Favorite Daydream Loveletters 2011

2011: im ersten Moment irgendwie ein unbedeutendes Jahr, was Musik, Filme oder Bücher anbelangt. Zumindest für mich, hatte ich doch kaum Zeit, mich wirklich konkret auf all die neuen Künstler einzulassen, die auf den Markt drängen um ihre Musik unter die Leute zu bringen oder um mal ins Kino zu gehen.

Aber doch gab es einige Alben, die ganz besondere Momente hervorgebracht haben. Die meine Freude beflügelt haben, meine Sorgen in einen bequemen Mantel verstaut haben und die emotionalen Verlockungen um ein Vielfaches versüßt haben. Diese Liebesbriefe an meine Tagträume möchte ich hiermit vorstellen. Durch einen Klick auf das Album-Cover bekommt ihr eine Hörprobe:




A Winged Victory for the Sullen - A Winged Victory For The Sullen (2011)



45 Minuten lang wandelt man mit einem dicken Mantel durch den Regen, lässt seinen Hut von den Regentropfen vollsaugen und betrachtet das reflektierende Licht in den Pfützen der Straße. Immer wieder hält man inne, um die kleinen Ereignisse zu vergegenwärtigen: der Hund, der treu zu seinem Herrchen blickt, ein Laubblatt, dass auf den Abfluss zutreibt oder das Kind, das mit einem Stock im Schlamm stochert. Urbane Melancholie!


Go Qualia - Puella Magi (2011)


Virgin Babylon Records ist eine dieser Anlaufstellen für Künstler, die die Schienen aus ihrem Regal ausgebaut haben, wodurch Schubladendenken gar nicht erst aufkeimen kann. Man tendiert dazu, dann doch wenigstens die Instrumente beschreiben zu wollen, aber auch das führt eigentlich zu nichts. Da muss man schon selbst Hörarbeit leisten! Go-qualia schlagen jedenfalls in exakt die selbe Schiene, werfen einem bezaubernde Melodien, melancholische Versatzstücke und sehr clublastige Beats vor, ohne dabei auch nur einen Ansatz zu bieten, so etwas in einem öffentlichen Club spielen zu können. Glitch, Klassik, ach leckt mich doch! Ein hervorragendes,  sehr dichtes Album, dass das Jahresende überraschend gut abrundet und für kleine Tanzeinlagen in der Wohnstube oder der Küche sorge trägt und einem einen Hauch vom urbanen Japan injiziert!


Four Tet - Fabriclive 59 (2011)

Four Tet, bekannt für seine melancholischen Beatausflüge und Downbeat-Alben ist ein grandioser DJ, der nicht zurecht einen der beliebtesten BBC-DJ-Mixes abgeliefert hat. Und nachdem dieser schon gut angekommen ist, setzt er mit der neunundfünzigsten Ausgabe von Fabriclive noch mal mächtig einen drauf. Auch hier ist der Sound sehr clublastig, aber hier gelingt eine nahtlose Verschmelzung von Clubmusik und melancholischer Kontemplation, bei der man auch noch abspackt. Sahnehäubchen ist der Track "Locked".


Nils Frahm und Anne Müller - 7fingers (2011)



Nils Frahm ist ein sehr umtriebiger junger Geselle. Seine Liebe zur Musik umgibt ihn mit einer Aura, die einem sofort klar macht, dass es sich hier um jemanden handelt, dem man in Sachen Musik problemlos Vertrauen kann. So hat er wohl auch Anne Müller dazu bekommen, in die Saiten zu hauen, denn hier ist ein wunderschönes Album entstanden, dass sich zwischen elektronischem Glitch, Piano und Streicherarrangements bewegt. Diese Kombination ist so verträumt wie ein  hoffnungslos verknallter Jugendlicher im Herbst! Man möchte seine Kapuze aufsetzen und einfach nur grinsen.


Still Corners - Creatures of an hour (2011)


Es gibt sie noch, diese kleinen Bands, die einem seine abgelatschten Schuhe wieder vergegenwärtigen und säuselnde Hymnen für die hoffnungslos Verknallten anstimmen. Die einen am Fenster zum Gewitter rausschauen lassen und ein so breites Grinsen aufs Gesicht zaubern:


This feels so out of time
Walk and left behind.


Mark McGuire - Vacation Days (2010)


Eigentlich ist das Album schon ein Jahr alt und eigentlich hat Mark McGuire noch ein neues Album rausgebracht. Aber eigentlich ist das nicht so gut, denn komische Vokals und überraschend kurze Tracks hauen die sonst so meditative Stimmung seiner Tracks in kleine Teile. Da sind wir auch beim Stichwort: Gitarrenmeditation ist eines dieser Wörter, die ich in diesem Jahr kennen- und liebengelernt habe! Mit Tracks zwischen 15-30 Minuten Spiellänge habe ich mich lange schon angefreundet, immer wieder fasziniert bin ich aber von Einzelkünstlern, die komplette Tracks mit einem, maximal zwei Instrumenten und einer Menge Loops texturieren! Mark McGuire, der sonst bei Emeralds seine Bröttchen bäckt, ist jedenfalls Meister in dieser Klasse und sitzt direkt neben Noveller auf dem (wahrscheinlich sehr einsamen) Th(d)ron(e).
Warum nun Vacation Days? Das war das erste Stückchen Musik, dass ich von ihm kennengelernt habe. Schnell hab ich mein Konto geplündert und mir alle noch auftreibbachen CDs zusammengekauft, was gar nicht so einfach ist, denn der Gute hat in den letzten 4 Jahren 15(!!!) Veröffentlichungen herausgebracht und da sind Emeralds noch nicht einmal mitgerechnet. Diese Veröffentlichungen sind fast durch die Bank weg auf sehr hohem Niveau. Große Empfehlung.


Brael & Tokyo Bloodworm - Living Language (2008)

Ich plane einen längeren Neuseelandaufenthalt. Ich stelle mir vor, wie ich dort in den Bergen sitze und den Blick auf die Flüsse und Seen schweifen lasse. Ich grinse.
Das ist der Soundtrack!


Vieo Abiungo - ... and the world is still yawning (2011)



Das ist so ein reich texturiertes, helles Album, das mich bereits beim ersten Hören vor ein paar Tagen gefangen genommen hat. Da ich es selbst noch nicht gut genug kenne, möchte ich noch nicht allzuviel urteilen. Aber schon beim ersten Hören hat es einen sehr tiefen, großartigen Eindruck hinterlassen und wird mich definitiv noch eine ganze Weile begleiten. Das Album verdient auf jedenfall einen Platz in meinem Regal für 2011!

Kommentare

  1. Ich kenne leider kein einziges dieser Alben. :-/
    Aber du möchtest einen längeren Aufenthalt in Neuseeland planen? Großartig! Ich stelle mir Neuseeland unglaublich schön vor. :-)

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  2. Wenns klappt sogar für ein Jahr! Dafür spare ich schon kräftig und den größten Schritt (angekündigte Kündigung) hab ich auch schon getan. Ich bin zwar schon ein wenig aufgeregt, das ganze gibt mir aber ziemlich viel Aufschwung, um durch den Alltag zu schwingen :)

    Und ich empfehle dir unbedingt das Go-Qualia-Album. Gerade mit japanischen Affinitäten liegt man hier genau richtig, das Album ist überraschend hell und vielfältig wie ein Prisma! Die anderen Alben empfehle ich natürlich auch :D

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  3. Ich werd mal schauen, dass ich irgendwo mal in das Album reinhören kann. :-)

    Und ein Jahr Neuseeland stelle ich mir unglaublich spannend vor! Wehe, du bloggst dann nicht. ;-) Aber zu dem Thema kann ich dir den Blog von manniac empfehlen: http://blogoff.de/

    Der war unter anderem ein Jahr in Australien. Und anscheinend auch für einige Zeit in Neuseeland. Vielleicht findest du ja ein paar Anregungen.

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  4. Leider gibts die neue Go Qualia noch nirgends als Stream, Virgin Babylon Records, das Label meines Lieblingsmusikers (Katsuhiko Maeda) , hinkt da noch ein wenig hinter dem Zahn der Zeit hinterher. http://www.virgin-babylon-records.com/unsupermarket/music_014.html

    Aber: Go Qualia hat seine früheren Sachen teilweise umsonst ins Netz gestellt via Netlabel, da kann man sich schon einen Eindruck machen. Auch wenn man sagen muss, dass puella magi das alles in den Schatten stellt und dem Genre und japanischer Musik ansich gänzlich neue Qualitäten abringt! Hier gibts mehr zu hören: http://www.last.fm/music/Go-qualia

    Zu Neuseeland und Australien: vielen Dank für den Link! Ich werde ganz bestimmt einige Eindrücke hier einfließen lassen, ich bin mal gespannt, wie häufig ich dazu komme :D Ich freue mich unglaublich auf die Natur und das Leben dort, bin aber auch richtig aufgeregt, weil ich bisher nie die Gelegenheit hatte, länger ins Ausland zu fahren. Schon gar nicht allein. Von daher wird das eine absolute Herausforderung :D Ich habe aber auch vor, evtl. noch nach Australien zu schauen und dort eine Freundin zu besuchen und wenns klappt mach ich einen Zwischenstopp in den Staaten =)

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