favourite movies/shows 2023





2023... Ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Selten waren die Krisen so laut, so spürbar und präsent. Krieg, Terror, Klima und Negativrekorde am laufenden Band. Und gleichzeitig waren für mich persönlich so viele Hochs in einer Dichte wie nie zu vor. Herzliche Begegnungen, neue Freundschaften, erfüllende Arbeit, meine Entfristung im Beruf, ein absolut erfüllendes Basketballjahr inkl. der besten Saison meines Lebens (Danke USV <3 ) und ein wirklich prall gefülltes Kinojahr. Die Gegensätze fühlen sich manchmal absurd an und lassen sich oft nicht so leicht aushalten. Zum Glück geben mir Filme nicht nur die Möglichkeit, mich zu zerstreuen, sondern auch das Werkzeug, zu reflektieren, eine Sprache zu finden, auch jenseits der Worte, um Unverarbeitetes verarbeitbar zu machen. Und auch dazu hatte ich dieses Jahr viel Unterstützung, dank meiner stetig wachsenden Filmgemeinschaft. Die herzlichen Filmausflüge in Berlin (Grüße an Melanie, Max, Mo, Alex und Jana), die viel zu kurz gekommenen Filmbuddyausflüge in Jena (Justin, Max, wo war eigtl. Thomas dieses Jahr?) und meine Filmcrowd in Weimar, die zunehmend wächst und die ich hier gar nicht alle aufzählen kann.


Nun mal zu zwei meinen zwei filmischen Höhepunkten in diesem Jahr: nach 2 Jahren Abstinenz (DANKE MERKäh... CORONA!) hatte ich zum ersten Mal wieder die Chance, die Berlinale zu besuchen und mich in die unfassbar facettenreiche Welt des Films zu begeben, die das Standardkino nicht im Ansatz hergibt. Kaum ein anderes Festival hat ein so breites Angebot von Kurzfilmen über Dokus, Semidokus mit Laien, kleinen Spielfilmen, Serien und natürlich auch großen Blockbustern. Zugegeben, für Letzteres ist die Berlinale nicht unbedingt das größte Aushängeschild, auch wenn sie dieses Jahr in Deutschland immerhin den heiß erwarteten Tar, Inside und The Fablesman zeigen, mit Spielbergos Anwesenheit höchstpersönlich. Doch das war für mich noch nie der Reiz einer Berlinale. Für mich stand in erster Linie das Eintauchen in andere Kulturen, das Erkunden neuer Blickwinkel, die kreative Auseinandersetzung mit dem Medium und natürlich, das Allerwichtigste, das Treffen von lieben Menschen im Mittelpunkt. Und davon gab es soooo unglaublich viele Begegnungen, die mich bereichert haben und mit denen ich (unter anderem) über Filme, das Leben, die letzten herausfordernen Jahre oder einfach über leckeres Essen geschnackt habe. Ein großer Dank geht raus an Max, Jana, Mo, Moritz (! und +),Clara, Carina, Alex, Tino, Jule, Kristopher, Nikolas, Melanie und Louis und und und. Jedes Filmevent hatte seine ganz eigenen kleinen und großen Begegnungen und es war schön, das man auch, wenn man sich noch nie begegnet ist, instant über interessante Themen austauschen konnte.


Getragen und inspiriert von diesem Miteinander habe ich im letzten Jahr begonnen, meinen eigenen kleinen Filmclub in Weimar zu initiieren, und nach und nach wächst und gedeiht das Vorhaben. Gezeigt wird ein geheimer Film, dazu gibt es ein kurzes Intro oder Präsentation und im Anschluss wird darüber diskutiert. Ich bin sehr dankbar für den lebendigen Austausch und die wachsende Runde und grüße an der Stelle alle, die schon mitgemacht haben und Lust haben, sich einzubringen. Ich kann nur zum Nachahmen inspirieren, der Spaß und das gemeinsame Schauen sind einfach eine angenehme Abwechslung des Alltages und das ist es, worin Filme (für mich) am meisten Spaß machen. Am gemeinsamen Diskutieren und Interpretieren. 

Doch kommen wir mal zu meiner Liste: dieses Jahr war wirklich proppevoll und es gab einige unerwartete aber auch erwartete Highlights. Überraschend viele Kinder in kleinen oder sehr sehr großen Rollen spielen hier einen gewichtigen Part und es ist unglaublich, wie gut diese mittlerweile schauspielern. Und auch ein Hund hat eine immense Hauptrolle, auf die ich nicht näher eingehen will, aber auch hier: unendlich viel Respekt. Nun dann, lasst euch inspirieren, fühlt euch frei zu kommentieren oder mich persönlich anzusprechen, wenn ihr anderer Meinung seid. Die ersten Filme sind für mich der diesjährige Pantheon auf Platz eins, alles danach hab ich versucht, grob zu ranken. Keine Ahnung, wie konsistent das ist, aber so fühlt es sich für mich an. 

Enjoy (: 

Favorite Movies 2023



Anatomie eines Falls



Der für mich vielleicht beste Film des Jahres und die sicherlich beste Performance in diesem Jahr geht an Sandra Hüller in Anatomie eines Falls. Dabei ist der Titel gleich doppeldeutig zu verstehen, denn es ist nicht nur die genaue, minutiöse Auseinandersetzung mit dem Tod des Ehemanns von Sandra, sondern auch die Rekonstruktion des unbeobachteten Sturzes vom Dachfenster, welcher irgendwie seltsam anmutet. Zu viel möchte ich über den Film nicht sagen, außer, dass er bis auf die kleinste Nebenrolle (sogar der Hund spielt oscarwürdig, ohne Flax!) besetzt wurde und ein Feuerwerk an Schauspielkunst abfeuert, mit sehr cleveren Kameraeinstellungen, tollen Bildern und einem unfassbar guten Drehbuch. Dieser Film hat mich emotional berührt, weil er tief in den Untiefen von zwischenmenschlichen Beziehungen rührt und gleichzeitig Vertrauensfragen stellt, die sehr authentisch verhandelt werden. Der Film verlangt Sitzfleisch ab, aber das lange Warten ist es definitiv Wert!





Tar



Cate Blanchett ist eine dieser Schauspielerinnen, die schon früh bei mir Eindruck hinterlassen hat und in die ich mich, hands down, in den frühen 2000ern hart verknallt habe. Nicht nur als Galadriel, auch in so kleinen Perlen wie The Missing, The Gift, Heaven hat sie sich direkt in mein Herz gespielt und von da an immer mehr Einfluss in der Filmwelt gewonnen. Wes Anderson, Woody Allen, Stephen Spielberg, es gibt nicht viele namenhafte Regisseure, unter denen sie NICHT gearbeitet hat. Aber erst Tar von Todd Fields bringen ihr 168 Minuten an kreativer und künstlerischer Tiefe, die sie verdient hat. 
Als Leiterin eines Orchesters, die detailversessen und extrem fokussiert am nächsten Meisterteil feilt, lebt sie ein großes Stück weit in ihrer eigenen Welt, hält die Fäden in der Hand und dirigiert nicht nur ihr Orchester, sondern auch ihr Leben und das derer, die darin involviert sind. Wir verfolgen ihre manipulativen Bestrebungen und merken, wie sie sich nach und nach verstrickt in der modernen Welt, zu der sie nicht wirklich einen Draht hat, außer, es sind junge attraktive Musikerinnen. Der Film verhandelt ein unglaublich vielschichtiges Psychogramm mit einem zynischen Ton und vielen Punkten, die man lange und ausführlich diskutieren kann. Was darf Kunst? Ist die heutige Generation noch in der Lage, große Kunst zu erschaffen? Welche Opfer darf man dafür bringen? Ist diese Art der Kunst ein selbstreferenzielles System oder hat es auch außerhalb seiner Blase Berechtigung? Das ist nur die Spitze des Eisberges, was ich mit diesem Text aber sagen möchte ist: Cate Blanchett ist immer noch eine Königin der Schauspielkunst und Tar gehört definitiv zu ihren besten Werken.





Oppenheimer



Dieses virtuose, rasend inszenierte Zeitdokument verhandelt die Frage nach der Zukunft der Menschheit. Evoziert durch den zweiten Weltkrieg wird der Quantenphysiker Robert Oppie Oppenheimer in die Ecke gedrängt, um gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen eine Waffe zu erschaffen, die den zweiten Weltkrieg und eigentlich ALLE Kriege beenden soll und die Nazis und die Feinde der Alliierten zum Aufgeben zwingt. Dabei wird die Biografie von Oppenheimer in ein 2,5 stündiges Korsett gezwungen, dass selbst in über 1200 Seiten Buch noch nicht auserzählt werden konnte. Doch Christopher Nolan schafft es, die Essenz von Oppenheimers Biografie in eine mitreissende und vielschichtige Erzählung zu packen und dabei den Horror und das Grauen nuklearer Waffen nicht zu vernachlässigen. Mit geschickten erzählerischen Kniffen verhandelt er dabei nichts anderes als die Verantwortung und das Gewissen Oppenheimers gegenüber der Welt. Immerhin war er überzeugt, das Richtige zu tun, um die Menschheit zu retten. Doch diese Rettung hat einen horrenden Preis, den auch die klügsten Menschen der Welt nicht zahlen können.
Sehr empfehlenswert und toll besetzt, wieder einmal mit herausragender musikalischer Untermalung von Ludwig Göranson. Aber Achtung, der Film ist besonders in der ersten halben Stunde ein wahrer Ritt durch die Geschichte und Biografie Oppenheimers. Danke an Michi und Lena, die mit mir extra vormittags in München ins Kino gegangen sind, um den gemeinsam schauen zu können! 





Past Lives



Der vielleicht romantischste Film aus diesem Jahr und eines meiner Berlinalehighlights war Past Lives. Obwohl er mit Schnulz und Liebelei sogar ziemlich sparsam umgeht. Der Film verhandelt diese eine Begegnung aus der Jugend, die alles durcheinanderwirbelt und den süßen Duft der Vergänglichkeit versprüht, diese innige Bindung, die sich nie ganz manifestieren wollte aber doch als Geist weiterexistiert. Großartig gespielt und quasi globusumspannend erzählt, erfahren wir eine Liebe über Jahrzehnte hinweg und was wir uns dann eigentlich auch sagen wollen würden, wenn wir uns nach langer Zeit wiedersehen. Toll, inspirierend, schön.





Killers of the Flower Moon



Martin Scorsese kann einfach nicht unter drei Stunden. Wenn man Killers ... eines vorwerfen kann, dann, dass er bewusst in den Abscheulichkeiten und der Unmündigkeit seiner Protagonisten badet. Denn Leonardo DiCaprio und Robert de Niro werden recht früh entlarvt als unmenschliche geldgierige Feiglinge und Scorsese nimmt sich drei Stunden Zeit, diese Frefelei minutiös auseinanderzunehmen. Wie Hanna Arendts Banalität des Bösen zeigt auch Killers..., zu welchen Abgründen auch normale Bürger wie du und ich in der Lage sind. Dieser Film erzählt die wahre Geschichte der Osage-Indianer, die durch eine Umsiedlung ihres ursprünglichen Lebensraumes in ein Ölreservat zu unverhofftem Reichtum gelangen. Umgarnt von jungen Amerikanern, die ihr Glück im Westen suchen, erfahren sie einen ungemeinen Wohlstand, doch nicht auf lange Zeit. Die Gier nimmt Oberhand und nach und nach werden sie durch ihre neuen Ehemänner auf seltsame Art und Weise dezimiert. Dabei spielt Lily Gladstone die Frau von Leonardo DiCaprio (etwas unrealistisch, sie ist viel älter als 27) und das überragend gut. In ihrer Lethargie und Ungläubigkeit über das, was ihrer Familie gerade passiert, verliert sie nahezu jede Hoffnung und zerbricht an der Gier der Amerikaner.
Dieser Film ist ungemein intensiv und abgründig, versteckt all das in einer gespielten Gutmütigkeit, die einen nur fassungsloser macht. Und seziert dieses Verbrechen sehr detailliert und verhandelt ein weiteres Kapitel des Verbrechens gegenüber den Ureinwohnern Amerikas. Mich hat der Film an vielen Stellen zum Kopfschütteln gebracht und man möchte DiCaprio ohrfeigen, so gut spielt er.





Beau is Afraid



Ari Aster ist zurück. Nach meinen zwei der drei liebsten Horrorfilmen der letzten Jahre (Hereditary und Midsommar) inszeniert Aster nun eine psychoanalytische Horrorkomödie, einen existenzialistischen Roadtrip back to Mama, der direkt in die Seele Beaus führt, gespielt von Joachim Phoenix. Dieser lebt in Angst vor der Welt, die in seiner subjektiven Perspektive unfassbar feindselig und nur schwer zu verstehen ist. Das prüde und zurückgezogene Mamakind kommt in der Welt nicht so richtig zurecht und gerät von einer skurrilen Situation in die Nächste. Mit dem folgenden Satz bekommt ihr den Schlüssel zum Film: ihr dürft herzhaft lachen. Denn dieses Werk nimmt die existenziellen Ängste, die vielleicht jede:r von uns in der einen oder anderen Form schon einmal hatte, dreht sie auf Stufe 12 und überdreht es ins Absurde. Während Beaus Welt komplett durchgeschüttelt wird und er ins Schwitzen, Stöhnen und Stutzen kommt, bleibt einem als Zuschauer:in nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln und über die Absurdität zu lachen, die man dort aufgetischt bekommt. Bis hin zum unfassbar witzigen Finale ist man gebangt und angespannt, und doch hat der Film etwas ungemein karthartisches. Es ist so ungewohnt, dass einem das Lachen lange im Halse stecken bleibt, aber wenn man ihm freien Raum gewährt, fühlt man sich erleichtert und irgendwie ein bisschen reicher an Lebenswelterfahrung. Dicke Empfehlung für Freunde Freuds und co. und ganz bestimmt nicht das, was du erwartest.




Talk to me



Speaking of Horrorfilme. Wie ich schon sagte, kamen zwei der drei meiner liebsten Horrorfilme der letzten Jahre von Ari Aster. Doch was ist mein dritter Film? Genau dieser hier: Talk to me ist für mich ein perfekter Horrorfilm, der sich diesem typischen Teenie-College-Stoner-Genre annimmt und aufgrund extrem guter Inszenierung und intensiven emotionalen Storybeats auf eine neue Ebene holt und dabei einer Gang von Jugendlichen das Grauen lehrt. Und das in Form einer mumifizierten Hand, mit der man mit Toten kommunizieren kann und die versuchen, in diese Welt zu gelangen. Von Minute eins an wird hier ein dichter, psychologischer Grusel erzeugt, der durch eine tolle Motivation der Hauptdarstellerin lebt und einerseits vielschichtig soziale Einbettungen thematisiert und zum anderen wirklich heftige, eklige aber wirkungsvolle und nie zum Selbstzweck verkommende Horrorelemente verwebt. Der Film ist nichts für zart besaitete, es gibt einige Stellen körperlicher Gewalt, die sehr sehr schmerzhaft war, daher hier eine kleine Warnung. Aber was die Phillipou Brüder hier in ihrem Debüt mit einer Reihe an Laiendarstellern abfackeln, ist absolut beeindruckend und gehört für mich, auch wenn ich mit dieser Meinung größtenteils allein da stehe, mit zum Besten, was das Genre in den letzten Jahren zu bieten hatte, auch wenn das Setting nicht unbedingt neu ist. Vielleicht liegts auch einfach an den vielen öden Genrebeiträgen, aber der hier holt mich in seiner Gesamtheit einfach ab. Das hat A24 dann zum Glück auch erkannt und diesen Film unter ihre untoten Fittiche genommen, eine Fortsetzung ist in the making. Möglichst auf Englisch schauen!





The Shadowless Tower



Mein Berlinalehighlight aus diesem Jahr ist The Shadowless Tower. Ein sicherlich nicht ganz zugänglicher Film und wahrscheinlich werden ihn außer Berlinale-Gänger und Arteconniseure diesen Film sonst nie zu sehen bekommen, dennoch möchte ich diesen Film hier hoch aufhängen. Die chinesische Geschichte über Authentizität, Höflichkeit, Familie und Liebe und wilder Leidenschaft ist eine stille Reflexion über Beziehungen, familiär und amourös, die getriggert durch eine zarte Affäre zwischen Gu Wentong und einer jungen Fotografin beginnt Gu Wentong, nach seinem vermissten Vater zu suchen und die Beziehung aufleben zu lassen. Feinfühlig und sensibel gehen wir seinen Zweifeln nach, seiner Rückschau auf sein Leben und nach den bedeutungsvollen Beziehungen und warum sie zu Bruch gegangen sind. Eine absolute Perle und ein Höhepunkt in diesem Jahr. Danke Max, dass du mitgekommen bist.



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2. The Banshees of Inisherin



Collin Farrell und Brandon Gleeson spielen in einem herzzerreissenden Drama über die Freundschaft zwei Inselbewohner mitten auf einer abgelegenen Insel in Irland. Ihre Freundschaft kippt von einem Tag auf die andere wird damit zu einer tiefen Reflexion dessen, was eine Freundschaft überhaupt ausmacht und lotet diese auf teils skurrile, teils unappetitliche Art und Weise aus. Der Charme des Regisseurs Martin McDonaghs (Three Billboards..., Brügge sehen und sterben) bleibt auch hier unverwechselbar und wird durch seine geliebte Darstellerriege einmal mehr herrausragend umgesetzt. Dicke Empfehlung, auch wenn die schönen irischen Landschaften ein klein wenig zu kurz kommen.





3. All the Beauty and the Bloodshed



Die Geschichte über die Künstlerin Nan Goldin ist so komplex und facettenreich, tragisch und erschütternd aber auch inspirierend und aufsehenserregend, dass man sehr gefestigt in den Film gehen sollte. Denn er rollt so viele Ebenen auf. Die Sacklers, deren Medikament OxyContin die amerikanische Gesellschaft in eine fundamentale Opioidkrise geritten hat, toxische Beziehungen, (Aktions-)Kunst, psychische Krankheit und Traumata, all das sind Themen, die elegant und nach und nach entdeckt und fein säuberlich in Verbindung gesetzt werden. Es lohnt sich total, die Persönlichkeit von Nan Goldin näher zu betrachten, auch wenn man das Gefühl nicht los wird, das es sich hier um eine Selbstdarstellerin handelt. Trotzdem spiegelt der Film einen tiefen Einblick in die Seele der Gesellschaft und in die DIY Szene. Eine der besten Dokumentationsfilme dort draußen.







4. Sick of Myself



Ein Film, den Lena in die Filmrunde eingebracht hat und der an Frische und psychologischer Brenzligkeit Filmen wie Beau is Afraid oder Triangle of Sadness in nichts nachsteht. In Sick of myself begleiten wir die toxische Beziehung eines Kunststudent:innenpärchens, die beide in Zeiten von Social Media nach Aufmerksamkeit und ihrer Sprache in der Kunst suchen. Doch statt irgendwie kreativ zu werden, entwickelt sich ein Egozentrismus und eine Egomanie, die ihres Gleichen sucht und satirisch so überspitzt ist, dass man nur laut lachen kann. Die anschließende Diskussion zum Film war ebenfalls sehr schön und spannend, vielen Dank für diese Perle!






5. Hallo Dankness



Diese Art von Film ist ein Grund, warum ich die Berlinale so sehr liebe. Experimentelles Kino par excellence, hier verwursteln die Macherinnen aus einem DIY Kollektiv Videomitschnitte aus Filmen wie Waynes World, Meine teuflischen Nachbarn und Michael Jackson Musikvideos zu einem gesellschaftskritischen, satirischen und unglaublich witzigen Amalgam, das sich in die Netzhaut brennt und bei dem jede Coke im Hals stecken bleibt. Gewitzt und fokussiert auf die US-amerikanische Geschichte nimmt dieses Filmprojekt einen wilden Ritt durch die popkulturelle Geschichte und reflektiert die Wahl von Donald Trump. Ein wirklicher Spaß, der gleichzeitig einfach super beklemmend wirkt.





6. Close



Noch so ein Film mit einem Jugendlichen in der Hauptrolle. Eigentlich zwei Jugendlichen. Es geht um Cloe und Remi, die schon seit jüngstem Alter zusammen auf dem Land aufwachsen und ihrer innigen Freundschaft nachkommen und die keine Grenzen kennt. Sie wurde noch nie einer Öffentlichkeit ausgesetzt und mit der Einschulung in die Regelschule(?) erfährt die Freundschaft auf einmal den Druck der Öffentlichkeit, die dieses eigentlich wunderbare Gefüge in Frage stellt und zu erodieren droht. 
Der Film über Freundschaft, Schule, Schuld und sozialem Druck ist sehr sehr zart inszeniert und wunderbar erzählt. Zudem hat er zwei zentrale Ebenen, die beide toll ausformuliert sind und durchaus ein Schlag in die Magengrube darstellen. Große Empfehlung.





7. Fallen Leaves



Zugegeben, mein erster Kaurismäki, aber mit Sicherheit nicht mein letzter. Eine finnische Perle über Armut, Liebe, Kapitalismus und Alkoholismus, der dennoch sein Cool und Charme behält. Über Vergänglichkeit, Zufall, Zusammenhalt und zweite Chancen. Und mit famoser Musik! Ein absolutes Highlight und in seiner melancholischen Art absolut einzigartig, auch wenn sich Kaurismäki wohl an vielen Stellen selbst zu zitieren scheint. Aber warum nicht, wenn es so gut ist?




8. Godzilla Minus One



Godzilla ist zurück. Studio Toho reaktiviert Godzilla und verpasst ihm einen Oldschool Look, gleichzeitig ist die Geschichte über Verlust, Krieg, Pazifismus aber auch Ehre und Versagen eine wirklich angenehm vielschichtige, spannende und gut erzählte, die sicherlich für einen Monsterfilm durchaus erwähnenswert ist. Aber natürlich sind wir wegen Godzilla hier und das haut verdammt nochmal richtig rein. Jeder Auftritt ist furchteinflößend, imposant und wuchtig, effektiv und tough. Das macht Spaß und die Angriffe auf die Stadt und das Finale sind wirklich harte Burner. Ganz großes Kino (hehe), Danke Luca und Marcie für den schönen Ausflug! 





9. Barbie



Barbie ist, hands down, der witzigste Film des Jahres (gut, ich habe Bottoms noch nicht gesehen, aber wer hat das bisher schon?). Man kann (und das habe ich) lange Diskussionen darüber führen, ob der Film der Emanzipation der Frau jetzt einen Gefallen tut oder nicht, immerhin macht der Film ein altes Popkulturprodukt, das jahrelang die Unterdrückung der Frau repräsentiert und sogar kultiviert hat und ein mehr als zweifelhaftes Körperbild in die Welt geworfen hat, wieder salonfähig. Man muss aber auch sagen, dass die Regisseurin Greta Gerwig gerade in diesem Rahmen das Beste für so ein Riesenphänomen gemacht hat und das Konzept von Heteronormativität und patriachaler Unterdrückung einer breiten Masse einfach verständlich zugänglich gemacht hat wie kein anderes Erzeugnis auf dieser Welt. Es ist ein bisschen die Lisa Simpson des 21. Jahrhunderts. Klar, der Film repräsentiert und handelt weiterhin Kapitalismus und er wird keine Revolution ausrufen, aber er wird seinen Beitrag zur Gleichberechtigung von Mann und Frau leisten, da bin ich mir sicher. 
Aber kommen wir zum Film. Gerwig schießt hier ein Gagfeuerwerk ab, das durch seine hohe Besetzung natürlich nochmal mehr zündet. Und man muss sagen, dass Ryan Gosling hier leider allen die Schau stiehlt, weil er an Selbstironie und völligem Overacting so unglaublich viel Spaß und Charme versprüht, dass auch Margot Robbie da nicht mithalten kann, obwohl sie der Kern des Filmes ist. 
Insgesamt krankt der Film natürlich daran, dass er eine große Masse, vornehmlich junge Menschen, anspricht und daher einigen sehr konventionellen, fast konservativen Mustern treu bleiben muss, aber was Gerwig hier auf einer metareferenziellen Ebene abfeiert ist grandios und köstlich und wird jedem Kind der 80er und 90er Freudentränen in die Augen zaubern, ich schwör. Darüber hinaus schaffen sie es, einer Puppe in ihrer eigenen Welt überraschend vielschichtige Ideen abzuringen und cool aufzuarbeiten, so das der Film an keiner Stelle dumm, langweilig oder öde ist, allein das ist schon ein Kunststück. ich meine, als erwachsener Mann in einen Film über eine Plastikpuppe zu gehen und dann davon so zu schwärmen... Da scheint das Vorhaben einiges richtig gemacht zu haben, oder? Überzeugt euch selbst. 





10. Guardians of the Galaxy 3



James Gunn erzählt seine Trilogie zu Ende und man muss es sagen: es funktioniert ausgezeichnet. Das große, epische Finale seiner Crew um Quill, Rocket, Groot, Gamora, Drax und wie sie alle heißen ist ein würdiges Finale mit unglaublich viel Spaß aber auch vielen Emotionen. Überhaupt ist der Ton hier sehr ernst und bitter, tiefgreifend erzählt Gunn von Verlust und Tod. Und das tut dem Film enorm gut, da er hier die emotionale Fallhöhe sehr gut erhöht und damit Marvels größtes Problem umgeht, nämlich eben genau das Fehlen dieser Höhe. Das heißt nicht, dass man nicht auch hier wieder Tränen lacht und eine gute Zeit mit dem Film haben wird, allein die Referenzen an die alte Kindheitsserie "Es war einmal das Leben" sind köstlich. Aber die Konsequenz, mit der James Gunn seine Charaktere behandelt (und was sie auch schon alles durchmachen mussten...) ist einfach erfrischend und schön anzusehen. Ich hatte eine richtig gute Zeit mit der Reihe und der Dritte stellt für mich den Höhepunkt der Trilogie dar und ist für mich der einzige und relevante Marvelbeitrag in diesem (und letztem) Jahr. Absolute Schauempfehlung!






11. Das Lehrerzimmer



Ein wirklich gut geschriebener Film über die aktuelle Lage unseres Bildungssystems, welcher fast wertungsfrei eine Rundumschau startet über die Überforderung einer Person gegenüber einem Klassencorpus von 15-20 Personen. Vertrauen, Respekt, Wertschätzung, all die zwischenmenschlichen Töne, die in einem Klassenverband in der Regel zu kurz kommen, fallen der Protagonistin, gespielt von Anna Lena Klenke, hier auf diese Füße. Und wie schnell sich soziale Dynamiken entwickeln, die vermeintlich "gut gemeint" sind, aber total destruktiv werden. Der Film hat einen faszinierend treffenden sezierenden Blick auf diese Situationen und buchstabiert sie stoisch aus. Unbedingt gucken und dann diskutieren! Danke Melanie für dieses schöne Seherlebnis! Auf das auch im neuen Jahr viele gemeinsame Filme anstehen! :)





12. Asteroid City



Ich liebe Wes Anderson. Von daher freue ich mich, wenn wieder einmal ein Film von ihm auf der Leinwand erscheint und natürlich eile ich ritualhaft ins Kino, sobald dieser erscheint. Und auch dieser Film ist einzigartig und herrlich skurril, mit einem dicken Cast (Neu dabei: Tom Hanks) erzählt er viele kleine Ersatzstücke um diese Stadt, bei der ein Asteroid abgestürzt ist. All die kleinen Geschichten laufen zusammen, als die Aliens kommen und ihr Zeug wieder haben wollen. Es ist ein herrlich skurriler und kleiner Ensemble Film, der einfach gute Laune macht und nicht unbedingt aus Andersons Werk herausragt, aber warum sollte es auch, wenn sie doch einfach alle viel Spaß und gutes Handwerk verbreiten. 






13. Indiana Jones und das Rad des Schicksals



Indy is back. Ein letztes Mal noch sieht man Harrison Ford die Rolle ausfüllen, mal in CGI Gewand, mal in voller (alter) Pracht. Und dieser Film macht gut, was der vierte Teil so schwerlich vermissen lies. Die Leichtigkeit und doch auch den Entdeckerdrang, den Indy nunmal ausmacht. Wilde Verfolgungsjagden, praktische Effekte und viel Bumms und mit Phoebe Waller-Bridge einen angenehm vielschichtigen und uneindeutigen Charakter, der für Indy ein spannender Sidekick ist. Ich hatte eine echt gute Zeit mit der Jagd nach dem Rad es Archimedes und der Film schafft es, auch hier ein paar neue Aspekte und Komponenten des Abenteurergenres abzudecken, die man sonst nicht bekommt. Ich bin überrascht, dass er an den Kinokassen so baden ging und allgemein viel Kritik abbekommt, steht er doch den alten Filmen in nichts nach und hat noch etwas zu erzählen. Aber so ist das mit alten Trilogien. Aufgeladen mit Nostalgie und viel Wohlwollen kann man solche Filme heute nur schwer wiederaufleben lassen, zu viel hat man gesehen, zu lange ist man mit den alten Filmen aufgewachsen und eng verbandelt. Wer einen schönen Abenteuerfilm sehen will mit viel Unterhaltungswert macht hier definitiv nichts falsch.





14. The Quiet Girl



Diese Iren. Die spinnen. Immer solche traurig schönen und melancholischen Geschichten, es ist einfach zu ergreifend. The Quiet Girl ist so eine richtig typische "Tiny Tim" Geschichte. Stilles Mädchen (wahnsinnig gut gespielt von Cathrine Clinch) wächst unter schlechten Bedingungen auf und wird dann zum Mündel eines herzlichen Ehepaares mit einigen Geheimnissen, dass sich liebevoll um sie kümmert und wir sehen, wie das Kind durch Liebe und Zuwendung anfängt zu gedeihen und zu erblühen. Und das in voller Pracht und wirklich herzlich und liebevoll erzählt. Der Film ist toll und herzerwärmend, außerdem mit wunderbaren Bildern versehen und sehr feinfühlig. Für so viel Fühligkeit muss man aber auch ein offenes Herz haben. Es lohnt sich, finde ich. Dank toller Schauspieler:innen und gar nicht mal so kitschiger Inszenierung (bis auf den Vater) bleibt eine intensive Studie sozialer Bindungen und ... Keksen :heul:





15. Aftersun



Ja, der Film ist nicht mehr ganz 2023, aber ich konnte ihn vorher nicht sehen. Dieses Filmexperiment erzählt über alte Videoaufnahmen eines Vater-Tochter-Urlaubs in Griechenland ist so vielschichtig und authentisch und atmet die Erfahrungen der 80er- und 90er Generation. Billiger Plastikkram, heiße Sommer am Strand oder Pool, die Eltern irgendwie mit sich beschäftigt und das Kind mitten in der Pubertät entdeckt sich selbst. Toll und eindringlich gespielt von Paul Mescal und Frankie Corio werden wir hier Zeuge von Konversationen, die wir so ähnlich mit Sicherheit auch kennen und die in ihrer Tragweite heute ein ganz anderes Licht haben. Wirklich toller Film, den man derzeit auch noch auf MUBI schauen kann (Empfehlung!)





16. John Wick 4



Irgend ein Actionfilm steht hier ja immer. John Wick ist tatsächlich nicht IRGENDEINE Filmserie, immerhin haben sich die ersten drei Filme eine enorme Renomiertheit erspielt und feuern an handmade Actionkino alles ab, was man sich so vorstellen kann. Und das ist eine ganze Menge. Chad Stahelski, der Regisseur der Reihe und ehemaliger Stundcoordinator von Keanu Reeves in Matrix, manifestiert in dieser Reihe quasi sein Lebenswerk und auch der vierte Teil ist ein Feuerwerk an Kreativität und innovativer Action, die man so noch nicht gesehen hat. Es ist zwar tough, sich einen Film von fast 3 Stunden Länge zu geben, in dem fast ausschließlich geschnetzelt, geballert, getreten und geschlagen wird, aber wenn, dann bitte in so einer Qualität! Und zunehmend werden die Sets und die Optik immer pompöser und anschaulicher, das es fast schon ein zenartiger Rausch ist, der einem da begegnet.





17. Creed 3



Adonis Creed is back und auch der dritte Teil nach der Rocky-Ära erzählt einen spannenden Boxerplot über Familie, Freundschaft, Comeback, Wut und Rache. Dabei ist er toll und auch innovativ gefilmt und die Hochglanzbilder und die Art und Weise, wie die Kämpfe inszeniert sind, ragen absolut heraus. Man merkt aber, das Ryan Coogler nur noch ausführender Produzent war, immerhin hat Michael B Jordan diesmal nicht nur die Hauptrolle gespielt, sondern auch die Regie übernommen. Vielleicht war er ein klein bisschen zu selbstgefällig, man merkt es dem Film ein Stück weit an, aber es macht immer noch großen Spaß und auch Jordan hat ein Talent für dieses Medium, das ist klar. Gleichzeitig ist der Film extrem gut besetzt und mit Damian als Gegenspieler ist Jonathan Majors eine absolute Wucht, eine Dampfwalze, deren körperliche Power schon beim Zuschauen jeden Knochen erweichen lässt. Hat mir, wie alle bisherigen Teile, gut gefallen. Danke an Justin und Max für den coolen Abend!





18. Missing



Achtung, der Trailer spoilert sehr viel! 
Dieser Film hat es nur ins Streaming geschafft, ist aber überraschend unbekannt für seine spannende Prämisse: denn dieser wird nur erzählt durch die Perspektive von digitalen Medien gezeigt, sei es am Laptop oder Smartphone und eben Social Media, wir erleben eine spannende Suche nach der vermissten Mutter einer jungen Frau nur durch ihre technischen Gadgets, und das ist wirklich toll auserzählt und richtig spannend umgesetzt. Sicherlich einer der cleversten Thriller der letzten Jahre und gleichzeitig ein Lehrstück für Medienpädagogik und Verantwortung bzgl. unserer Daten im Netz. Sehr sehenswert! 






19. Dungeons and Dragons


Dungeons and Dragons Honor among Thieves schlägt in eine wahnsinnig humorvolle Kerbe wie schon auch Guardians oder Barbie. Klar, er erzählt in erster Linie eine Fantasiegeschichte über eine Bande von Abenteurern in der Welt von Dungeons and Dragons (Nnnneeerdlevel 2000), aber im Kern steht ein humorvoller Abenteuerfilm, irgendwo zwischen Indiana Jones, Guardians of the Galaxy und Oceans Eleven. Kreativ, witzig, emotional und mit sympathischen Schauspieler:innen. Kein riesiger Wurf, aber wirklich unterhaltsam und schön. Gefällig.





20. Mission Impossible Dead Rekoning



Also wenn man meinen Blog schon eine weile verfolgt, weiß man, dass mich Tom Cruise irgendwie in seinen Bann gezogen hat und seine Filme bei mir echt gut wegkommen. Mir ist seine Doppeldeutigkeit und die sehr problematische Rolle im Kontext zu Scientology auch mehr als bewusst, ich empfehle diese ziemlich gelungene Doku von Arte: Tom Cruise: Ein Mann mit zwei Missionen. Hier wird ganz gut klar, was hinter der Person steht, auch wenn es ausspart, was genau bei Scientology so alles abläuft, das ist noch einmal ein Kapitel für sich und mehr als problematisch. 
Doch zurück zum Film: ich bin selbst überrascht, dass ich den neuen Teil nach dem absoluten Überactionhit Fallout nicht weiter oben einordne, doch Dead Reckoning Teil 1 krankt ein bisschen an seinen hohen Erwartungen, die die vorherigen Teile nach und nach geschürt haben. Irgendwie ist die Tonalität hier eine andere und auch die Sorge um die KI als größte Bedrohung für die Menschheit will sich nicht so richtig manifestieren. Gleichzeitig geht der Film sehr lotterlich mit seinen Charakteren um, sie wirklichen nicht konsequent ausgereift und das Ableben eines wichtigen Mitspielers ist so uninspiriert geschrieben wie selten zuvor. Das soll nicht heißen, dass der Film schlecht oder weniger spektakulär wäre als seine Vorgänger, aber nach Top Gun Maverick und MI:Fallout fällt dieser Teil einfach ein Stück weit zurück. Womöglich könnte die unmittelbare Fortsetzung einige Kohlen aus dem Feuer holen, das werden wir wohl erst im nächsten Jahr genau sagen können. 





21. Totem



Dieser Berlinalefilm ist ein sehr bewegendes Stück über den Abschied von eines geliebten Angehörigen. Der Trauer- und Abschiedsprozess ist sehr emotional und nicht ohne, wurde aber wirklich wunderschön umgesetzt und ist sehr ergreifend. Als jemand, der sich für Abschiedsrituale interessiert und dem Tod in so vielen Facetten immer wieder begegnet ist, ist dieser Film ein toll umgesetztes und bewegendes Werk voller Freude, Trauer, Freundschaft, Liebe und Miteinander, aber auch Einsamkeit und Hilflosigkeit. Ein tolles Werk von Lila Aviles.





22. Avatar 2



Dieser Film ist ein interessantes Phänomen. Ich mochte den ersten Avatar Film ein Stück weit, bewegt er sich doch irgendwo zwischen Aliens und Pocahontas und hatte tolle Effekte zu bieten. Aber auch der zweite Teil hat irgendetwas an sich, dass mich nicht so ganz abholt. Zu einfach sind die Gut-Böse Linien gezogen, zu konstruiert wirken einige Dialoge (besonders unter den Jugendlichen, das war cringe pur) und zu sehr auf Liebe und Miteinander geeicht wirkt die Motivation der verschiedenen Gruppen. Das ändert aber nichts daran, dass auch Avatar 2 durchaus enorm viel Spaß macht und unfassbare Bilder zu bieten hat, gleichzeitig merkt man aber auch, dass hier so seltsam es klingen mag, das Medium an seine technische Grenzen kommt. Einige Szenen wirken, als müsste die Grafikkarte wie bei einem Videospiel noch fertig rendern, manche Szenen wirken ruckelig und der Look will mich einfach nicht so ganz abholen. Und wie einfach man den Bösewicht wieder reaktiviert, statt nochmal einen Draufzusetzen, wirkte einfach ein bisschen unmotiviert. Aber: der Film hat epische Proportionen und ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Außerdem mag ich die Message rund um Ökologie und die Liebe zum Wunder der Natur, allein dafür muss man Cameron credits geben...





23. The Hunger Games - The Ballad of Songbirds and Snakes





Der fünfte Teil der Saga springt in die Zeit zurück und zeigt, wie die Ursprünge der Hunger Games entstanden sind und wie die Geschichte seiner Organisator:innen aussieht. In einem verzweigten Spiel aus Irrungen und Wirrungen wird hier eine Beziehung aufgebaut, deren Vertrauen immer wieder aufs neue ausgereizt wird und zu faszinierenden Bindungen führen. Der Film krankt, wie alle Teile, an seiner etwas sehr plastischen Inszenierung seiner Werte und Regeln, der Charaktere und der Messages. Die Welt hat einerseits total viel Charme und einen spannenden Reiz, gleichzeitig wirkt das, was darin passiert, immer auch sehr funktional und instrumentell. Alles was man sieht oder hört hat irgendwie einen Payoff, der aber irgendwie konstruiert wirkt. Nichts desto trotz ist es eine faszinierende Welt zum Eintauchen und wenn man die bisherigen Teile mochte, wird man auch diesen mögen. Nur bitte kein Gesinge mehr, Mary Gray... 





24. The Fablesman



Spielberg inszeniert seine eigene Biografie und das hat mich abgeholt. Zu sehen, wie die Leidenschaft für Film in mitten der vielen Krisen um ihn herum nach und nach erblüht und wie seine Beziehung zu seiner Mutter ihn vielfältig prägt, aber auch die Anmut sowie Fragilität und Gebrochenheit, in der sie dargestellt wird, waren durchaus sehenswert. Mit Sicherheit kein herausragender Spielberg, aber ein tolles Projekt und als Fan von seinen Filmen ein absolut spannender Beitrag.





25. Sonne und Beton



Berlin, die Stadt der Polaritäten. Selten sind Armut und Reichtum so nah bei einander und Felix Lobrecht zeigt anhand seiner Biografie einen Ausschnitt aus diesen Gegensätzen und erzählt eine spannende aber auch drastische Geschichte voller Wut, Orientierungs- und Hilflosigkeit und auch Opportunismus. Eine fast schon typische Geschichte, wie wir sie aus dem Rap kennen und die den Struggle um Anerkennung aber auch Reichtum gut charakterisiert. Das Problem dabei: es ist ungemein stylisch und viel zu positiv besetzt. Als würde man einer Episode GTA zuschauen.  Das liegt vielleicht eher am Geldgeber als an Lobrecht selbst, aber für mich ist das so ernste Thema dadurch schon fast zu einer Glorifizierung der Gewalt geworden. Sicher nicht die Intention des Machers, aber das ist es, was hinten dabei raus kommt. Ändert aber nichts daran, dass Koko und ich eine gute Zeit hatten, vielen Dank für den schönen Ausflug in den Berliner Straßendschungel!






26. Dogman



Luc Besson macht eine Origin-Story eines Superhelden, so wirkt es jedenfalls. Man findet eine ganze Reihe interessanter Versatzstücke, die durchaus nett und stilvoll abgewandelt sind, immerhin ist der Hauptdarsteller Caleb Landry Jones, als queerer Hundefreund absolut brilliant und zeigt einige erinnerungswürdige Auftritte, die innig und toll gespielt sind. Aber so ganz hitten will der Film nicht, wirkt er doch dann wiederum wie Leon der Profi meets jede Comic-Origin-Geschichte, die man je gelesen oder gehört hat. Nur eben mit Hunden. Platte Charaktere und nicht viel Neues sorgen dafür, dass das eigentlich tolle Potenzial nicht genutzt wird. Spaß hats trotzdem gemacht, mein allererster (und leider einziger!) Besuch beim Fantasy Film Fest, danke für die Begleitung, Melanie! :) 





Gurke des Jahres: Die letzte Fahrt der Demeter




Schade. Das durchaus vielversprechende Projekt ist so richtig hart gestrandet. Draculas Überseereise von Rumänien nach England sollte ein spannendes, Alien-artiges Unterfangen sein, bei dem man nach und nach das Erwachen des Vampirlords beiwohnen sollte. Und rein stimmungstechnisch schafft es das sogar eine Zeit lang, leider sind die Handlungen der Protagonisten und die Situationen so hanebüchend, dass jegliche Atmosphäre baden geht und der Film ziemlich früh über die Planke springt. Da kann nicht mal ich eine Augenklappe zudrücken. Schade.




Ein paar Sachen stehen dieses Jahr noch aus. Poor Things, Myasakis "Der Junge und der Reiher", Wonka musste ich aufgrund meiner Corona-Infektion skippen und auch sonst waren ein paar Sachen, die einfach nirgendswo gelaufen sind. Aber all das werde ich noch nachholen und nachliefern, sofern sie hier reingehören! :) 


Favorite Shows

Mein Serienjahr ist dieses Jahr echt überschaubar. Zu wenig Zeit, zu wenig Motivation haben mich mitgerissen, vielleicht kam aber auch gar nicht ganz so viel wie sonst. Die Auswirkungen der Pandemie sind auch hier noch spürbar. Aber ein paar Dinge und auch absolute Höhepunkte gab es dann doch, die ich kurz erwähnen möchte:


The Last of Us



Es ist kein Geheimnis, wie sehr ich The Last of Us als Videospiel geliebt habe und das für mich der zweite Teil zu den Besten Videospielen gehört, die je gemacht wurden. Umso gespannter war ich, wie die Verfilmung aussehen würde. Die Serie wurde eng mit den Spieleproduzenten abgestimmt und in die Hand von Craig Mazin gelegt, der wirklich abliefert. Jede Einstellung hat Bedeutung, der Produktionswert ist immens und sie schaffen es tatsächlich, dem Spiel als Serie neue Facetten abzugewinnen. Bei keiner Folge bleibt ein Auge trocken und die Darsteller:innen überzeugen auf ganzer Linie. Neue Charaktere, neues Drama, neue Events, all das wird subtil eingeflochten und entfalten eine beklemmende wie innige Serie, die ein absoluter Triumph für das das Fernsehen ist. Zu erwähnen ist vor allem Episode 3, die auch als Kenner völlig neue Ebenen erreicht und gleichzeitig dem Grundthema von Naughty Dog bzw. The Last of Us total treu bleibt. Einziger interessanter Effekt: die Serie wirkt, im Vergleich zum Spiel, irgendwie "eng", verkürzt. Wahrscheinlich ist es der Effekt, eine zuvor etwas weitläufigere Welt jetzt in ein lineares Narrativ zu quetschen, aber an diese Seherfahrung muss man sich erstmal gewöhnen. Das schmälert dem Vergnügen aber kaum, für mich eines der absoluten Serienhighlights überhaupt.





Pokerface



Rian Johnson erzählt eine Krimiserie. Natasha Lyonne als supersmarte aber völlig broke Alltagsfrau löst Kriminalfälle. Harmlos, charmant, cool inszeniert. Als würde Tarantino Columbo verfilmen. Die 10 Folgen haben einige herrlich skurrile, vor allem erinnerungswürdige Fälle und Freunde von Glass Onion, Knives Out und Co. werden ihre pure Freude haben! 





BEEF



Wow, was für ein herrliches Gezerre. Diese Serie kam aus dem Nichts, hat sich aber durch seinen visuellen Charme und der ungemein tollen Besetzung sofort in mein Herz gespielt. Das Gezerre der beiden Streithälse Amy und Danny ist köstlich und gleichzeitig wie ein Autounfall, man kann einfach nicht wegschauen. Sehr zu empfehlen und angenehm vielschichtig!




Der Fall des Hauses Usher



Mal wieder Mike Flanagan, der eine Horrorserie inszeniert. Wie immer mit einem charmant grandiosen Cast rückt er diesmal von Stephen King ab und widmet sich Edgar Allan Poe. Dabei verquickt er nicht nur die namensgebende Kurzgeschichte, sondern einen Großteil seines Gesamtwerkes mit modernen Bezügen und die Ushers repräsentieren die Sacklers (siehe The Beauty and The Bloodshed). Episode für Episode wird diese Familie jedoch von einem brutalen Mord heimgesucht, die in bester Poe Manier Atmosphäre und Schauer spiegeln. Ideal für die Spooky Season.





Was hab ich vergessen? Was ist in euren Listen? Was könnt ihr empfehlen? Schickt es mir gern! 

Euch ein wunderbares 2024, auf das sich unsere Pfade mal wieder Kreuzen!

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