Road Trip (Pt.4)

Mount Cook - Mueller Hut


Nachdem wir den Mond lang genug betrachtet hatten und feststellten, dass wir die Autobatterie mehr als strapazierten (ich machte schon insgeheim Pläne, wie wir diese Nacht am Straßenrand verbringen würden, da das Auto nicht mehr anspringen wollte), schafften wir es doch noch zum Fuße des Mount Cook. Zwar im Dunkeln, aber Dank des beinahe Vollmonds lies sich das Zelt unkompliziert aufbauen, direkt unter dem strengen Blick des Gebirges. Riesige Berge erheben sich, der Schnee reflektiert das Mondlicht und vergegenwärtigt die eindrückliche Höhe dieser Giganten.



Doch das sollte nur ein Vorgeschmack auf den Ausblick sein, den wir am nächsten Tag haben sollten. Denn unsere Idee war es, die sogenannte Mueller Hut zu erklimmen, die auf dem Berg gegenüber des Mount Cook stationiert ist. Von dort aus soll man eine wunderschöne Sicht über das Tal und die Gebirge haben. Klingt ganz nach dem Programm welches ich so mag, daher machten wir uns auf den Weg!

Und ich kann sagen: Es war anstrengend. Mit Sicherheit das kraftraubendste, ermüdendste Abenteuer meines noch kurzen Lebens. Es beginnt mit dem Ersteigen von 1814 Stufen, welches ca. ein Drittel des Weges darstellt, um dann in steile Schotterwege überzugehen, die sich mal in Zickzackform, mal direkt nach oben und mal über riesige Steine hinwegziehen. Der Aufstieg dauert ca. drei Stunden, aufgrund meiner schlabberigen Knie des Vortages sind wir aber letztendlich fast fünf Stunden lang steil bergauf gelaufen. Aber die Aussicht stellt jeglichen Kraftaufwand in den Schatten. Ich würde es jederzeit wieder tun! Überzeugt euch selbst:












Oben angekommen, hatten wir viel Zeit bis zum Sonnenuntergang und konnten uns etwas erholen. Ich nutzte den Moment um etwas zu lesen und Eis von den Schneeresten zu holen, da es dort oben keinen Wasservorrat mehr gab und das Eis abkochen mussten, um es zu trinken.
Als die Sonne sich nach und nach zurück zog wurde es Zeit, an der Bergkante platz zu nehmen und das Schauspiel zu beobachten. Fantastisch, wie die Berge in ein weiches Rot getaucht werden und die Umgebung aufleben lassen. 
Doch der Höhepunkt sollte noch folgen, denn das Timing wollte es, dass heute der Vollmond aufgehen sollte. Ich war gespannt, ist meine Affinität zum Mond ja kein Geheimnis. Dieser wartete hinter den Gebirgen darauf, uns in sein silbernes Licht zu hüllen. 
Hinzu kommt, dass uns nach einer anstrengenden Wanderung wie dieser der Körper mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl belohnt, welches sich nur schwerlich in Worte fassen lässt. Ich habe es dennoch versucht.




Glücklich legten wir uns nach diesem Schauspiel zu Bett, um zum Sonnenaufgang fitt zu sein. Wenn man überhaupt noch von fitt sprechen kann nach einem solchen Kraftakt. Sagen wir eher, mental präsent. Zu mehr kann man auch nicht in der Lage sein, wenn sich vor einem das Gebirge nach und nach in seinen Konturen entfaltet und in seinen Bann nimmt. Schweigend sitzen wir am Felsvorsprung und grinsen dem Sonnenaufgang entgegen.








Nun heißt es, früh zurück, damit wir nicht wieder in die Mittagssonne kommen. Der Abstieg ist tatsächlich nicht einmal halb so lang, und auch nicht ganz so anstrengend, auch wenn sich im Anschluss unsere Füße und Beine für eine Weile weigern, mit uns in Kontakt zu treten oder auch nur einen Schritt zu vagen. An dieser Stelle eine dicke Entschuldigung an die Beiden. Sorry, das ich euch das angetan habe!
Unten angekommen treffe ich auf dem Weg zum Auto noch ein altes Ehepaar, welches mich gerührt fragt, ob ich denn dort oben war. Als ich sagte, dass dem so sei, erzählten sie mir, wie sie vor 35 Jahren gemeinsam in den Flitterwochen dort oben waren und wie herrlich sie es damals dort fanden. Ein vertrautes Gefühl einer Erinnerung von etwas, was ich nie gemacht habe, beschleicht mich und ich freue mich für die Beiden. Wir erzählen ein bisschen und berichte von meinen Abenteuern und sehe dabei das Strahlen ihrer Augen, welches alte gemeinsame Erlebnisse heraufbeschwört. Ich freue mich für sie, muss mich jedoch endlich auf die Socken machen, das Auto zu holen und endlich mal wieder zu sitzen.

Lake Tekapo

Erschöpft, und ein bisschen niedergeschlagen erreichen wir das nächste Hostel in Lake Tekapo. Wenn man sich solchen emotionalen Höhepunkten aussetzt, tendiere zumindest ich dazu, im Nachhinein in ein kleines Loch zu fallen. Wie soll man das noch schlagen können? Was kann jetzt noch als Nächstes kommen? Die Hürden wurden hoch gelegt und es ist nicht leicht, sie noch einmal zu nehmen, zudem droht so langsam das Ende unserer Rundreise, weshalb ich ein wenig Zeit brauche, um mich wieder zu fangen und mich einfach zu freuen um eine Erfahrung reicher zu sein, die mich für den Rest des Lebens begleiten wird. Vielleicht ist es deshalb so gut und wichtig, dies hier niederzuschreiben, denn wenn ich jetzt daran zurück denke, sitze ich hier mit einem breiten Lächeln und lache über die Flüche, die ich auf dem Weg zur Hütte ausgesprochen habe.

Wie dem auch sei, die nächsten Tage sollten ruhiger (und wackeliger) werden, da meine Hüften und Beine sich jeglichen befehlen verweigerten. Daher gibt's hier nur ein paar Fotos vom Ort mit dem tollen Planetarium und der alten Kirche an einem wunderschönen See umgeben von Bergen.




Methven und ein kleines Resümee

Lange waren wir nicht in Tekapo und viel gab es auch nicht mehr zu sehen, also beschlossen wir, uns noch ein gemütliches Hostel zu suchen, um uns zu erholen, lecker zu kochen und Footback/Hackysack zu spielen. Hätten wir das mal eher gemacht, denn es stellte sich als eine neue Leidenschaft der Mädels heraus. Aber auch ich hatte seit langer Zeit wieder sehr viel Spaß daran. Hier war er wieder, einer dieser schönen Momente, die man mit Freunden teilt. Die Niedergeschlagenheit war vergessen und selbst die simpelsten Dinge vervielfachen ihre Schönheit und Freude, wenn man sie mit den richtigen Menschen teilt, weshalb sich die nächsten zwei Tage flauschiger anfühlen sollten als die Wolken des Mount Cook. 


Nach dieser tollen Zeit heißt es nun, Abschied nehmen und zurück zu denken an die unfassbare Zeit. Zehn Tage und 2000 km pure Freude. Großartige Eindrücke, Menschen, Geschichten und Tiere, Natur pur und viele weit offenstehenden Münder. Sie hinterlassen einen Berg an herrlichen Erinnerungen, zu denen wir hoffentlich gemeinsam hie und da zurückschauen werden und noch unseren Kindeskindern davon erzählen.

Was für eine unfassbare Zeit. Danke.

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