Mixtape - a kiss for a fox

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Jena bei Nacht


Das kommt dabei raus, wenn man nach einem Konzert in einer Herbstnacht am Fluss entlang nach Hause schlendert. Da streunen häufig Füchse umher und traben einige Meter neben einem her wie ein treuer Hund. Gleich danach biegt die einsame Straße auf einmal ab und bringt den Pedanten direkt zur Pforte der eigenen Phantasiewelt, Tag(Nacht-)träume spulen sich vorm geistigen Auge ab und spätestens dort bekomme jedenfalls ich den inneren Drang, ein neues Mixtape zu erstellen.

*Vorhang auf*


Ich schaffe es meist nur einmal im Jahr, so ein Ding zu basteln, das eigentlich nur für mich ist. Klar mach ich das, damit andere Leute von der Musik Wind bekommen und ich meine Leidenschaft teilen kann, aber ich denke mal, ich höre diese Tapes tatsächlich am häufigsten selbst. Sie sind wie eine Markierung am Türrahmen, die mir zeigen, wie groß ich zu dieser oder jener Zeit war und zu denen ich immer wieder gerne zurück komme, um mich nochmal zu orientieren. Ich kenne jede Narbe in- und auswendig, weiß, wie sie sich anfühlen, und genau das vermittelt mir ein Gefühl von zu Hause. Und das brauche ich seid geraumer Zeit ganz schön häufig. Beim Erstellen dieses Mixtapes bin ich dabei über einen herrlich warmen Gedanken gestolpert, der mich in letzter Zeit tröstet und in die Arme nimmt. Und das verdanke ich dieser kleinen Jazzmietze.


Seelenjam



Meine Mutter hat sie mir vor einer Weile hinterlassen, kurz bevor sie gestorben ist. Eigentlich ist es eine Sparbüchse,sie hatte ein Faible für kitschige kleine Accessoirs. Aber irgendwie find ich sie gar nicht kitschig und sogar ziemlich schön. Sie bringt zwar oft eher traurige Gedanken über mich, vor allem, weil der Gesichtsausdruck dem meiner Mutter sehr ähnelt, aber als ich bei der Trackselektion nicht an mich halten konnte und bei Four Tet's - locked durch den Raum tanzen musste und dieses kleine Kätzchen mit dem Saxophon gesehen habe, kam mir der Gedanke, dass die Zusammenstellungen der Mixtapes ein bisschen wie ein Radiosender aus dem Jenseits ist. Als würden diese Songs von ihr gespielt und durch diese Statue übermittelt. Totaler kitsch und super albern, aber mir zaubert es jedesmal eine Gänsehaut auf meine Wangen und ich fühl mich... nun ja, daheim.

Übrigens war die Erstellung des Mixes "We all need mirrors to remind ourselves, who we are", welcher als Homage an Memento gedacht ist, ursprünglich ein Tape für meine Mutter. Ich habe lange drüber nachgedacht, es nach ihr zu benennen, aber irgendwie wollte ich es verschlüsseln und für mich behalten und als kleine Zeitkapsel in die Welt schicken. Jetzt freue ich mich darüber, schaue zurück und kann lächeln, wenn auch mit einem dicken Kloß im Hals.

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