu erstellen mit all den Sachen, die mich umtreiben und sie nach und nach abhaken! Mal sehen, was daraus wird.
Update 17.12.12:
Und es hat funktioniert… Ich bin wieder auf Fahrt, motiviert, ins Morgen aufzubrechen und den Vorhang der Unwissenheit herunterzureissen, um die belanglosen Überlegungen zu demaskieren und freudig in den Tag zu schreiten. Tatsächlich hat es ungemein genützt, sich eine Liste aufzustellen und zu vergegenwärtigen, was mich die ganze Zeit beschäftigt hat und viel darüber zu erzählen. Zum Glück hatte ich gute Unterstützung von zu Hause, ein paar liebe Seelen haben mir viel Aufwind nach Neuseeland geschickt und ein Telefonat mit meinem Paps hat mich gleich wieder aufgebaut! Nachdem ich den Sachen auf den Zahn gefühlt hatte, machte ich mir für die kommenden Wochen einen Plan und kontaktierte die Personen, mit denen ich meine Zukunft gestalten wollte und in Handumdrehen stand mein Plan für die nächsten Wochen.
Und so sieht er aus: ich reise nun gemeinsam mit Änni, Carina und Lena laut singend (TKKG, Pippi Langstrumpf und eine uralte Kassette mit klassischen Liedern a la "Tequila") mit der alten Lotte (oder wie ich sie nenne: rostige Rosie) über die Coromandel-Halbinsel, wo ich bereits liebe neue Menschen (und Schweine) getroffen habe.
Dort werden wir auch dem Fabian einen Besuch abstatten, um dann weiterzureisen und Weihnachten am wohl phänomenalen Lake Taupo zu verbringen, in einer sogenannten Batch. Das ist eine Hütte bzw. Ferienwohnung, wo wir gemeinsam kochen und ein bisschen die Gegend erkunden werden. Ich kanns kaum erwarten. Im Anschluss trampe ich zurück nach Coromandel, um mich dort mit Anja und Yannick zu treffen, mit denen ich gemeinsam für einige Zeit zusammen herumreisen werde. Dabei werden wir uns in den Süden vortasten, von dem alle sagen, dass er NOCH schöner als der Norden sein soll. Unfassbar. Ich bin gespannt und freue mich darauf, gerade nachdem ich den Hobbit gesehen habe und feststellen musste, wie schön es da unten doch sein muss.
Passend dazu war eines der bestimmenden Themen im "Hobbit" die Frage nach dem zu Hause, welches auch mich in den letzten Wochen viel und häufig beschäftigt hat und dem ich ständig wieder über den Weg gelaufen bin.
Im Hobbit wird dieses Thema ziemlich großartig diskutiert. Der Film ist eine fantastische Backpackerstory über den Mut, ins Unbekannte zu schreiten, Freunde zu machen und sich den Herausforderungen zu stellen, die einen alleine wohl zermürben würden. Und auch wenn man manchmal etwas ziellos wirkt und eine unglaubliche Aufgabe vor sich hat: so lange man mit Menschen zusammen unterwegs ist, die man schätzen gelernt hat und die man mag, ist alles doch halb so schwer. Und gerade mit ihnen definiert sich auch das, wo man sich zu Hause "fühlt". Zu Hause kann so vieles bedeuten, es wird sich im Prisma deiner Mitmenschen anders darstellen, anders anfühlen, aber es wird immer eine Bedeutung haben, die sich meist erst im Nachhinein, in der Abwesenheit, darstellen wird.
Und doch nimmt man sie mit, im Rucksack der Memoiren, die man immer bei sich hat. Und hier kommt ein tolles Zitat, welches das Regenmonster mit einer tollen Illustration für ihren Weihnachtskalender umgesetzt hat! So spricht Craig Thompson, der geniale Autor von "Blankets" und "Habbibi" in "Good Bye, Chunky Rice" über eine herzliche Freundschaft:
"I am a turtle. My home's on my back. And yet I feel the only home I'll ever have is in the space where our roads merged and traveled along together for a time."
Dieses herzliche Zitat hat mich schon länger bewegt und während meiner Lektüre von Hermann Hesse's Demian bin ich dann auch über einen ganz ähnlichen Gedanken einer entflammenden Liebe von Sinclair und Demian's Mutter gestolpert:
"Wie bin ich froh!" sagte ich zu ihr und küßte ihre Hände.
"Ich glaube, ich bin mein ganzes Leben lang unterwegs gewesen - und jetzt bin ich heimgekommen."
Sie lächelte mütterlich.
"Heim kommt man nie", sagte sie freundlich. "Aber wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stunde wie Heimat aus."
Und, um den Zitatereigen abzuschließen, zitiere ich gerne nochmal Bob Dylan aus dem vergangenen Eintrag:
"I was born very far from where I'm meant to be. So I'm on my way home."
Es ist schon interessant, wie all diese lieben Autoren um ein Thema kreisen, wie diese Textpassagen in meinem Hirn kleben bleiben und mir erst jetzt, nachdem ich diese Deutlichkeit des Themas "Heimat" so sehr am eigenen Leibe erfahren musste, vorm inneren Auge bewusst werden. Hier, an dieser Stelle befinden wir uns an der Weichenstellung eines jeden Menschen: an dem Mut, nach außen zu schreiten, Vorurteile, Ängste, Sorgen abzubauen und die Welt in ihrer Pracht kennenzulernen voller Selbstvertrauen. Man kann aber auch versuchen, sein Leben in einer Blase, in einer sicheren Umgebung zu verbringen und sich der Welt dort draußen nicht zu stellen, um letztendlich wie ein tapsiger Jungfuchs auf der Strecke zu bleiben, um womöglich am Ende noch wütend zu sein über all die Menschen, die diesen Schritt gewagt haben oder über die man eigentlich nichts weiß. Hier entspringt der Pfad aus Konservatismus und Liberalismus, aus Autonomie und Abhängigkeit. Dieses Spannungsfeld verlangt ab, dass man in der Lage ist, sein eigenes Haus zu bauen, es mit sich zu nehmen und die Tür dazu immer offen zu halten, um neue Einflüsse, Veränderungen und neue Menschen mit offenen Armen willkommen zu heißen und sie dazu einzuladen. Heimat ist kein Stück Land, das man besitzt, es ist der Platz im Herzen, dem man anderen gewährt, um sich daran zu wärmen und ihnen Schutz zu bieten, wen sie ihn benötigen.
An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich mit ihren offenen Armen empfangen und mich aufnehmen, ich bin froh, das es euch gibt.
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