Zwischen den Panels

Vor kurzem habe ich die Möglichkeit gehabt, den ziemlich grandiosen und doch irgendwie auch verstörenden Film "Super" zu sehen. Ich werde den Film nochmal separat beleuchten, aber im Film selbst bin ich mit einer ziemlich romantischen Vorstellung konfrontiert worden. Denn der Film thematisiert unter anderem das Dasein eines realen Superhelden, der sich an Comics ein Vorbild genommen hat und für Recht und Ordnung sorgen möchte. Dabei kommt er unter anderem seinem weiblichen Sidekick ziemlich nahe und beide fragen sich, wann eigentlich in Comics der Raum für Nähe und Zuneigung existiert. Ihre Antwort ist "Zwischen den Panels", also den einzelnen Bildern, dem Balken, der diese trennt beispielsweise.
Diese Vorstellung von einem Zwischenraum im Hier und Jetzt finde ich ziemlich faszinierend. Irgendwie beschreibt es meine Gefühlslage irgendwie punkt genau. Es erscheint mir, als hätte jemand in einem kühlen Herbstmorgen einfach die Zeit angehalten. Die Luft ist fad, man schmeckt irgendwie nichts, der Körper streubt sich wie eine fauchende, aufgeschreckte Katze und man ist irgendwie total dumpf im Kopf. Man kann sich zu nichts verhalten und irgendwie scheint es keine Möglichkeit, seinen eigenen Platz zu finden. Und doch ist man ja gerade, nur scheint es für den Leser des Comics meines Lebens absolut bedeutungslos. Das Fenster, dass ich jedem öffne, der mich nach etwas persönlichem fragt oder dem ich es von selbst auf die Nase binde ist eben ein beschränktes. Es hat nur diese 17-25 Seiten pro Ausgabe, mit denen man sich auseinandersetzen muss.

Diese Vorstellung finde ich irgendwie ganz schön tragisch. Ich möchte den Kitt zwischen den Fenstern kennenlernen, die kleinen Nicht-seins-weisen, die Momente der Sinnlosigkeit und dem Vor-sich-hin-wuselns. Baut man nicht eine riesige Illusion auf, wenn man ständig nur ein Comic malt mit den Höhen und Tiefen? Sind die Mitten nicht gleichbedeutend? Und wie kann man andere Menschen angemessen wertschätzen, wenn man von ihnen ständig so tolle Panels erwartet?

Ach Herbst, du bist das Öl im Feuer meiner grüblerischen Gedanken.

Kommentare

  1. Interessante Gedankengänge. Darüber muss ich erst mal nachdenken. Ich weiß nur, dass uns das richtige Leben keine Zwischenräume lässt. Im Gegensatz zum Comic haben wir die Möglichkeit, auch zwischen die Panels zu schauen. :-)

    P.S.: Der Herbst löst bei mir auch Grübeleien aus. Lass uns beide hoffen, dass sie kreativ bleiben und nicht in Schwermut enden. ;-)

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  2. Ei, das hast du schön formuliert. So positiv hab ich das noch gar nicht gesehen! Unter diesem Aspekt macht meine Buchbesprechung auch totalen Sinn! :) Danke! ^_^

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