slow dancing society

slow dancing society. So heißt mein neuer Mix, meine erste Zusammenstellung von Musik seit fast einem Jahr. Und irgendwie beschreibt dieser Titel auch die Zeit bzw. das Phänomen seit meiner Rückkehr ziemlich treffend. Denn ich bin extrem langsam darin, wieder in einen richtigen Trott zu kommen, um die Vorzüge der Heimat in seiner Gänze zu genießen und richtig anzukommen. Ich selbst scheine mich in Zeitlupe zu bewegen, ich tapse durch die Welt wie eine Schildkröte, die versucht, eine Autobahn zu überqueren. Alles rast um mich herum und ich hetze einem Termin nach dem nächsten hinterher, ohne wirklich mein Ziel zu erreichen.

Neuseeland war in diesem Zusammenhang ein bisschen wie die Serie Lost. Wohl behütet auf einer Insel, die scheinbar von einer unsichtbaren Glocke umgeben war, blieben mir die Mehrzahl der Eindrücke fern und liesen meinen Geist gemächlich die Welt nach meinem eigenen Tempo erkunden. Seit meiner Rückkehr ist es nun aber eher das Diktat des Alltags, welches stakkatoartig Termine, Verpflichtungen und Eindrücke auf mich einprasseln lässt, während ich noch im Müßiggang vor mich hin träume.

Ich weiß auch nicht genau, ob es an diesem rasenden Tempo lag, aber seit dem hat mich die Muse auch nicht mehr geküsst, kein kreativer Gedankenblitz wollte mich heimsuchen, um diesem Blog neues Leben einzuhauchen. Die letzten Beiträge waren eher ein Schwelgen in der Vergangenheit, was sich aber irgendwie nicht richtig anfühlen wollte. Ich möchte nicht in der Vergangenheit leben, wo es doch auch im Jetzt so viele schöne Sachen zu entdecken gibt. Doch dazu brauchte es erst einmal viel Leerlauf um mich mit dem Tempo meiner Umwelt zu synchronisieren. Manchmal ist es gar nicht so leicht, wenn man seine Tagträume ausgelebt hat und der Fixpunkt am Firmament verschwindet, während sich die Welt weiter dreht. "The world has turned and left me here" haben Weezer einmal gesungen, und jetzt verstehe ich auch ein bisschen wie Rivers Cuomo sich wohl gefühlt hat.

Um aus diesem Tempo auszubrechen habe ich nun diesen entschleunigten Mix gebastelt, der die regnerischen Tage und die Zeit in der überfüllten U-Bahn dämpft und in Watte verpackt. Ein Mix, in dem man sich wie ein kuscheliges Kopfkissen sinken lassen kann und einfach tief durch atmet. Er markiert zudem den Beginn meiner zweiwöchigen Radreise nach Kopenhagen. Knapp 800 km lang nur das eigene Tempo diktieren, die Welt entdecken und bei sich sein. Und wer weiß, vielleicht ist es auch eine Reanimation dieses Blogs, den ich gerne zu neuer Blüte verhelfen möchte.



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