favourite movies/shows 2022

most favourite movies/tv shows 2022


Lichtspielhaus in Weimar


OK, na gut, ich mach's. Ursprünglich wollte ich dieses Jahr skippen. Was für eine Grütze in diesem Jahr doch alles passiert und wie viel eigentlich immer wieder eskaliert ist... man wird müde, es zu beschreiben. Danke Putin, danke Corona, danke 2022 und danke all den persönlichen Rückschlägen und gedankendurchwirbelenden kleinen und großen Tragödien in meinem unmittelbaren Umfeld und darüber hinaus. Aber ganz ehrlich: ja, uns hat es arg gebeutelt und viele ringen mit Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, gravierenden privaten Umbrüchen und Schicksalsschlägen. Mein Herz geht raus an alle, die damit ringen oder gerungen haben. Es geht raus an alle Angehörigen, die liebe Menschen verloren haben und an alle, die manchmal dachten, es geht nicht weiter. Aber es geht auch raus an alle, die alles dafür getan haben, Menschen zu helfen, die gerade genau das durchgemacht haben. An alle, die einfach mal auf die Schulter klopfen, die motivieren, die Anteil nehmen und die Hilfe anbieten, wenn man sie am meisten braucht, aber nicht in der Lage ist, danach zu fragen. 

Und ich merke: davon gibt es so viele. So schlimm 2022 auch war, so überwältigend war auch das Miteinander, die Anteilnahme und die Bereitschaft, ein Stückchen zusammenzurutschen, wenn es gerade
nötig war. Die Liste der Menschen, die auch mir durch dieses (und das davor) vermaledeite Jahr geholfen haben, ist wirklich lang und ich möchte nicht anfangen, alle zu benennen, zu groß ist die Sorge, jemanden zu übersehen. Aber mir wird bewusst: so schlecht kann die Welt nicht sein, wenn man von so viel Gutmütigkeit und Offenheit getragen wird. Ich wünsche allen Menschen auch nur halb so viel Support wie ich ihn erhalten habe und ich kann nichts als Dankbarkeit für jede:n einzelne:n von euch da draußen ausdrücken. Herzlichen Dank! Fühl DICH gedrückt! Ja, du! 

Für euch kommt eine Playlist der bedeutungsvollsten 20222-er Songs aus meinem Umfeld. Diese Songs haben euer 2022 geprägt, getragen, glücklich gemacht: vielleicht bedeuten sie ja auch dir etwas? 


Nun aber zu dem eigentlichen Thema, dem Rückblick auf das Film- und Serienjahr 2022. Ich habe gehadert, da ich gar nicht so sehr viel gesehen habe. Und wenn doch, dann oft in ganz anderen Umständen, als ursprünglich geplant. Es gab für mich keine Berlinale in diesem Jahr (nächstes Jahr ist sie wieder fest eingeplant!), dafür habe ich einen eigenen kleinen Filmclub gegründet, der noch am wachsen ist. Daraus entsprungen sind aber schon ein paar sehr unterhaltsame und gemütliche Abende, im Kino, draußen und bei mir daheim.  Und auch unabhängig davon gab es wieder viele kleine und große Anlässe und vor allem liebe Menschen, mit denen ich die Leidenschaft für das Flimmern auf der Leinwand teilen durfte. Fetten Dank also an alle, die meine Sitznachbar:innen waren oder die mir kleine und große Filmperlen herangetragen haben, ihr seid toll!

Daher hier eine Liste an Filmen, die mich in diesem Jahr mitgenommen haben. Ein oder zwei waren gar nicht aus 2022, aber im Großen und Ganzen sollte die Liste korrekt. Fühlt euch frei, mir weitere Empfehlungen zukommen zu lassen oder Meinungen zu den genannten Filmen zukommen zu lassen. 


Filme (2022)


1. Everything everywhere all at once




Leute, schnallt euch an. Hier kommt eine Achterbahnfahrt der wildesten Eindrücke, die ihr je erlebt hat und das macht Everything Everywhere All At Once zum mit Abstand beste Film 2022 (und vielleicht sogar 2021 und 2020). Diese nahezu perfekte Kombination aus Humor, perfekt choreografierter Action, supertollen Darstellenden (Michelle Yeoh und Ken Leong aka Chang aus den Goonies bzw. Shorty aus Indiana Jones und der Tempel des Todes <3 ), Nachdenklichkeit und Herzschmerz weiß komplett in seinen Bann zu ziehen. Was die Daniel Brothers hier abfackeln, wird jede:n nach 30 Minuten komplett magisch in seinen oder ihren Bann ziehen. Ist der Anfang noch etwas verwirrend und man erwischt sich dabei, sich zu fragen, was man hier sieht, beginnt dieser Film sich wie eine Lawine aus Wackelaugen und Würstchenfingern zu einer Naturgewalt zu entwickeln, die immer stringent und nachvollziehbar bleibt und einen dabei in Welten entführt, die man mit Sicherheit noch nie gesehen hat. Unendlich viele Referenzen (Rattatou, Matrix,2001, In the mood for love...) und Hommagen an großes Kino treffen eine so schöne wie herzliche Geschichte über Hoffnung, Familie und den Entscheidungen unseres Lebens. Wenn man Rick & Morty oder diese vielen Multiverse Stories mag, hat man hier seinen Endgegner getroffen. Ich habe für diesen Film nichts als Liebe. Danke an Toni und Luca für diesen wunderbaren Abend, an dem wir das Kino komplett für uns hatten. <3



2. Licorice Pizza




Hach, Paul Thomas Anderson. Seit ich 1999 oder 2000 rum Magnolia in der Krabbelkiste gefunden habe, besteht eine innige Liebe zu dem filmischen Handwerk von dir. Und du hast mich nie enttäuscht. Selten fühlt sich Kino so groß, so eigen, so vielfältig und so verschroben an wie in deinen Filmen. Seien es so intime Geschichten wie Der seidene Faden (so toll!) oder Pornobiografien wie Boogie Nights und natürlich die vielleicht beste Charakterstudie aller Zeiten (There will be Blood!!), du hast bisher nie enttäuscht und den amerikanischen Traum auf so skurrile Weise eingefangen und auf die Leinwand gezaubert. Und auch Licorice Pizza weiß nicht zu enttäuschen. 

Mit dem Sohn von Phillip Seymour Hoffmann folgen wir einem jungen Entrepreneur durch die Ölpreiskrise der 70er und erleben neben einem so noch nie gesehenen Amerika der 70er eine skurrile, nahezu episodenhafte Liebesgeschichte zwischen Gary (Cooper Hoffman) und der zehn Jahre älteren Alana (Haim). Der Cast an famosen Nebendarstellern ist so lang, dass er das Format sprengen würde, die vielen Episoden und skurrilen Anlässe lassen sich nicht beschreiben, aber wer den vielleicht schönsten Filmkuss aus diesem Jahr und die beste "ich laufe meiner Liebe in die Arme" Szene sehen möchte, sollte sich hier unbedingt ein Ticket in der ersten Reihe sichern. Ich habe diesen Film geliebt und Luca, Marcie und ich haben noch lange nach dem Film erzählt und geschwärmt. Danke für das gemeinsame Schwelgen!



3.  Top Gun: Maverick 




Hands down. Ich mag Tom Cruise. Sorry, aber seit ich 6 oder 7 bin und zum ersten Mal Top Gun gesehen habe, war ich von diesem coolen Überflieger angetan. Ich hab schon als Kind alles von ihm geschaut (Rainman, Days of Thunder, Geborgen am 4. Juli, Cocktail usw.), aber Top Gun war irgendwie die perfekte Mischung aus Sunny Boy Feeling am Strand, rasanter Action und markigen Sprüchen und hat meine Freibadsaisons ganz besonders geprägt. Klar, heute ist das cringe pur und unpolitisch und urkitischig, aber als Kind hab ich diesen Luftwaffe-Militärporno eh nicht geschnallt und nur die coole Flugaction ist hängen geblieben. Ich weiß noch, wie ich einem Freund, als er mich gefragt hat, was ich werden will, gesagt habe, das ich Schauspieler werden will, weil man dann wie Tom Cruise einfach alles machen kann, z.B. in Flugzeugen fliegen. Er hat mich ausgelacht und meinte "Du Trottel, das machen die doch nicht selbst!". Es ist, als wäre Tom Cruise durch die Leinwand an meine Seite gesprungen und gesagt "Du Trottel, und ob" und hat dann über 30 Jahre danach die Fortsetzung zu diesem epischen Actionkracher der 80er gedroppt.

Und HOOOOLY SHIT, was man hier zu sehen bekommt sprengt alle Erwartungen. Sehnsüchtig habe ich fast 2 Jahre darauf gewartet, dass das Ding endlich in die Kinos kommt und als ich dann mit Mo und Alex im IMAX in Berlin saß (gleich vor den größten Kinotrotteln der Welt, die betrunken immer wieder dümmliche Kommentare in den Saal gerufen haben), hab ich mich in den Sitz gekrallt und bei Mach 10 meine Kindheit eingeholt, nur 100 Mal lauter und heftiger. Famose Luftaction und ein fetter Sound(track) treffen eine einigermaßen spannende Geschichte um den edgy Maverick, der die Grenzen seiner Vorgesetzten ausreizt und einen Trupp junger Piloten schult, um eine unmögliche Mission (hehe) zu erfüllen. Das hier gezeigte entbehrt jeglicher Beschreibung, wenn die Originalmusik in der Eröffnungszene ertönt, vergisst man seine Ansprüche auf politisch korrektes Kino und lässt sich in eine Welt von Machismo und Action ein. Die der Film übrigens überraschend gut balanciert. Ich hatte unendlich viel Spaß und wohl das beste Actionerlebnis seit Mission Impossible 6 und Dune. Hier wurde Kinogeschichte neu definiert! Unbedingt im Kino ansehen!



4. Beyond the infinite two minutes 




Und noch so ein wunderbares Filmerlebnis. Der Opener meiner ersten Privatvorstellung im kleinen Kreis an filminteressierten Menschen war Beyond the infinite two Minutes, der beim damaligen Schauen extrem gute Chancen auf den Film des Jahres hatte. Diese japanische Perle erzählt in einem (nicht ganz echten) One-Shot (keine offensichtlichen Schnitte) eine wahnwitzige Zeitreisegeschichte eines Barbesitzers, der mit einem Monitor in die Zukunft schauen kann. Daraus entfaltet sich eine wirklich clevere und vor allem charmante Geschichte mit so vielen tollen Einfällen, das man aus dem Schmunzeln, Staunen und Schwärmen nicht mehr heraus kommt. Dieser Film ist wirklich perfekt dafür geeignet, ein paar Freunde einzuladen und gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Eine wahrlich fantastische Inszenierung von jenen, die schon den von mir geliebten One Cut of the Dead auf die Beine gestellt haben. Er ist ungefähr auf dem Charmelevel eines Palm Springs und hat eine sehr eigene Note. Große Empfehlung!



5. Nope




Über diesen Film sollte man so wenig wie möglich wissen. Jordan Peele (Get Out, US/Wir) erzählt einen neuen Mystery-Horrorthriller über einen Mann, der auf seltsame Weise seinen Vater auf seiner Ranch verliert. Die mysteriösen Umstände verdichten sich und er und seine Schwester versuchen, dieser ominösen Sache, die ihre Ranch heimsucht, auf die Spur zu kommen. Was hier an dichter Atmosphäre, wahnsinnigen Bildern und einer sehr skurrilen Auflösung erzählt wird, hat man so noch nie gesehen und war eines der spannendsten und beklemmendsten Kinoerlebnisse des Jahres. Der Film atmet ganz viel "Der weiße Hai", Western und irgendwie auch Tarantino. Nicht zuletzt aufgrund der vielen Anspielungen auf die Filmwelt, die dezidierte Medienkritik und die Art und Weise, wie Medien uns heute prägen. Große Empfehlung!



6. Bones and all




Luca Guadagninos neuestes Werk nach Suspiria, We are who we are und Call me by your Name. Und wie schon diese drei Titel ist auch sein neuestes Werk ein absolut immersives, emotional berührendes und wirklich cleveres Stück über Liebe, Vergebung und der dunklen Seite in uns und wie wichtig es ist, diese zu akzeptieren und zu inkorporieren. In einem sehr brutalen wie zärtlichen Coming-ofAge-Roadmovie Kannibalenfilm geht es immer wieder an die Innereien und das zum Teil durchaus graphisch. Aber dennoch schafft es der Film, nie die Balance und die Tiefe der Charaktere aus den Augen zu verlieren und diese zum Teil ekeligen Szenen zum Selbstzweck verkommen zu lassen.

Mit Sicherheit bietet der Film auch die abgefahrenste Deutung des Ödipuskomplexes, den die Filmwelt bisher gesehen hat. Timothee Chalamet spielt wie immer brilliant, aber auch die Hauptdarstellerin Taylor Russell trägt diesen Film mit einer Leichtigkeit, obwohl ihr Charakter die Schwere ihrer Bürde aus jeder Pore atmet. Wahnsinnig toller Film, der einen noch lange beschäftigen wird und schwer im Magen liegt.



7. The Innocents 




Neben Nope mit Sicherheit der beklemmendste und gruseligste Film des Jahres. Auch hier sollte man nicht zu viel wissen, außer der Prämisse: was wenn Kinder Superkräfte hätten? Dieser Film ist eine superspannende und innige Reflexion über die Abgründe im Kopf kleiner Kinder und dem, was ihnen wichtig ist. Ganz behutsam aber dann auch abgründig balanciert dieser Film zwischen Pippi Langstrumpf und The Boys und macht das ausgesprochen gut. Klingt nach einer verrückten Mischung, aber die zusammengequetschte Hand eures/eurer Partnerin oder Haustier der Wahl werden Bände sprechen. Nichts für zarte Gemüter!



8.Triangle of Sadness




Wer White Lotus mochte, wird diesen zynischen, kapitalismuskritischen Film lieben. Das Leben einer Influencerin, die eine Yachtreise antritt, die so unfassbar schief geht, ist skurril, humorvoll, zynisch, ekelerregend und einfach unglaublich unterhaltsam und auf den Punkt. Nach Höhere Gewalt und The Square ist auch dieser Film von Ruben Östlund wieder eine bitterböse Mahnung an Luxus, Überfluss und dem völlig absurden Treiben jener, die mehr Geld als Verstand haben. Dicke Empfehlung! (Ruhe in Frieden, Charbli Dean)



9. The Batman




Matt Reeves hat die Nachfolge von Christopher Nolan angetreten und mit The Batman eine sehr eigene Vision eines dunklen Rächers verwirklicht, die mehr Nirvana als Hans Zimmer ist und einen unendlich fiesen Riddler als Antagonisten zaubert, der die noch junge Fledermaus durch ein Labyrinth an Rätseln peitscht. Dunkel, atmosphärisch, noiresque, der visuelle Stil ist hier besonders ausgeprägt.

Obwohl ich für Batman so richtig viel übrig habe seit Tim Burtons Variante schon sehnsüchtig auf diese Fassung des Filmes gewartet habe, bleibt er dann leider doch ein Stück weit hinter meinen hohen Erwartungen zurück. Zu oft treibt sich Batman im gleichen Club rum und von den vielen Talenten des Batmans merkt man herzlich wenig. Dennoch, Schauwerte und Inszenierung sind über jeden Zweifel erhaben, 30 Minuten kürzer hätte der Film aber sein dürfen.



10. The Northman 




Robert Eggers ist zurück und zaubert nach The Lighthouse und The Witch wieder einen historischen Schinken. Oh Moment: Historisch ja, aber Schinken? Wohl eher das ganze Schwein, denn The Northman ist eine unglaublich brachiale Inszenierung des Urstoffes von Hamlet und erzählt die Rachegeschichte von Ahmlet (wow, Shakespeare war echt kreativ) zu Zeiten der Wikinger. Durch nordische Fjorde schnetzelt sich Alexander Skarsgard, um den Tod seines Vaters zu rächen. Willem Defoe und Björk nehmen einen mit auf die Reise durch den Norden und der nordischen Mythologie von Odin und co und wir bekommen einen sehr detaillierten, brachialen Racheritt durch die kalten Lande präsentiert, der nicht viel übrig lässt. Die Schauwerte sind immens, inhaltlich ist der Stoff, den Shakespeare so gut anverwandelt hat, hier dann doch nicht so tiefgründig, wie man es vielleicht gehofft hat. Aber allein schon der Vision wegen lohnt es sich, dieses Werk näher anzuschauen.



11. Elvis 




Baz Luhrmann liebt Musik. Sein Romeo und Julia, Moulin Rouge und The Get Down waren neben vielen anderen Werken unglaublich intensive, toll inszenierte und herrlich verspielte Oden an ihre Sujets und so ist auch die Inszenierung von Elvis. Wie ein einziges Musikvideo nimmt uns Luhrmann an die Hand und führt uns durch die Höhen und Tiefen der Biografie von Elvis. Und das ist wirklich beeindruckend in Szene gesetzt und tragisch inszeniert. Vom Hüftschwung über die Drogenexzesse, es ist ein wahrer Ritt an Hochgefühlen, gepaart mit grandiosen Musikszenen und Rückblenden sowie einem superschleimigen Tom Hanks als Tom Parker. Vor allem Austin Butler überzeugt hier als Schmalzlocke! Für Fans sowieso ein Muss aber auch für Freunde von Musik eine absolute Empfehlung! Danke Marcie für die schmachtenden Einblicke und das Seufzen neben mir bei einigen pikanten Tanzszenen.



12. Weißes Rauschen / White Noise




Noah Baumbach inszeniert einen Endzeitfilm über einen amerikanischen Historiker, der sich mit Nazi-Deutschland beschäftigt. Das Wort Inselbegabung fliegt einem unweigerlich durch den Kopf, denn der ganze Film entwickelt sich in sehr skurriler Art und Weise um dieses Talent. Zusammen mit Adam Driver erfahren wir einen Ritt durch die Abgründe der amerikanischen Gesellschaft im Ausnahmezustand, der geprägt ist von Paranoia, seltsamen Dialogen und Szenen, die nicht so ganz zusammenpassen wollen. Und letztendlich hilft ihm sein sehr spezielles Fachwissen doch immer aus der Patsche, irgendwie.

Adam Driver und Greta Gerwig spielen hier ein Paar, dass sich immer wieder über den Tod sorgen macht und ihm dann von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. In einer pynchonesquen skurrilen Welt erleben wir hier einen derangierten Ritt, der doch so viel über unsere Gesellschaft aussagt, auch wenn er in den 80ern spielt. Ich hatte viel Spaß daran, den Film im Nachgang zu interpretieren.



13. Prey




Der Predator ist zurück. Nachdem schon Top Gun ein 80er Jahre Action Franchise erfolgreich wiederbelebt hat, feuert auch Prey aus allen Rohren und bringt das hochnäsige Alien, das aus Spaß und Ehre auf der Erde jagt, wieder zurück. Diesmal legt er sich mit den Lakota-Indianern an, doch dabei hat er nicht mit einer Frau gerechnet, die sich seiner annehmen wird. 

Klar, an den Klassiker mit Arnold Schwarzenegger wird man nicht wieder herankommen, aber was hier inszeniert wird ist die perfekte Mischung aus Predator und The Revenant und hat einige wirklich coole Ideen und Schauwerte. Die Lakota werden hier würdig inszeniert und man hat das Gefühl, dass Trachtenbaum einfach weiß, was er hier macht. Dicke Empfehlung für Fans des ersten Teils, die mit Sicherheit beste Fortsetzung dieses Klassikers bisher!



14. C'mon C'mon




Abends im Weltecho in Chemnitz: Joaquin Phoenix ist in Fleisch gegossenes Charisma. In diesem sehr sensiblen Indiefilm verhandelt er einen Bruder, der unfreiwillig auf das Kind seiner Schwester aufpassen muss und dabei viel über Beziehung, Erziehung und überhaupt die Anwesenheit von bedeutungsvollen Menschen lernt. Dieser Film hat mich an vielen Stellen sehr berührt und stellt eine eher kleine Reflexion über unsere Mitmenschen dar und was uns ihre Abwesenheit sagt. Ich hab mich an viele Situationen aus diesem Jahr erinnert gefühlt und war gleichzeitig zum ersten Mal das Weltecho in Chemnitz besucht und eine tolle Begleitung gehabt, danke sehr, liebe Mandy!



15. The Card Counter




Dieser Film von Paul Schrader hat ein seltsames Pacing und ist so nüchtern wie das Pokerspiel von Profis. Nichts als Zahlen wälzen, Karten zählen und die beste Option suchen. Isaac spielt dabei einen nüchternen Veteranen, der seinen letzten großen Move vorbereitet, nachdem er schuldzerfressen durch sein Leben meandert und mit seiner Vergangenheit klarkommen muss. Diese bitterböse Charakterstudie ist nicht leicht auszuhalten, belohnt aber mit vielfältigen Einblicken in das Seelenleben von Kriegsveteranen und der seltsamen Verwandtschaft zu Glücksspiel, allen voran Poker.



16. Dr. Strange and the Multiverse of Madness




Eigentlich habe ich mit Marvel abgeschlossen. Die Filme hatten ihren Höhepunkt für mich zu Avengers 2, vielleicht noch 3. Und außer diesem hier habe ich mir auch sonst keine Filme in diesem Jahr aus der Reihe angesehen. Aber als ich gehört habe, das Sam Raimi einmal Dr Strange verfilmen würde, nachdem er damals die (für mich beste) Spidermantrilogie inszeniert hatte und natürlich unvergessen die vielleicht beste Horrorkomödie aller Zeiten namens Armee der Finsternis, klang das nach einem perfect match. Und ich bin überrascht, wie gut das funktioniert. Während Dr. Strange durch parallele Welten bummelt und ein untotes Alter Ego heraufbeschwört, um gegen Mächte der Finsternis zu kämpfen und magische Artefakte zu jagen, erlebt dieser Film inszenatorisch absolute Höhepunkte und baut auf vielfältigen Beziehungen auf. Für mich ist dieser Film einer der besten Marvelfilme, weil er ganz klar Raimis Handschrift trägt und wirklich viel Charme und Charisma aufbaut, was man sonst in diesen Filmen ja eher vermisst.



17. One fine Morning / An einem schönen Morgen 




Da hat man schonmal Besuch, da kommen nur Gurken im Kino. Na gut, und dieser hier. Mit Lea Seydoux macht man aber nicht viel falsch, dachten wir uns. Und sie ist mit Abstand das Beste am Film. So verkörpert sie eine junge Mutter, die ihren Mann vor ein paar Jahren verloren hat und seitdem eine alleinerziehende junge Dame ist, die verlernt hat zu lieben. Bis sie einen alten Freund ihres Mannes wieder trifft. Parallel kümmert sie sich um ihren Vater, der durch eine schwere Krankheit sein Gedächtnis verliert, als Philosophieprofessor also mehr als nur ein einfacher Schicksalsschlag. Rein thematisch bewegt sich der Film vielschichtig auf sehr vielen Ebenen, die mir gar nicht so fern sind und ich konnte an vielen Stellen sehr gut anknüpfen an das, was hier verhandelt wird. Aber inszenatorisch und erzählerisch steht der Film zu dieser eigentlich tollen Rahmenhandlung und verhindert, das man sich das Thema anverwandelt. Unglaublich dröge anmutende Ideen und eine eher sprunghafte statt konsistente Erzählweise helfen nicht unbedingt dabei. Nichts desto trotz versteht sich der Film immerhin als Drama und legt sein Sujet auch dar, ein bisschen mehr Feinschliff wäre aber doch noch drin gewesen, dann wären auch Jana und Mo glücklich gewesen. Schön war der Abend trotzdem! ;)



18. X





Ti West ist zurück. Nach House of the Devil, The Inkeepers und The Sacrement blieb es eher ruhig um diesen begnadeten Horrorregisseur, doch dieses Jahr legt er gleich zwei Grundsteine für eine neue Trilogie. Mit X und Pearl kommt ein interessantes Horrorprojekt in die Kinos, das viele interessante Ebenen aufmacht und spannende Themen verhandelt (Altern, Pornografie, Sexuelle Erfüllung, Prüderie). Leider bleibt der Film aber hinter den großen Atmosphärebomben zurück, die Ti West noch so inszeniert hat. So gut Mia Goth in ihrer Doppelrolle auch ist, der Film hält nicht ganz dieses stimmige Niveau des Beginns, dabei bietet er so viele Interpretationsraum und tiefgründige Referenzen. Wie gut Pearl ist, kann ich noch nicht sagen, doch auch dieser ist zum Teil schon zugänglich und wird nachgeholt. :) Shout outs an mich selbst, der allein in Berlin ins Kino geht... 




Honorable Mentions

Da gabs ja dann doch noch ein paar Filme, die ich kurz anreissen möchte. Manche waren gut, manche nicht so... Hier wisst ihr, wieso (nicht).

Uncharted




Uncharted ist ein Videospiel und ein einziger Ritt an eskalierendem Abenteuer. Und das ist der Film auch, nach einer kleinen Eingewöhungsphase. Viel Geschnatter und Mark Wahlberg als Sulley sind jetzt nicht die erste Assoziation, aber es ändert nichts daran, das der Film dann doch viel Spaß macht und gerade das Ende nochmal so drüber ist, aber gleichzeitig irgendwie auch überzeugen kann. Richtig empfehlen kann ich ihn nicht, er gehört sicher zur B-Riege des Actionkinos, aber er dient perfekt als Sprungbrett für einen wirklich guten Abenteuerfilm: Tim und Struppi von Peter Jackson und Stephen Spielberg! Dicke Empfehlung für dieses Aninmationswerk ;)



Drive my Car




Dieser Film würde wahrscheinlich in meinen Top 5 landen. Aber irgendwie fehlen mir 30 Minuten vom Ende. Denn ich hab den Film nach einem laaaangen (Basketball-)Tag geschaut und bin dabei einfach mehrfach eingepennt (sorry Jana!). Aber ich fand ihn unglaublich gut gespielt. Es gab so viele markante Charaktere und eindringliche Bilder sowie sehr tiefgründige Reflexionen über Tod und Abschied nehmen. Sehr charismatische Verfilmung eines weiteren Murakami, der schon im Jahr davor mit Burning eine tolle Vorlage als Film verzeichnen durfte. Sehr zu empfehlen, aber auch nicht ohne bei einer Laufzeit von 3 Stunden!




Serien 2022

Das Seriengame ist nach wie vor stark bei mir, auch wenn ich dieses Jahr nicht so viel Zeit hatte, um mir viele anzuschauen. Ein paar haben es dann aber doch geschafft, diese möchte ich hier kurz vorstellen!


Star Wars: Andor





Die für mich vielleicht größte Überraschung des Jahres ist Andor. Die Serie charakterisiert den Aufschwung des Imperiums und damit einhergehend die Entstehung des Widerstandes, den irgendwann einmal Luke Skywalker anführen wird. Im Mittelpunkt steht dabei Cassian Andor, ein Charakter aus Rogue One, der sich hier noch seine Sporen verdienen muss und durch eine Reihe von Zufällen durch die Machenschaften des faschistischen Imperiums stolpert und nach und nach zu einem der Galleonsfiguren des Widerstandes wird. Diese Serie bietet so viele tiefgründige Einblicke in ein autoritäres Regime, die Motivation hinter der Rebellion, unfassbare Schauwerte, herzerweichende Charaktere, clevere Dialoge und spannende Momente, für mich auf jeden Fall die beste Serie 2022!



We own this City





David Simon hat nach The Wire noch einmal das Thema Baltimore angefasst und die Polizeigewalt der vergangenen Jahre biografisch aufgegriffen. Bernthal mimt einen korrupten, selbstgerechten Cop, der versucht, in seiner Stadt nicht nur Recht und Ordnung durchzusetzen, sondern dabei auch total eskaliert in willkürlicher Selbstjustiz. Die Serie erreicht zwar nie noch einmal das Level von The Wire, aber hier stehen andere Aspekte im Mittelpunkt und die sind mindestens genauso wichtig.



Ringe der Macht




Die Herr der Ringe - Trilogie ist wahrscheinlich eine der würdigsten Filmmonumente in diesem Jahrtausend und Amazon hat versucht, daran anzuschließen und die Entstehung der Ringe zu inszenieren. Die vogelwilde Vorlage macht das nicht unbedingt leicht, ist es doch eine teils wirre, komplexe Angelegenheit, aber die Serie nimmt sich den wichtigsten Punkten an und erzählt die vor allem herausragend inszenierte Odyssee von Galadriel, die dem aufkeimenden Sproß des Bösen bereits ahnt. Doch niemand glaubt ihr und so macht sie sich auf eine abenteuerliche Reise, um für Unterstützung und Widerstand zu werben. 

Ich fand diese Serie wirklich sehr gelungen, merke aber, dass sie viele abgehangen hat, einfach, weil es mehr oder weniger parallel zu dem Game of Thrones Nachfolger (oder Prequel) lief und einfach schon so viel Zeit seit den Filmen vergangen ist. Viele Zusammenhänge erschließen sich nicht für das Publikum, das nur die Filme kennt. Als Buchkenner und Fan merkt man hier aber die Vielschichtigkeit der Erzählung. Gleichzeitig sind die künstlerischen Freiheiten, die man sich dann erlaubt, auch gleich wieder ein Haar in der Suppe für Fans. Es ist wahrscheinlich sehr schwer, es jedem recht zu machen. Nichts desto trotz löst die Serie ihre Herausforderungen hervorragend und erzählt eine vielschichtige Geschichte über Heldentum. Ich habe es geliebt, mit Marcie in den Büchern nach Hinweisen zu stöbern und jeder Folge entgegenzufiebern. Danke für diese schöne Zeit!



House of the Dragons




Game of Thrones ist zurück. Und zum Glück sind die enttäuschenden letzten Staffeln der Originalserie nicht der Wegweiser für The House of Dragons. Denn was hier an politischen und persönlichen Abgründen aufgetan wird, ist wahrlich fantastisch angelegt und nimmt sich genügend Zeit. Wahnsinnig gute Dialoge, tolle Darsteller:innen und eine Vielzahl an denkwürdigen Szenen prägen diesen Einblick in Erbpolitik, von der ich ein ganz persönliches Lied singen könnte (Ein Lied von Enttäuschung und Nerverei, bald auf HBO). Sehr zu empfehlen!



White Lotus (Staffel 2)




Ich hätte nicht gedacht, dass die zweite Staffel unmittelbar da weiter macht, wo die erste aufgehört hat. Diese wirklich super erzählte Serie führt die Abgründigkeit von Überfluss, Luxus und mangelnder Umsicht hervorragend vor und schafft es dabei, locker flockig spielerisch Psychogramme von (Möchtegern-)Reichen zu entwerfen. Sehr zu empfehlen!





Das war es also, mein Filmjahr 2022. Es gab noch einige weitere Einträge und schöne Momente, aber ich hab mich hier bewusst auf aktuelle Sachen bezogen. Schick mir gern deine Eindrücke, Empfehlungen und Tipps, ich freue mich über Anregungen und Kritik. 




Kommentare

Beliebte Posts