Abenteuer im Süden

Es ist schon verrückt. Der letzte Eintrag dreht sich um Abschied nehmen und dem Ausdünnen des Landes, dem Gefühl, dass sich etwas dem Ende neigt und aus dem Nichts schlagen Wellen der Euphorie in meine kleine Brandung. Alles beginnt durch einen seltsamen Physiker, der meint, alle Menschen aufklären zu müssen über Themen wie objektive Realität, Sklaverei und Kabarett. Da ich seine Behauptungen nicht im Raum stehen lassen wollte, quetschte ich mich in die Diskussion zwischen ihm und einer Zimmermitbewohnerin. Aus einer langen Diskussion in der Nacht entspringt dabei eine fantastische Konversation mit Melissa, einer bezaubernden jungen Irin, die vom frühen Morgen an beinahe vierzehn Stunden am Stück mit mir diskutiert, lacht und ihr Herz öffnet. Gemeinsam beschließen wir mit ihr und einem sympathischen Engländer namens John sowie Elli, der Exilhamburgerin die mittlerweile in Island lebt, in den nahegelegenen Nationalpark zu fahren, von dem ich seit geraumer Zeit so sehr schwärme. Mit tollen Diskussionen und aufmerksamen Herzen laufen wir durch den Park und erleben einige fantastische, lebensbejahende Momente und kommen uns näher. Die nächsten zehn Tage verbringe ich mit Melissa in der wohl romantischsten Umgebung, die man sich vorstellen kann. Schaukeln unter goldenen Bäumen vor einem Bergpanorama, einsame Bänke umgeben von Fantail-Vögeln, feuerrote Sonnenuntergänge die ein Lächeln ins Gesicht zaubern und lachende Herzen die sich in einander verschlingen. Glücklich und erfüllt saugen wir den Duft des Herbstes ein und genießen Neuseeland in seinen vollen Zügen.

Doch die Gemeinsamkeit ist nur von kurzer Dauer, Melissa muss zurück nach Europa denn die Arbeit wartet. Ein schmerzlicher Abschied, der mich aber unglaublich erfüllt zurück lässt. In ein paar Wochen werden wir uns wiedersehen.













Etwas angeschlagen, jedoch mit gefülltem Herzen begegne ich tags darauf einem weiteren Mitbewohner aus Großbritannien. Roman ist am Ende seiner Weltreise und möchte eigentlich nur einen Tag in Wanaka verbringen. Aus seinen Reiseerfahrungen entspringt erneut eine hochphilosophische Diskussion, ironischerweise wieder über objektive Realität, aber auch über die Seele, Konzepte menschlicher Wahrnehmung, Geschichte und Politik. Während der Diskussion kommt Kelsi, eine weitere neue Mitbewohnerin aus Kanada in den Raum und schließt sich voller Aufmerksamkeit unserer Diskussion an. Nach 3 Stunden merken wir, dass wir eine tolle Gruppe sind und beschließen, die nächsten Tage gemeinsam in Wanaka zu verbringen. 
Aus diesem Gespann entspringt nach und nach wie ein Lauffeuer eine immer größere Gemeinschaft. Lily, eine photographiebegabte und herzallerliebe Seele aus Großbritannien wird genauso Teil unserer Gruppe wie Emma, eine talentierte und herzerweichende Singer-/Songwriterin aus Australien. Es schließen sich uns noch Jack, Rob, Vinney, Tom, Sam, Sophie, Peggy und ein weiterer Jack an, gemeinsam wandern wir, streifen durch die Nacht und mampfen Cookies, spielen Frisbee-Golf und kochen. Unser größtes Mahl ist ein Gemüsecurry mit Applecrumble und Eis als Nachtisch. Da wir zu viel gekocht haben, laden wir das gesamte Hostel ein und sitzen in einer riesigen Gruppe gemeinsam und reden über Gott und die Welt.





















Aus diesem Hochgefühl des Glücks beschließen Emma, Kelsi und ich, gemeinsam einen Roadtrip zu machen, anstatt jeweils allein durch die Welt zu juckeln. Da ich die Region schon gut kenne, mime ich den Reiseführer und zeige den beiden die Perlen der Südinsel und entdecke dabei ganz neue Fassetten Neuseelands, aber auch von uns selbst. Gemeinsam sitzen wir Abends am Feuer in einem Hostel direkt neben einer Hirschfarm ganz für uns allein, trinken ein Glas Wein und lassen unsere neue Freundschaft aufleben. Wir erzählen die kommenden Nächte durch, schauen Sonnenauf- und Untergänge an und erfreuen uns an der wunderbaren Landschaft des Fjordlands und den Catlins. Unterlegt wird unsere Reise von unserem gemeinsamen Musikgeschmack, der mich glatt zu Hause fühlen lässt. Neue und alte Musikperlen verschmelzen ineinander und bieten den perfekten Soundtrack für eine Rundfahrt von guten Freunden, entlang an wunderschönen Küstenabschnitten, Tälern, Wiesen und Wäldern. Hin und wieder packt Emma ihre Gitarre aus und singt uns eines ihrer sehr persönlichen Lieder.



In Dunedin angekommen streunern wir durch die Stadt, erleben kleine Abenteuer, Schicksale und lustige Episoden (mein erster Karaokeabend in einer öffentlichen Bar und ein seltsamer Anmachversuch einer Stripperin) und betrachten die Kunstgalerie. Wir lassen den letzten gemeinsamen Abend mit viel Melancholie, aber vor allem Freude ausklingen. 
Am nächsten Morgen geht es nach einem ausgiebigen Frühstück gemeinsam mit Emma von Dunedin nach Christchurch, dabei kommt der Sonnenaufgang während der Fahrt entlang der Ostküste nur gelegen und entkrampft unsere sinnierenden Köpfe mit wunderschönen Strandabschnitten. Die Fahrt dauert gute 8 Stunden, wir machen einige Stopps und erzählen uns die Seele vom Leib, um letztendlich Good bye zu sagen.
Emma fliegt von Christchurch nach Hause und auch für mich heißt es nun, den Weg Richtung Norden anzutreten. Dazu muss ich nach Picton um von dort zur Nordinsel überzusetzen. Ich versuche daher, so weit wie möglich noch am gleichen Tag nach Norden zu trampen, vielleicht Kaikoura, was auf halbem Wege liegt?
Keine Chance. Es wird dunkel, wirklich kalt und meine (mittlerweile löchrigen) Schuhe ziehen wie Hechtsuppe. Im Laternenlicht strecke ich die Daumen und entwerfe Strategien, wie ich günstig irgendwo unterkommen kann oder mein Zelt aufbaue, wohl wissend, das es recht kalt werden würde.
Nach zwei Stunden stoppt dann doch ein Auto. Jaydee, ein Maori. Er muss die Fähre in Picton kriegen, die 21.45 Uhr fährt. Wir haben es 18.30 Uhr, das wird knapp! Mit atemberaubendem Tempo, welches durch Maorigeschichte verschmückt wird, erreichen wir Picton 21.40 Uhr, gerade noch rechtzeitig. Hier trennen sich unsere Wege, mein Herz schlägt ca. eine Millionen Schläge pro Sekunde und meine Haare wirken irgendwie contra Gravitation. Als ich im Hostel ankomme, bekomme ich einen Gratis Applecrumble und denke an die fantastischen letzten Tage, an Emma und Kelsi und unsere herrlichen Abenteuer. 
























































Hier habe ich wieder zwei neue Freunde fürs Leben gefunden.


Kommentare

  1. Hört sich an, als hätte sich da jemand auf der Reise verliebt. ;-)
    Ich will auch Gemüsecurry! xD Muss mir jetzt erst mal was zu Essen suchen. ;-)

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    1. hihi, ich hoffe du hast was essbares gefunden ;)
      und irgendwie ja. wobei ich noch nicht genau weiß, wie und was da vor sich geht. das ganze ist gerade eher ein schleier der ungewissheit (für mich), keine ahnung was das bedeutet.

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    2. Vielleicht klären sich ja einige Dinge, wenn du sie in ein paar Wochen wiedersiehst. Aus der Ferne ist das immer schwierig. ;-)

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