Einen schönen Klaustag
Hier ist mein Vater zusammen mit mir beim Phil Collins Konzert. Nicht, weil er ihn unbedingt sehen wollte, sondern weil ich den so gerne mag und seine Musik auf eine Zeit verweist, in der wir noch eine große Familie hatten. Das Konzert war schon magisch. Die Autofahrt dahin haben wir viel über seine Freunde von früher erzählt, die Musik, die er in der Jugend gehört hat, haben gelacht und mit Tausenden von feuerzeug- und handyschwingenden Fans beim Konzert geschwelgt. Ich bin froh, dass wir solche Erfahrungen machen konnten, auch wenn unsere Beziehung nicht immer so einfach war. Aber welche Vater Kind Beziehung ist das schon? (Wenn man denn einen Vater hat. Mein Herz geht raus an alle, die so etwas vielleicht gar nicht (mehr) haben).
Aber warum sollte man solche Beziehungen nicht aktiv verbessern? Wenn ich eines gelernt habe durch die vielen schmerzlichen Verlusterfahrungen aber auch in meiner Zeit im Jugendzentrum (shout out an alle Eastside Kids und Lieblingsmenschen, mit denen ich dort ein bisschen die Welt verändert habe (Geodome, ein Monument aus Stahl für die Ewigkeit <3 ), dann, das wir im Hier und Jetzt leben und unsere Beziehungen um uns herum, ganz besonders die zu so bedeutungsvollen Menschen wie unseren Eltern oder Kindern aber auch Freundinnen und Freunden, aktiv gestalten können.
Ich habe so viele schöne Erinnerungen daran, wie mein Vater mich zu Konzerten und Veranstaltungen (Deftones 13.März 2021 in der Columbiahalle mit Linkin Park als Vorband!!!) gefahren hat und mir damit eine der prägendsten Konzerterinnerungen ermöglicht hat, obwohl es für ihn wahrscheinlich super uninteressant war. Und doch gibt es neben dem Event selbst ja so viel mehr. 1996 etwa sind wir 6 Stunden nach Köln zur Star Trek Convention gefahren, nur, damit ich den nerdigsten Kram ever anschauen konnte. Für ihn war das sicherlich ein bisschen Käse und Quatsch, aber er hat es einfach gemacht und mich damit zum Leuchten gebracht und unsere Beziehung langfristig so sehr verbessert, weil mir so viele wertvolle Erinnerungen an diesen Tag bleiben. Und ich liebe Science Fiction heute noch und habe dadurch so viel gelernt. Mir bleiben unzählige dieser Erinnerungen, aber oft gehen sie im Alltag einfach unter. Das liegt auch daran, dass ich nicht mehr viele Menschen in seinem Umfeld hat, mit denen man diese Erfahrungen teilen kann. Und über Tod und Trauer zu erzählen ist für viele auch gar nicht so leicht.
Aber vielleicht muss Trauer und Tod auch nicht das Thema sein. Vielleicht habt ihr ähnliche liebe Erinnerungen mit Menschen, die noch leben und auf die ihr vielleicht mal wieder zugehen solltet.
Daher mein Wunsch: nehmt doch diesen Tag zwischen Vater- und Muttertag als Anregung um zu überlegen, welchem Menschen ihr heute oder in naher Zukunft einen besonders schönen Moment schenken wollt. Etwas Zeit spenden, nur, um dem Anderen eine Freude zu bereiten. Oder einen schönen Ausflug planen oder einfach anrufen und in der Biografie buddeln. Wann nimmt man sich schon die Zeit? Wer Lust hat und wem es nicht so privat ist, darf dies gerne mit mir teilen, ich höre gerne zu und freue mich darüber.
Das bringt mich auch zu meinem letzten Gedanken: Als ich vor drei Jahren meine Erfahrung geteilt habe, sind sehr viele Menschen auf mich zugekommen und haben mir mitgeteilt, dass sie ihre Eltern angerufen haben oder die Beziehung zu ihren Kindern / Mitmenschen jetzt anders sehen. Das sie einfach angefangen haben ihnen mitzuteilen, wie wichtig sie ihnen sind. Das war unglaublich hilfreich für mich und eine schöne Erfahrung. Daher ein großes Danke dafür und auch an alle, die mich in den letzten drei Jahren so sehr unterstützt haben und mir ein offenes Ohr, einen Spaziergang oder eine Schulter zum anlehnen geboten haben, ganz besonders euch, Marcie und Mandy. Das war sicherlich nicht immer leicht, aber es bedeutet mir so viel und es hat mir ein neues Fundament gegeben, wo lange Zeit ein großes Loch klaffte...
Euch allein einen schönen Klaustag
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